Findet ihr graue Haare schön? Nicht nur an Deputy Editor und Fashion Features Director der British Vogue da oben, Sarah Harris – an euch selber? Genau da wirds kompliziert. Der Zahn der Zeit kann uns gestohlen bleiben. Weil er nicht dem gängigen Ideal einer Frau entspricht, die mit über fünfzig Jahren möglichst so aussieht wie Jennifer Lopez (ja, Jenny from the block ist 52 Jahre alt). Klitzekleines Problem: Es entspricht nicht der Natur, dass wir jahrzehntelang eine tiefpigmentierte Mähne vorzeigen können.
Positive-Aging-Bewegung
Was diese beträchtliche Diskrepanz zwischen Realität und Ideal bedeutet? Hauptsächlich viel mentalen Stress. Und ein ständiger Kampf gegen das, was ist. Na ja, Kampf ist vielleicht ein bisschen übertrieben, sagt ihr jetzt. Weil es sich normal anfühlt, Anti-Aging-Creme zu kaufen und graue Haare zu überfärben. Weil es aussergewöhnlich ist, die Natur ohne Gegenwehr ihren Lauf nehmen zu lassen – im Gesicht, auf dem Kopf, am Körper. Aber es geht auch radikaler: in diesem Prozess etwas Schönes und Positives zu sehen. Genau dafür steht die Positive-Aging-Bewegung (zu Deutsch «positives Altern»).
Frühzeitiges Ergrauen
Natürlich sind nicht nur die Frauen vom Prozess des Älterwerdens betroffen – und auch nicht nur die Ü-30-Jährigen sondern auch Ü-20-Ausnahmen. So wie der Schwinger Samuel Giger. Das Schweizer Kraftpaket ist mit 23 Jahren frühzeitig ergraut. Das liegt in den meisten Fällen an der erblichen Veranlagung. Seltene Gründe können Stress, Vitaminmangel oder eine Autoimmunkrankheiten sein. Giger strotzt vor Gesundheit und trägt seine grauen Haare mit Stolz – und genau hier sollte man sich von der 120-Kilo-Maschine eine Scheibe abschneiden.
Das Leben leichter machen
Die Einstellung zu ändern, klingt wie das Einfachste der Welt. Tatsächlich gibts kaum etwas Schwierigeres. Sich vom Schönheitsideal zu lösen, braucht viel Selbstbewusstsein und Überzeugungsarbeit – mit sich selber. Die innere Stimme zu übertönen, die jahrelang über Falten und graue Strähnen genörgelt hat, ist ein Kraftakt. Aber einer, der sich langfristig lohnt. Und Befreiung mit sich bringt. Das zeigt die Cousine von Age-Positivity: Body-Positivity. Die positivere Haltung gegenüber Körpertypen, die nicht in das enge Idealraster passten, hat genau dieses Raster endlich geweitet. Und damit viel Druck auf all jene abgebaut, die sich vorher nicht hineinzwängen konnten.
Mit einer weniger kritischen Haltung gegenüber Fältchen & Co. können wir uns auch beim Thema Älterwerden das Leben leichter machen. Indem wir mit der Natur mitgehen, statt ab Mitte zwanzig gegen sie anzukämpfen. Sodass ihr die eigenen Falten aus voller Überzeugung schön finden. Machen wir uns an die Arbeit ...
Silber ist Gold – so gelingt der Übergang zu grauen Haaren
Mehr Mut zur Nicht-Farbe! Mit diesen Tipps der Hairstylistin Michaela Zenhäusern gelingt der Übergang vom Natur- zum Grauton fliessend.
Wann die ersten grauen Haare auftauchen, ist hauptsächlich Sache der Gene. Während einige in ihren Zwanzigern die verheissungsvolle erste Strähne ohne Pigmente entdecken, dauert es bei anderen länger. Entscheidet man sich ganz alterspositiv gegen das Verstecken, stellt sich bald die Frage: Wie gelingt der Übergang vom Naturton zu Grau möglichst elegant? Michaela Zenhäusern, Inhaberin des Zürcher Friseursalons Szena, empfiehlt, mit hellen Strähnchen zu arbeiten, bis der ganze Schopf ergraut ist.
«Mit sehr feinen Highlights hellen wir den Naturton nach und nach auf, sodass die zwei verschiedenen Haartöne besser verblendet werden»
erklärt der Profi. Das funktioniert übrigens auch, wenn man graue Haare bereits ganz überfärbt hat und sich nun au naturel zeigen möchte. Wem Strähnchen zu viel des Guten sind, dem schlägt die Friseurin ein Aveda Glossing vor: «Die transparente Glanzbehandlung mit pflanzlichen Ölen ist ein natürlicher Weichzeichner für das Gesicht. Damit wirkt der Salz- und Pfeffer-Look edel und trotzdem super natürlich.» Auf dass wir bald vielen Köpfen mit Würze begegnen.