Fernsehkameras, Scheinwerfer, Menschengewimmel, nichts kann Kuh Sybille bei ihrem Fernsehauftritt im Jahr 2004 aus der Fassung bringen, erinnert sich Bruno Isliker, 66, aus Winterthur. Für die Aussenwette muss der Landwirt und Reitstallbesitzer innerhalb von zwei Minuten auf seiner Sybille mehrere Hürden überspringen – ohne dabei einen Becher Milch zu verschütten, den er zuvor bei ihr gemolken hat. Und am Ende des Parcours soll er die Milch trinken. Alles klappt! Isliker und Sybille werden Wettkönige. «Sybille liebte es, vor der Kamera zu sein!», sagt Isliker. «Sie ist eben eine richtige Diva!» Und dazu noch eine sehr talentierte: Isliker brauchte damals nicht lang, um das Rindvieh zu trainieren. Heute geniesst die 21-jährige Wettkönigin ihren Lebensabend auf dem Hof. Über Hindernisse kann Sybille nicht mehr springen - aber ihre Allüren hat sie beibehalten.
Bruno Isliker mit Kuh Sybille in Winterthur ZH. Über Hindernisse springt sie nicht mehr - aber Sybille liebt es noch immer, vor der Kamera zu stehen.
Marcel NöckerSechs Mal macht Köbi Schwitter, 61, aus Gansingen AG in der ZDF-Show mit. Rekord! Und jedes Mal zeichnet ihn dasselbe aus: seine starke Lunge. Deshalb wird der gelernte Kunststoffverarbeiter nur noch ‹Köbi, die Lunge› genannt. Dabei ist sein Organ gar nicht grösser als bei anderen. «Aber mir wird halt nie trümmlig!» Sonst wäre er wohl kaum auf die verrückte Idee gekommen, innerhalb von fünf Minuten einen Luftballon durch einen sechs Kilometer langen aufgerollten Schlauch aufzublasen und zum Platzen zu bringen. Diese Wette hat er zwar verloren – Wettkönig wurde er trotzdem. Dass die Ära «Wetten, dass..?» nun zu Ende geht, freut Köbi Schwitter. «So bleibt immerhin ein Schweizer der ewige Rekordhalter!»
Seit seinem 60. Geburtstag schont Köbi seine Lunge - den Töchtern zuliebe! Beim SI-Termin konnte er es dann aber doch nicht lassen.
Marcel Nöcker«Monatelang habe ich dafür geübt», erinnert sich Stefanie Schmid, 51, an ihren Auftritt im Jahr 2008 in Salzburg. Die Basler Projektmanagerin wettet, dass sie 50 Freundinnen an deren Décolletés erkennt. Die Frauen stehen hinter einer Wand, Schmid bekommt nur das Décolleté zu sehen, muss vier Ausschnitte richtig erkennen. Der Aufwand ist riesig: Stefanie Schmid organisiert zuerst 50 Freundinnen - alle tragen das gleiche T-Shirt. Schmid lernt deren fotografierte Décolletés auswendig. «Ich versuchte mir alles zu merken: Hautstruktur und -farbe, Muttermale, Schlüsselbeine.» Mit einem Reisecar fährt die Gruppe gemeinsam zur Sendung nach Österreich. «Es war so laut! Der Chauffeur tat mir leid, aber wir hatten eine Menge Spass.» Stefanie Schmid gewinnt die Wette und sammelt fast 12 000 Franken, die sie der Krebsliga zur Brustkrebsprävention spendet.
13 von 50 Freundinnen mit Décolletés-Fotos, die Schmid zum Auswendiglernen brauchte.
Marcel NöckerSki-Ass Paul Accola, 47, ist einer der berühmtesten Kandidaten, die bei «Wetten, dass..?» mitgemacht haben. Er fordert 1992 in Innsbruck einen der besten Baggerfahrer der Firma Menzi Muck heraus, zwei Hindernisse von zwei und drei Metern Höhe auf einer Distanz von 25 Metern zu überwinden. «Ich war so nervös», erinnert sich Accola. «Es war eine riesige Show, und plötzlich lernte ich auch noch Gottschalk persönlich kennen.» Doch der Davoser hat die Nase, oder besser gesagt die Schaufel, vorn, gewinnt und wird Wettkönig. Moderator Thomas Gottschalk weiss kurz vor der Live-Sendung nicht, was er zur Wette sagen will. Accola: «Er hat alles improvisiert - völlig locker. Ein geiler Siech!» Auch heute noch wird «Päuli» Accola auf der Strasse auf seinen Auftritt angesprochen - und beruflich hat sich der TV-Auftritt erst recht ausbezahlt: Menzi Muck sponsert sein Unternehmen. Accolas Wettpate war übrigens TV-Moderator Günther Jauch.
Paul Accola ist heute Unternehmer in Davos.
Marcel NöckerAuf dem stillen Örtchen kommen ihm die besten Ideen. Und so reicht Roger Weisskopf, 46, im Jahr 2001 kurzerhand eine WC-Wette bei «Wetten, dass..?» ein: Mit verbundenen Augen will er 5 von 30 Toilettenpapiersorten aus aller Welt an ihrem Geschmack erkennen. «Die ganze Halle hat getobt!», erinnert er sich. Fazit: Das WC-Papier aus der Schweiz schmeckt am besten, das aus Japan am gruusigsten - und der Maler aus Wädenswil ZH wird zum Wettkönig des Abends gewählt! Sein Auftritt hat ihm aber nicht nur Geld (2500 Euro), Ruhm und Ehre beschert, sondern auch ein Leben lang gratis Hakle-Toilettenpapier. «Ich bin zum inoffiziellen WC-Papier-Botschafter der Schweiz erkoren worden!», freut sich Roger Weisskopf. Und seinen eigenen Slogan hat er auch schon: «Mehr Lust auf dem Topf - dank Weisskopf!»
In seiner Freizeit designt Roger Weisskopf WC-Deckel - für «Wetten, dass..?» testete er Toilettenpapier.
Marcel Nöcker«Präzis wie eine Schweizer Uhr!» So urteilt Moderator Thomas Gottschalk an jenem Abend über Wettkandidat Guido Kessler, 48. 300 Luftballons muss der Schwyzer Kung-Fu-Meister innert einer Minute mit einem Nagel zum Platzen bringen - er schafft es in 54 Sekunden! Es sei schon «ein Chrampf» gewesen, verrät Kessler. «Aber auch ein unvergessliches Erlebnis! Das war alles so spannend, lässig und richtig professionell. Genau wie Gottschalk selbst!» Sogar in die chinesische Version der Sendung hat er es mit seiner Wette geschafft. «‹Wetten, dass..?› ist offenbar eine gute Referenz! Seit meiner Teilnahme sind die Buchungsanfragen für Showauftritte rasant gestiegen.»
Was einfach aussieht, fordert viel Kraft und Schnelligkeit: Guido Kessler heute in seinem Trainingsraum in Galgenen SZ.
Marcel Nöcker