Downaging. Das war das, was wir bisher gemacht haben. Das, wobei wir versuchten, uns optisch zu verjüngen. Mit Cremes. Mit Seren. Mit invasiven Eingriffen manchmal. Das war das Ergebnis einer Anti-Aging-Kultur. Ein Begriff, der uns jahrzehntelang immer wieder und von überallher entgegen strahlte. Von der Leinwand (wo sind die älteren Frauen, die in Würde gealtert sind?). Von den Beipackzetteln. Von den Covern von Modezeitschriften. Es galt, gegen das Alter eine Opposition zu bilden.
Die Opposition bröckelt nun angeblich. Denn scheinbar – und das sagen Trendforscher*innen – habe man begriffen, dass eine positive Alterskultur mehr Potenzial hat. Der Gegenentwurf ist: Pro-Aging.
Wir «agen» jetzt «pro»
Was das bedeutet? Es bedeutet, dass wir Werte, die mit dem Alter verknüpft sind, mehr zu schätzen lernen sollen. Und uns nicht nur darauf versteifen, dass Falten, graue Haare Symbole dafür sind, dass die fetten Jahre vorbei sind. Es gibt nämlich tatsächlich auch positive Seiten daran, älter zu werden. Man hat (im besten Fall) eine gewisse Gelassenheit entwickelt. Ob man es will oder nicht: Man hat Erfahrungen gesammelt. Ist daran gewachsen – oder hat zumindest daraus gelernt. Man ist achtsamer.
Ja, die Achtsamkeit. Die spielt beim Pro-Aging eine zentrale Rolle. Dabei geht es darum, die eigene Befindlichkeit zu spüren und Gesundheitskompetenzen auszubilden. Zu wissen, wie man sich gesund ernährt, wie man geniesst.
In anderen Worten: Ich bin langsam echt alt genug, um das Leben endlich ernst zu nehmen. Um ein bisschen erwachsener an die Sache ranzugehen. Irgendwie … professioneller.
Pro-Aging heisst: Lasst uns unser zotteliges Leben mal richtig durchkämmen.
Es geht darum, sich wohl im eigenen Körper zu fühlen. Aber wie alles im Leben, folgt auch das Pro-Aging bestimmten Regeln. Einfach zufrieden zu sein mit sich selbst – das kommt nämlich nicht von ungefähr. Das müssen wir uns erst erarbeiten. Und dafür gibt es zum Beispiel Meditationskurse. Es gibt Ratgeber. Life Coaches. Auch wenn es ein positiverer Zugang zum Altern ist, als es das ganze Anti-Aging jemals war, es kostet trotzdem noch etwas.
Es sind ganz neue Pro-Aging-Märkte am Entstehen, die sich um Ruhe und Gelassenheit, Reflexion und Weisheit drehen. Und um Gesundheit. Und Ernährung. In diesem Zusammenhang ebenfalls eines der Kernthemen. Damit man gesund und positiv altern kann, müssen die Lebensmittel, die man so zu sich nimmt Folgendes enthalten/erfüllen/sein:
Entzündungshemmend (z.B.: Walnüsse, Blaue Beeren, Grünes Blattgemüse), Antioxidantien (z.B.: Hülsenfrüchte, Tomaten, Kaffee), reich an Schwefelsäure (eiweissreiche Lebensmittel liefern da voll ab), viel Vitamin C (Hagebutten sind da Spitzenreiter).
Besonders entzündungshemmenden Lebensmitteln und Antioxidantien sagt man nach, dass sie die Zellalterung verlangsamen würden. Entschuldigung. Falsch ausgedrückt. Man sagt ihnen nach, dass sie die Zellalterung positiv beeinflussen. Richtig so? Gemäss Pro-Aging?
Fröhlich vor sich hin altern
Pro-Aging. Klingt eigentlich nach einer erfreulichen Bewegung. So ganz erschliesst sich uns dieses Konzept jedoch noch nicht. Es soll uns vor allem darauf aufmerksam machen, dass wir zwar altern, dass das aber nicht schlimm ist? Nicht wie es uns die sozialen Medien und deren überhöhter Schönheitsstandard bisher immer suggeriert haben.
Es soll uns bewusster altern lassen, aber mit den gleichen Mitteln? Denn Pro-Aging schliesst Schönheitsbehandlungen nicht aus. Man benutzt noch Cremes, man benutzt sie aber um Seinetwillen. Nicht wegen eines von Aussen aufgedrückten Standards. Gesund altern – klingt eigentlich auch gut. Und wenn wir das alles richtig verinnerlichen, können wir bald alle fröhlich vor uns hin altern. Ohne Druck. Hauptsache gesund.