Saisonende im Juli: Knieprobleme haben Roger Federer, 35, gezwungen, schon im Sommer abzubrechen. So gross der Schock für ihn und seine Fans auch war, die Zwangsferien hatten auch ihre positiven Seiten: Endlich hatte der Superstar Zeit, seine Heimat zu erkunden. Mit seiner Familie wanderte er Anfang September im Appenzeller Alpstein und teilte seine Erlebnisse munter auf Social Media - beste Werbung für die Schweiz! Und: der beste Test für sein Knie.
Der Wanderausflug sei eine Idee seines Vaters Robert gewesen, erklärt Federer in der aktuellen «Schweizer Illustrierten». «Er sagte, nehmen wir doch die Gondel auf die Ebenalp, dann laufen wir runter zum ‹Aescher›. Nur dachte er, wir könnten den Rückweg ohne Bahn meistern. Also sind wir alles runter zum Seealpsee und bis ins Tal. Das war eine Expedition von sechseinhalb Stunden. Der ultimative Test für mein Knie.» Es hat ihn bestanden. Und ihm die Gewissheit gegeben: «Wenn mein Knie das überlebt, dann geht auch der Rest.» Im Gegensatz zu ihm hätten seine Eltern, Ehefrau Mirka und seine Töchter am nächsten Morgen mit Muskelkater gekämpft.
Superstar Federer mit Familie im Alpstein. Einfach so, in einem Restaurant, ohne Bodyguard und spezielle Vorkehrungen. Wie ist das möglich? Die Mädchen hätten am Morgen noch Schule gehabt, erklärt der Tennisspieler. «Wir waren vielleicht um halb drei auf der Ebenalp und liefen gegen den Strom.» Erst um vier seien sie oben beim «Aescher» angekommen. «Ich hoffte, dass es einen Tisch hat, damit wir etwas essen können. Es war zwar noch fast voll, aber wir fanden Platz. Ein Gast spielte Handörgeli, es war lässig.»
«Ich bin nicht der Chef-Wanderer»
Später seien sie auch noch beim Seealpsee eingekehrt, sein Vater hat dort noch Bekannte getroffen. «Es war sehr natürlich. Und selbst wenn der eine oder andere ein Bild will, mache ich es ab und zu. Manchmal erkläre ich, dass ich meine Ruhe will. Das verstehen sie dann auch.»
Der Ausflug in den Alpstein ist indes nicht der einzige der Federers gewesen. «Ich bin zwar nicht der Chef-Wanderer, aber ich habe sehr viel gemacht, als wir in den Bergen waren.» Er wolle schliesslich nicht jeden Tag auf denselben Spielplatz. «Ich machte mir eine Liste, was ich sehen wollte. Nationalpark, Appenzellerland, mal einen Städtetrip mit Mirka ohne Kinder - zum ersten Mal seit sieben Jahren. Wir waren spontan und flexibel.»
Es sei aber nicht so, dass er diesen Sommer mehr Papi als sonst gewesen sei. Auch auf Tour sehen ihn seine Kinder jeden Tag. Vielleicht habe er aber mehr Zeit mit den Buben verbracht, fügt er an. «Mir war es wichtig, dass ich ihnen diese Zeit schenke, die sie verdienen. Bisher hatten die Mädchen wohl etwas mehr.»