Bienvenue à Paris! Der erste Tag der Fashion Week beginnt mit einem besonderen Highlight: Die Premieren-Runwayshow des jungen Labels Coperni. Eröffnet wird sie von Topmodel Hanne Gaby Odiele. Hinter Coperni stecken Sébastien Meyer und Arnaud Vaillant – die vorherigen Chefdesigner bei Courrèges. Ihre reduzierten und futuristischen Kreationen lassen für die Zukunft grosses hoffen. Definitiv ein Label-to-Watch!
Ein paar Plätze in der Frontrow bleiben trotzdem leer. Das Coronavirus greift um sich und verunsichert auch in Paris. So mancher Redakteur oder Einkäufer ist erst gar nicht erst angereist. Im Shuttle, der uns von Show zu Show kutschiert, wird Desinfektionsmittel ausgehändigt. Wohl mehr, um die Nerven zu beruhigen. Den Luxus eines eigenen Fahrers, den die Kollegen in Mailand hatten, gibts für uns in Paris leider nicht. Mit Metro, Uber oder eben dem Fashion-Week-Shuttle gehts von Termin zu Termin – ziemlich unglamourös und wahnsinnig High-Heel-feindlich.
Bei den Schweizern daheim
Weiter gehts zur Show des Schweizer Duos Christa Bösch und Cosima Cadient von Ottolinger. Die Show wird vom Schweizer Model Nadine Strittmatter eröffnet, gefolgt von einer Riege von Freundinnen der Designerinnen. Eine schöne Idee, welche die Entwürfe – ein dystopisch anmutender Mix aus up- und recycelten Materialien und traditionellem Schweizer Handwerk – noch persönlicher macht.
Das Maison Dior zeigt im Jardin des Tuileries. Das Spektakel vor dem Eingang ist gross: Verschiedene Stars und Sternchen posieren in ihren neusten Dior-Kreationen (während sie vom aufkommenden Wind beinahe weggeweht werden). Das Wetter zeigt sich in Paris bisher ohnehin eher von seiner launischen Seite. Sonnenschein, Wind und Regen wechseln sich im gefühlten Minutentakt ab und machen es für so manchen Streetstyle-Star schwierig, gewohnt makellos auszusehen.
Dior-Kreativdirektorin Maria Grazia Chiuri inszeniert sich erneut als Stimme der feministischen Bewegung. Über einem quadratischen, mit Zeitungsartikeln ausgelegten Laufsteg prangen Neonsigns mit Sprüchen wie «Patriarchy Kills Love» oder «When Women Strike, The World Stops». Kraftvolle Aussagen, die die Kollektion selbst fast in den Hintergrund drängen.
Bei der Präsentation des Londoner Label Joseph können die inzwischen reizüberfluteten Sinne wieder zur Ruhe kommen. Wunderbar reduzierte und meisterhaft drapierte Entwürfe in Oversize sind exakt das, was man sich nächste Saison kaufen will. Seit dem Weggang von Designerin Louise Trotter, die jetzt bei Lacoste ist, zeichnet sich die eher unbekannte Susana Clayton für die Kollektionen verantwortlich. Well done! Mit diesem Leckerbissen endet unser erster Tag in Paris. À demain!