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Dominique Rinderknecht

Haube statt Krone: Die Miss auf der Kinderherzchirurgie

Als Corelina-Botschafterin setzt sich Dominique Rinderknecht für Kinderherzen ein - und lässt sich dabei ihr eigenes stehlen. Die «Schweizer Illustrierte» begleitete die Miss Schweiz bei ihrem Besuch im Berner Inselspital.

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Es gibt nichts Schöneres als ein Babylächeln. Zahnlos, unbefangen, und der ganze Körper strampelt mit. Der kleine Matthias lacht so, als er Dominique Rinderknecht, 24, zum ersten Mal sieht. Er packt mit seinen Fingerchen die frisch desinfizierte Hand der Miss Schweiz. «Das wünschen sich viele Männer», scherzt Prof. Alexander Kadner, Leiter der Kinderherzchirurgie des Berner Inselspitals. Alle im Raum lachen, auch Matthias' Mama. Endlich kann sie es wieder.

Die letzten sechs Monate waren für Brigitte Roche, 27, Postangestellte aus einem Dorf bei Fribourg, eine Tortur. Ihr Sohn gehört zu dem einen Prozent der Neugeborenen, die an einem Herzfehler leiden. Als er zur Welt kommt, sind seine Haupt- und seine Lungenschlagader vertauscht. Die Hauptschlagader ist ausserdem zu klein und unterbrochen, und zwischen den Herzkammern klafft ein Loch. Zwei Tage nach Matthias' Geburt wird Familie Roche mit der Diagnose konfrontiert. Ein vierstündiger Noteingriff folgt: «Aortenbogen-Rekonstruktion mit Switch-OP und VSD-Verschluss» heisst das im Fachjargon. Dann ein sechswöchiger Spitalaufenthalt, Nachkontrollen, Abklärungen, ständige Angst und vor wenigen Tagen eine weitere Operation. «Aber jetzt ist das Schlimmste vorbei», sagt Brigitte Roche zu Dominique, während Matthias noch immer deren Hand hält, als wüsste er, dass sie in einer Mission unterwegs ist, die auch ihm Gutes bringt.

Die Miss Schweiz amtet als Botschafterin der Kinderherzstiftung Corelina, die vor wenigen Wochen von Star-Chirurg Thierry Carrel, 54, in Bern gegründet wurde. «Ich sehe die Zusammenarbeit als Glücksfall. Frau Rinderknecht ist mit ihrem Engagement und ihrer Ausstrahlung eine ideale Botschafterin für unsere Anliegen.» Ziel der Stiftung ist es, Familien wie die Roches zu unterstützen. Denn neben dem Schock sind Betroffene plötzlich auch mit logistischen und organisatorischen Problemen konfrontiert. Hier setze Corelina an, sagt Carrel. «Nach grösseren Herzoperationen oder Spitalaufenthalten sollen Kinder die Möglichkeit erhalten, sich in einer entsprechenden Umgebung psychisch und physisch zu erholen.»

Corelina wird aber auch international tätig sein. In Zusammenarbeit mit der Hilfsorganisation Terre des hommes ermöglicht die Stiftung die hiesige Behandlung von kleinen Herzpatienten aus Afrika und dem Nahen Osten und unterstützt humanitäre Missionen von Berner Herzspezialisten im Ausland. Zudem spricht sie Gelder für Forschungsprojekte.

Die Zusammenarbeit zwischen der Miss-Schweiz-Organisation und Corelina gehört zur kürzlich kommunizierten Neuausrichtung der Schönheitswahl. Unter dem Motto «Krone mit Herz» wird am 11. Oktober nicht nur Dominiques Nachfolgerin gewählt, sondern auch die neue Corelina-Botschafterin. «Die wichtigste Aufgabe der Miss Schweiz ist künftig ihr karitatives Engagement», sagt Claudio Righetti, der die Neuausrichtung erdacht hat und leitet. Dazu gehört, dass ein Grossteil des erwirtschafteten Geldes während des Amtsjahres in die Stiftung fliesst. «Unser Ziel ist es, mindestens eine halbe Million Franken pro Jahr für Corelina zu generieren.» Die Miss Schweiz erhält derweil ein fixes Jahreseinkommen von 120'000 Franken.

An der Wahlgala auf dem Bundesplatz in Bern soll der Stiftung der erste Check überreicht werden. Doch allein Dominiques Besuch bedeutet Brigitte Roche bereits viel. Sie möchte ein Erinnerungsfoto mit dem Handy machen. Dominique hebt den Kleinen hoch, ganz unkompliziert, als würde sie nie etwas anderes tun. Sie habe etwas Übung, gibt sie zu. Schliesslich sei sie im vergangenen Sommer Gotti geworden. Brigitte Roche drückt ab und schaut glücklich vom Display auf. «Darauf wird mein Sohn einmal ganz stolz sein!»

Matthias hat beide Operationen gut überstanden. «Er wirkt jeden Tag gesünder», sagt Prof. Kadner bei der Untersuchung. Nur das Husten tut dem Kleinen so weh, dass er weinen muss. Die acht Zentimeter lange Narbe auf seinem Brustkorb bebt vor Anstrengung. Das Herzchen, das sich dahinter verbirgt, ist so klein wie eine Aprikose. Und die Aorta hat einen Durchmesser von nur acht bis zehn Millimetern, erklärt Carrel.

Dominique hört beeindruckt zu. «Was die Ärzte bei einer Operation am Babyherz leisten, ist beachtlich. Und dass Matthias sich so toll erholt, berührt mich sehr.» Er hat nun gute Chancen, wie ein gesundes Kind aufzuwachsen. Und Dominique ist sicher: Matthias wird ein Herzensbrecher! Zumindest ihr Herz hat er mit seinem zahnlosen Lächeln bereits geknackt. «Er ist ja so süss!»

Sylvie Kempa
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Von Sylvie Kempa am 3. Juni 2014 - 02:51 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 17:21 Uhr