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Das persönliche Interview

Milena Moser: «Ich würde sofort wieder heiraten»

Sie hat in der Wüste ihr Glück gefunden: Bestsellerautorin Milena Moser liebt ihr neues Leben in den USA und ihren Freund Victor. Im Gespräch verrät sie, wie sie vom Aussenseitermädchen mit Blümchentapete zur unverbesserlichen Optimistin mit Faible für Collagen wurde.

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Milena Moser Freund

Seit 2015 lebt Autorin Milena Moser, 55, in Santa Fe in New Mexico. Bei ihrem Partner Victor-Mario Zaballa, 62, hat sie sich ein kleines Schreibhaus eingerichtet. Seit sie im Wilden Westen lebt, reitet die Zürcherin wieder.

Instagram/Milena Moser

Milena Moser, in Ihrem neuen Roman geht es um Resilienz, also um die Fähigkeit, mit schlimmen Rückschlägen positiv umzugehen: Sind Sie eine resiliente Person?
Ja. Ich bin eine unverbesserliche Optimistin und Romantikerin. Ich bin zweimal geschieden, aber ich würde sofort wieder heiraten. Ich glaube an die Liebe und die Möglichkeit, glücklich zu sein.

In Ihrem Buch spielen Männer die Hauptrolle. Würden Sie auch über Ihren Partner Victor schreiben, der indianischer Abstammung ist?
(Lacht.) Nein. Da könnte ich nur schreiben, er sei ein super Mann und mache mich glücklich. Aber Victor beeinflusste das Buch. Über indianische Kultur und Geschichte zu schreiben, hätte ich mich nicht getraut, wenn er das nicht gutheissen würde.

Als Sie Kind waren, was hat Ihre Mutter Ihnen da immer gesagt?
Mach das Licht aus! Ich las abends immer noch lange.

Erinnern Sie sich an Ihren ersten Schulschatz?
Ich hatte keinen. Bis zur sechsten Klasse war ich eine richtige Aussenseiterin. Aber ich schwärmte oft aus der Ferne.

Ich wäre ein rote Kaktusfrucht

Als Sie 16 Jahre alt waren, wie sah da Ihr Zimmer aus?
Herrje. Ich fürchte, da hatte ich noch diese altrosa geblümte Laura-Ashley-Tapete. Das Zimmer unterm Dach war klein. Schrägen habe ich immer noch gerne.

Wann haben Sie zuletzt etwas Selbstgebasteltes verschenkt?
Eine Geburtstags-Collage an Victor. Ein absolutes Kunstwerk aus Fotos, Zeitungsausschnitten, Trockenblumen und Bändern.

Welches Gemüse sollte verboten werden? Und was für eine Frucht wären Sie?
Ich mag alle. Ich wäre eine rote Kaktusfrucht. Sie sind aussen stachelig, aber innen ganz süss.

Haben Sie ein schlechtes Gewissen, wenn Sie den Teller nicht leer essen?
Nein. Essen wegwerfen stört mich. Aber wenn ich es noch esse, obwohl ich nicht mehr mag, ist es genauso verschwendet. Es geht einfach noch durch mich durch.

Sind Sie der Typ Autorin, der im Schreibfluss das Essen vergisst?
Das kommt vor. Aber zum Glück ist Victor ein guter Koch. Er sorgt für mich. «Milenita, ich habe hier zwei Quesadillas für dich.»

Ich bin keine Frau, die zurückschaut und bereut

Wo am Körper tuts Ihnen weh?
Heute am linken Knie. Ich bin alt, keine Ahnung warum.

Haben Sie einen Organspendeausweis?
Ja. Ich glaube zwar, dass meine Organe schon zu alt sind, um noch von Nutzen zu sein. Ich weiss aber um die Wichtigkeit. Gerade weil ich mit einem Mann lebe, der eine Spenderniere bekommen hat.

Können Sie sich vorstellen, Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen?
Vor ein paar Monaten verlor ich einen Freund an den Krebs. Am Ende stellten die Ärzte die Geräte ab. Es ging trotzdem noch sehr lange, bis er gehen konnte. Sollte ich in diese Situation kommen, wünsche ich mir, das Leiden abkürzen zu können.

Welche Musik soll an Ihrer Beerdigung gespielt werden?
(Lacht.) «I Will Survive» von Gloria Gaynor. Das ist eines meiner Lieblingslieder. Meine Beerdigung sollte daran erinnern, dass das Leben weitergeht.

Die bisher beste Idee Ihres Lebens?
Ich hatte viele gute Instinkte. Ich sage Ja zu Dingen, mit denen andere hadern würden. Eines war, mich auf Victor einzulassen, obwohl er schwer krank ist.

Und Ihre dümmste Idee?
Ich bin keine Frau, die zurückschaut und bereut. Am Ende kommt stets alles richtig. Deshalb sind auch dumme Ideen gute.

Welche Eigenschaften haben Sie Ihren Kindern vererbt?
Wenn ich meine Söhne Lino und Cyril anschaue, sehe ich keine grossen Ähnlichkeiten. Sie sind schon seit ihrer Geburt eigene Charaktere. Vielleicht haben sie ihre offene Haltung zum Leben von mir. Nicht erben sollten sie meine Selbstzweifel. Die beschäftigten mich früher viel zu sehr.

Welche Pille gehört erfunden?
Die Anti-Scham-Pille. Nicht eine, die schamlos macht, sondern von der Scham für Dinge befreit, für die wir uns nicht schämen müssten. Eine Pille gegen das Gefühl, dass etwas an mir verkehrt ist.

Welche Bücher haben Ihr Leben massiv beeinflusst?
Natürlich Federica de Cescos «Der rote Seidenschal». Katharina Fabers «Fremde Signale» ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher, fast eine Bibel für mich. Ebenso wie Wolfgang Herrndorfs «Arbeit und Struktur». Bernard Glassmans «Anweisungen für den Koch» ist mein spiritueller Leitfaden. All diese Bücher habe ich mehrmals gelesen, weil sie mir so guttun. Sonst bin ich sehr lesesüchtig und muss immer neuen Lesestoff haben.

Über welches Geschenk haben Sie sich zuletzt gefreut?
Zum Geburtstag schenkte mir eine Bekannte aus San Francisco ein wunderbares kleines Seidentuch der Swissair aus den 60ern. Ich freute mich riesig über diese Kleinigkeit.

Von Michèle Graf am 24. September 2018 - 06:00 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 12:02 Uhr