Es lärmt, bröselt und staubt. Noch zwei Schläge mit dem Abbruchhammer, nun gibt die Wand endlich nach. Nina Havel, 37, wischt sich den Staub von der Stirn, wirft die Brocken vom Gerüst auf die Wiese. Die Moderatorin, die durch Shows wie «MusicStar» und «Tierische Freunde» bekannt wurde, packt bei der Renovation ihres neuen Hauses kräftig an. «Hier darf ich richtig sauen», freut sie sich.
Für ihren Wohntraum ist die Zürcherin extra in ein 500-Seelen-Dorf nahe Schaffhausen gezogen. Ihr Riegelhaus aus dem 19. Jahrhundert definiert sie schmunzelnd als «am Anfang der Welt» gelegen. Vor dem Küchenfenster grasen Pferde, Fredi fährt auf dem Traktor vorbei und winkt. «Mit meinen Nachbarn habe ich ein gutes Verhältnis. Hier schaut man zueinander.» Und im Schützenverein ist sie auch schon. Beim Umbau erarbeitete sie sich den Respekt ihrer Handwerker und ist dankbar für die Unterstützung. Geht nicht gibts nicht. Das Pelletlager sollte in den Schweinestall. Zu nieder? Nina packte sich das Werkzeug – nach drei Wochen Abspitzen und Schaufeln hatten die sechs Tonnen Platz. Und den Holzschopf verwandelte sie auf die Schnelle in eine 50er-Tiki-Lounge mit Hängematte, Deko-Flamingo und Rattantischli.
«Frauen mit Meinung gelten als kompliziert»
Die Frau boxt sich durch, nicht nur in ihrem Sportzimmer. «Eine Firma alleine zu führen, ist nicht ohne.» Auch die Moderation von «Ninja Warrior Switzerland» mit Maximilian Baumann, 27, und Chris Bachmann, 46, geht sie sportlich an, überlässt den krassen Hindernisparcours aber den Kandidaten. «Schon als Kind war ich im Turnen ein Schisser. Bei Ninja Warrior würde ich wohl nicht mal über den Fünfsprung kommen.» Und die Wand! Ein fast unüberwindbares Hindernis für die Frauen. Dennoch gibts für sie keine Anpassung, sie müssen und wollen den gleichen Parcours überwinden wie die Männer. Im Leben hat Nina hingegen manchmal mit Ungleichbehandlung zu kämpfen: «Wenn man als Frau eine Meinung hat, gilt man als kompliziert und mühsam.» Wenn hingegen ein Mann für seine Werte einstehe und sich durchsetzen wolle, sei er ein Held.
Ihren Job versteht sie anders, als nur den vorgegebenen Text im gefälligen Outfit aufzusagen. Sie denkt mit, will das bestmögliche Resultat erreichen. «Heute bin ich stolz darauf, wenn man mir unterstellt, ich sei kompliziert», sagt sie und schwingt sich auf die Waschmaschine, die in der Originalküche aus den 50ern steht. Im Petticoat mimt der Fifties-Fan die Hausfrau und nimmt eine Waschgelte hervor: «In der wurde ich als Kind gebadet.» Solche Dinge bewahrt Nina Havel gerne auf: «Von meinen Eltern lernte ich, dass man Sachen, die nicht kaputt sind, nicht wegwirft.»
Ab Mitte 30 wirds schwieriger mit der Liebe
Einzig der Traummann zum Traumhaus fehlt ihr noch. Ab Mitte 30 sei es schwieriger, den Richtigen zu finden. Gerade weil sie sich Kinder wünsche. «Und er darf nicht zu gross sein. Mein Haus hat niedrige Decken», scherzt Nina Havel über Mr. Right. Bis der gefunden ist, ist sie aber nicht allein zu Haus. Dank den vielen Gästezimmern besuchen sie Verwandte und Freunde oft. «Sie kommen mit Kind und Kegel und bleiben gleich für länger», sagt sie und zieht ein Tischtuch zurecht.
Das alte Haus mit schiefen Balken ist eine echte Charakterschule für ihre genaue Art. «Hier ist einfach nichts gerade», lacht sie über sich selbst und lässt sich auf einen Sessel fallen. Ihr Blick fällt auf die zwei ersteigerten Kachelöfen, die im Garten liegen und auf den Einbau warten. «Ich habe noch viel vor.» Am Anfang der Welt muss man die Ärmel hochkrempeln.