Wir treffen Jamie im Londoner Luxushotel Claridge's. Es ist Afternoon-Tea-Zeit, im Warteraum könnte man sich mit Chocolate Cake ins Foodkoma essen. Machen wir natürlich nicht – beim Gespräch mit dem schauspielernden Iren wollen wir ganz bei der Sache sein. Zugegeben, man lässt sich von seiner Rolle in «50 Shades of Grey» beeinflussen und erwartet einen egoistischen, etwas zu ambitionierten Schönling. Schlussendlich wirkt Jamie zurückhaltend, fast nervös. Sehr sympatisch.
Style: Du hast deine Karriere als Model für Hugo Boss gestartet – der Kreis schliesst sich. Inwiefern unterscheidet sich die Arbeit im Modelbusiness von der als Schauspieler?
Jamie Dornan: Eigentlich sind sich die zwei Berufe ziemlich ähnlich. Man porträtiert bei beiden einen anderen Charakter. Wahrscheinlich würde mich gar niemand als Kampagnengesicht buchen, wenn sie meine wahre Persönlichkeit kennen würden (lacht). Auf jeden Fall muss man beim Modeln und Schauspielern in eine Rolle schlüpfen, wobei das beim Film viel intensiver ist, weil man dem Charakter alles gibt, was man hat. Modeln ist abgeschwächter – und macht viel weniger Spass.
Wie gehst du mit dem Hollywood-Zirkus um?
Der interessiert weder mich, noch meine Familie und Freunde. Ich muss das Schauspielern ganz klar als meinen Job anschauen und meine verrückte Arbeitswelt vom wirklich Wichtigen trennen. Berühmt sein ist nicht in meiner DNA. Ich bin aufgewachsen, ohne etwas in diese Richtung erreichen zu wollen. Dieser Hintergrund tut mir jetzt gut.
Wenn du an deine Kindheit zurückdenkst, was ist der erste Geruch, an den du dich erinnern kannst?
Ich hasse es, mich zu rasieren. Mein Vater ist das totale Gegenteil und rasiert sich jeden Tag. Der Geruch von Rasierschaum bringt mich zurück in das Badezimmer meiner Eltern, wo ich meinem Dad immer beim Rasieren zugeschaut habe. Und weil ich am Strand in Nordirland aufgewachsen bin, erinnert mich auch salzige Meeresluft an früher.
Hat sich dein Stil mit dem Älterwerden verändert?
Nicht wirklich. Ich habe mir noch nie viele Gedanken über Grooming und all die komischen Modesachen gemacht. Ich fühle mich viel wohler, wenn ich morgens einfach aufstehen und meinen Tag starten kann. Seit ich Kinder habe, ist das alles noch viel weniger wichtig. Ich muss diese kleinen Menschen für die Schule parat machen, da bleibt nicht viel Zeit, sich um mich zu kümmern.
Grooming und Mode können Instrumente sein, einem gewissen Schönheitsideal näher zu kommen. Wie würdest du den heutigen «idealen Mann» beschreiben und wie hat sich diese Vorstellung in der letzten Zeit verändert?
Shit (lacht). Das kann ich nicht genau sagen, weil es etwas so Subjektives ist. Man kann sich in einem Kleid genau so wohl und männlich fühlen wie in einem dreiteiligen, massgeschneiderten Anzug. Es kommt darauf an, was deine Idee von Männlichkeit ist. Ich finde es sehr positiv, dass wir von der Vorstellung «Männer sind so und Frauen so» wegkommen. Die Grenzen sind mittlerweile so verschwommen und das ist gut so.
Vielleicht trägt da auch die Offenheit auf Social Media dazu bei. Wie stehst du zur Onlinewelt?
Ich halte mich von den Sozialen Medien fern, da bin ich altmodisch. Meiner Meinung nach sollten Menschen offline miteinander kommunizieren. Gerade wenn es um Verführung und Sinnlichkeit geht – wie soll das online gehen? Ich weiss nicht, wie man den Geruch, das Berühren und das Fühlen nachmachen soll. Das lässt sich nicht ersetzen. Ich glaube, die ganze Social-Media-Blase wird platzen, wenn wir realisieren, dass sich nichts mit echtem, menschlichem Kontakt vergleichen lässt.