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  4. Renzo Blumenthal: Ex-Mister-Schweiz über Agrarpolitik & Bauernhof
Renzo Blumenthal

«Ich bin die beste Kuh im Stall»

In Bern sorgt diese Woche die Agrarpolitik für rote Köpfe. Der berühmteste Bauer der Schweiz, Renzo Blumenthal, weiss, wie die Landwirtschaft Zukunft hat.

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Aufschnitt, Bergkäse, Bier, Honig, Eingemachtes und Süsses. Im Hofladen von Bio-Bauer Renzo Blumenthal gibt es alles, was der Bauch begehrt.
Kurt Reichenbach

Renzo Blumenthals Sohn Moreno ist ganz versessen auf Stallarbeit. Es könnte also gut sein, dass der Dreieinhalbjährige in Zukunft mal in die Fussstapfen seines berühmten Papas treten wird. Und seinen Beruf als Biobauer, so der ehemalige Mister Schweiz, könne er mit gutem Gewissen weiterempfehlen. Das, obwohl sich die Bauern heute immer wieder neu orientieren und umstrukturieren und um den Milchpreis und Direktzahlungen kämpfen müssen. «Wir haben einen leistungsstarken, zukunftsorientierten, innovativen Betrieb. Die Voraussetzungen, um längerfristig gut zu wirtschaften», sagt er im Gespräch mit der «Schweizer Illustrierten». 

Renzo Blumenthal, 35, hat den Hof von seinen Eltern übernommen. Seitdem hat sich viel verändert: «Es ist alles grösser, rationeller und intensiver geworden. Mein Vater hatte sechs Kühe und und hat sie von Hand gemolken. Heute haben wir 90 Kühe und 30 Schweine und bewirtschaften 52 Hektar Land, da muss alles schneller gehen.» Logisch, interessiert er sich da auch für die Zukunft der Agrarpolitik, über die das Parlament diese Woche debattiert. 

Dass es zum Teil einschneidende Veränderungen geben wird, ist ihm bewusst, doch es beruhigt ihn zu wissen, dass die Landwirtschaft in den Berggebieten durch die neue Agrarpolitik gestärkt wird. «Voraussichtlich wird mehr auf Ökologie gesetzt, das machen wir hier ohnehin.» Im Flachland jedoch seien zu viele ökologischen Auflagen nicht angebracht. «Dort sollte man mit Vollgas produzieren können.»

Renzo ist äusserst geschäftstüchtig. Im Hofladen im Haus seiner Eltern verkauft Mutter Carmen, 59, die ganze Produkte-Palette ihres Sohnes: Käse, Renzos Fleischlinie und sein Bier. Dazu Honig, Birnbrot, Nusstorte, Sirup, Konfi, Eingemachtes und vieles mehr, hausgemacht von Carmen und Renzos Gattin Ladina, 29, oder von befreundeten Betrieben im Tal. Dank seines Mister-Titels gehen die Produkte wie warme Weggli über den Ladentisch. Wie viel genau er mehr verkauft, kann Renzo nicht sagen. Er weiss aber, dass er als Ex-Mister die beste Kuh im Stall ist. «Ausserdem bin ich oft an Events präsent, meinen Käse gibt es in mehreren Zürcher Restaurants, und demnächst eröffnen wir einen Shop im Heidiland.»

Die Weichen für ein rosiges Leben als Bauer sind also auch für den kleinen Moreno und seine einjährige Schwester Lena-Priscilla gestellt. «Denn heutzutage», sagt Renzo, «ist die Arbeit auf dem Hof nicht mehr die gleiche wie vor 50 Jahren.» Daher hätten sie nun sogar schon zum zweiten Mal eine Lehrtochter. Bei der Frage, was seine Kinder dereinst tun müssen, damit der Betrieb auch weiterhin floriert, muss Renzo lachen: «Auf mich hören!» Dann hätten sie nämlich keine Sorgen.

Erfahren Sie, was Renzo Blumenthal noch von der Agrarpolitik-Debatte hält. Zu lesen in der aktuellen «Schweizer Illustrierten» Nr. 38 - erhältlich ab Montag, 17. September, am Kiosk und auf Ihrem iPad.

 

Von CH am 18. September 2012 - 02:00 Uhr, aktualisiert 21. Januar 2019 - 00:04 Uhr