Mit kräftigen Ruderschlägen lässt Reto May, 48, das Boot über den Obersee in Arosa GR gleiten. «Im Zuge der Gleichberechtigung wärst jetzt eigentlich mal du dran», meint Reto mit einem spitzbübischen Grinsen zu seiner Frau. Monika Fasnacht, 54, lacht. «Geht nicht, ich muss Filou halten», kontert sie schlagfertig. Hier haben sich zwei gefunden, keine Frage.
Seit gut vier Jahren sind die beiden ein Paar, am 2. März, seinem Geburtstag, haben sie in kleinem Rahmen in ihrer Wahlheimat Arosa geheiratet. Dass es Monika und Reto in den Bündner Kurort verschlagen hat, ist logisch. Nicht nur, weil beide bereits als Kind hier Skiferien machten und Reto May seit sieben Jahren eine Wohnung im Ort hat. Sondern auch, weil Arosa irgendwie daran schuld ist, dass sich das Paar überhaupt kennenlernte.
Es passte sofort
Auf der Website der Feriendestination stiess Reto May auf die Hundekurse, die Monika Fasnacht als ausgebildete Trainerin anbietet. Der Zürcher Kantonspolizist hatte selbst jahrelang einen Diensthund. «Mich faszinierte die Art und Weise, wie sie über Hunde denkt. Also schrieb ich ihr ein E-Mail. Ganz ohne Hintergedanken», betont May.
Monika, die normalerweise jede Nachricht von Männern, die sie «kennenlernen» möchten, löscht, fand den Inhalt von Retos Mail sympathisch. So kam es, dass er der erste Kunde war, der ohne einen Hund zu ihrem Kurs erschien. Und siehe da! Es passte vom ersten Augenblick an. Nach Monikas dreiwöchigen Ferien mit intensivem WhatsApp-Kontakt kam man sich dann schnell näher.
Nerviges Versteckspiel
Dabei waren die ersten Monate an der Seite der bekannten TV-Frau für Reto nicht einfach. «Ich war frisch verliebt und wollte das allen zeigen.» Aber bis klar war, dass aus der Verliebtheit Liebe wird, hielten sich die beiden zurück. «Dieses Versteckspiel war nervig, auch wenn ich es natürlich verstehe», so Reto.
Hund Filou springt an Land, als das Boot am Ufer anlegt, und das Paar spaziert Hand in Hand ins Dorf. Seit einiger Zeit hat Monika Fasnacht ihren festen Wohnsitz nach Arosa verlegt. Reto May, der in der Einsatzzentrale der Kantonspolizei Zürich arbeitet, wohnt im Tösstal. Zurzeit pendelt das Paar noch zwischen den beiden Orten.
«Wir hatten gute Quoten»
Es ist Zeit für einen kurzen Besuch bei Napa. Der gerettete Zirkusbär ist der erste Bewohner des kürzlich eröffneten Arosa Bärenlandes, für das Monika Fasnacht Botschafterin ist. Dass sie Zeit für ein solches Engagement hat, ist die positive Seite ihres enttäuschenden Abganges beim SRF nach 25 Jahren. Ein Schicksal, das sie zwar mit anderen langjährigen Moderatoren des Senders teilt. Dass ihre Tiersendung «Tiergeschichten – unterwegs mit Monika und Filou» abgesetzt wurde, ist für die ehemalige Sportund Jass-Moderatorin dennoch unverständlich.
«Wir hatten gute Quoten, es gab keinen Grund», sagt sie traurig. Und: «Ich hätte das sicher nicht bis 70 gemacht, aber schon noch ein paar Jahre. Doch jetzt bin ich motiviert, mich neu zu orientieren – in einem Alter, in dem das allerdings nicht ganz einfach ist.»
Sehen Sie in unserer Galerie, welche Moderatoren auch nicht mehr bei SRF arbeiten:
Dass sie immer noch als «Jasserin der Nation» gilt, hilft zum Glück. Die Firma, die sie gemeinsam mit ihrem Mann betreibt, veranstaltet Jassreisen und -turniere. Diese lassen sich gut planen, und dass Reto May seinen Dienstplan bei der Kapo fürs ganze Jahr kennt, erleichtert den Alltag mit den unregelmässigen Arbeitszeiten.
Warten auf den Ehekrach
So bleibt Zeit für Retos Hobby: Der gelernte Maler stellt im eigenen kleinen Sägewerk Bänkli und kleinere Gegenstände aus Holz her, die er auch verkauft. «Das ist das Einzige, was er ohne mich macht. Sonst verbringen wir unsere gesamte Freizeit zusammen», sagt Monika. Streit hätten sie nie. Reto: «Wir warten immer noch auf unseren ersten Ehekrach!» Wie Monika war auch er bereits einmal verheiratet.
Nach einer gescheiterten Ehe sehen beide keinen Grund dafür, es nicht noch einmal zu wagen. «Mein Ex-Mann und ich haben einfach nicht zusammengepasst. Wir haben uns im Guten getrennt und sind heute Freunde», sagt Monika Fasnacht. Reto May ergänzt: «Wir sind in einem Alter, in dem man nicht mehr ewig hin und her überlegen muss, obs wirklich passt. Wir wissen, dass wir einander lieben.»
Schöne Überraschung
Über den Heiratsantrag habe er ziemlich lange nachgedacht. In ihrer letzten Jass-Sendung wars dann so weit. Zwar nicht vor laufender Kamera – «das wollte ich ihr nicht antun» –, aber doch vor einer Menge Leute. Sie hätten zuvor übers Heiraten gesprochen, «aber ich war trotzdem nervös». Eine schöne Überraschung für Monika. «Natürlich hätte ich auch ohne die vielen Zeugen Ja gesagt», meint sie lachend.
Die Hochzeit war genau so, wie es sich das sportliche Paar vorgestellt hatte: Aufs Standesamt gings im Skianzug, gefeiert wurde in einer Skihütte! «Ein traumhafter Tag», sagt Monika.
«Filou und Reto sind ein Herz und eine Seele»
Bei Reto ist sie nach einigen gescheiterten Beziehungen endlich angekommen: «Er ist offen und ehrlich, ich kann mich zu hundert Prozent auf ihn verlassen. Und wir lachen sehr oft zusammen.» Zudem verbindet die beiden ihre Begeisterung für die Natur, Sport und Tiere. «Filou und Reto sind ein Herz und eine Seele. Ich könnte nie einen Mann haben, der meinen Hund nicht mag.»
Apropos Hunde: Terminliche Anfragen für Moderationen managt inzwischen ihr Mann für sie, die Anfragen für ihre Hundkurse bearbeitet Monika Fasnacht aber nach wie vor selbst. Kandidaten ohne eigenen Hund sind nicht mehr dabei – da soll Reto der erste und auch der einzige bleiben.