«Abschied nehmen ist ein bisschen wie sterben», sagt René Prêtre. Das kleine Mädchen, das er vergangenen Freitag am offenen Herzen operierte, hätte ohne den dreistündigen Eingriff nicht überlebt. Auch wenn die OP «eine ziemlich einfache Sache» gewesen sei: «Ich wollte mit einem guten Gefühl hier aufhören.»
Gut 3500 Kindern hat René Prêtre während seiner Zeit in Zürich geholfen. Er selbst sieht diese Zahl pragmatisch: «Das ist ja nicht einmal ein halbes Letzigrundstadion voll.» Nach dem Telefonanruf bei den Eltern des operierten Mädchens – «Ich bin fertig. Alles ist gut gegangen» – gibts ein kleines Fest für den Chef. Ein Dutzend Mitarbeiter hat Luftballons aufgeblasen, auf dem Tisch stehen zwei Flaschen Champagner. Und Prêtre erzählt Anekdoten. Zum Beispiel, dass er in New York jeweils zu Musik der Rolling Stones operiert hat. Als im Kinderspital Zürich allerdings ein Mitarbeiter seine Vorliebe zur Schweizer Volksmusik kundgetan hat, habe er sein Veto eingelegt. Seither blieb es still im Operationssaal.
Der Abschied fällt René Prêtre schwer. Tränen gibt es zwar keine, aber der Jurassier ist ungewöhnlich still. Dabei ist eines sicher: Lausanne wird ihn herzlich empfangen.