Blanda Eggenschwiler war kaum zwanzig Jahre jung, als sie ihre Koffer packte und nach New York zog, um Graphic Design und Illustration an der School of Visual Arts zu studieren. Das ehemalige Model arbeitete anschliessend als Art Director bei der renommierten «New York Times» und ist mittlerweile eine gefragte Illustratorin. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Für den kalifornischen Brand Obey entwarf sie eine T-Shirt-Kollektion, für den Kosmetikhersteller Kiehl’s den Aufdruck einer Stofftasche, und an der Volvo Art Session in Zürich wurde sie als Stargast gefeiert. In ihrer Wahlheimat gerät die 28-jährige gebürtige Zürcherin immer öfter vor die Linse der Paparazzi, seit sie mit dem Popsänger Joe Jonas, 24, der Band Jonas Brothers liiert ist.
SI Style: Sie zogen mit zwanzig für Ihr Grafikstudium allein nach New York. Wussten Sie schon immer, was Sie wollten?
Blanda Eggenschwiler: Vor allem zog es mich ins Ausland. Nach der Matura lebte ich ein halbes Jahr in Paris, aber für einen längeren Aufenthalt sagte mir die Stadt nicht zu. New York übte schon lange eine Faszination aus auf mich. Ich bewarb mich für die School of Visual Arts und bekam sogar ein Stipendium.
Wie kamen Sie auf Grafik und Illustration?
Da ich das Liceo Artistico besucht hatte, war eine kreative Richtung quasi vorgegeben. Zeichnen war schon immer meine Leidenschaft. Als ich in New York der Schulleitung mein Portfolio präsentierte, riet sie mir, neben Illustrations- auch Grafikkurse zu belegen.
Ihren Namen Blanda hört man nicht oft. Das ist aber kein Künstlername, oder?
Nein, ich bin nach meiner Urgrossmutter benannt. Mein Vater wurde eher streng erzogen. Seine Grossmutter war diejenige, die ihm das Leben etwas verschönert und erleichtert hat, indem sie ihn beschützte. Leider habe ich sie nie kennengelernt, habe aber Fotos von ihr gesehen. Sie war die Dorfschönheit.
Wann und womit kam Ihr Durchbruch?
Das erste Mal, als ich von aussen Feedbacks bekam, war nach der Zusammenarbeit mit Obey. Danach schrieb mir zum Beispiel eine junge Frau, dass sie sich durch meine Kollektion ebenfalls zum Studium der Grafik und Illustration inspirieren liess.
Obey ist eine kalifornische Firma. Muss man zuerst im Ausland Erfolg haben, um hier wahrgenommen zu werden?
Das würde ich nicht sagen. Zu der Kollaboration kam es dank einem Schweizer Freund, der die Marke vertreibt und mich empfohlen hatte. Wo wir uns eine Scheibe von den Amis abschneiden könnten, ist bei ihrer unbekümmerten Art; sie machen einfach mal. Wir sind da viel zu zurückhaltend und zu bescheiden.
Ihr Design ist oft geprägt von Symbolen, Schriftzeichen und Signeten. Woher kommt das?
Mit Typografie hatte ich im Studium vertieft zu tun, Bilder waren schon immer sehr wichtig für mich beim Zeichnen, und in den Symbolen treffen sich die beiden Bereiche. Ich habe mich intensiv mit keltischen Symbolen und jenen der Hobos, heimatlosen amerikanischen Wanderarbeitern, auseinandergesetzt. Diesen Stil pflege ich seit einem Jahr, und jetzt ist es bald an der Zeit, dass ich wieder mal etwas anderes mache.
Haben Sie ein Vorbild?
Ich hatte einen wunderbaren Lehrer, James Victore. Vom Kurs bei ihm blieb mir ein dickes Notizbuch mit seinen Zitaten.
Ich gab ihm den Titel «Smart Things James Victore Said».
Bevor Sie als Grafikerin arbeiteten, waren Sie Model. Warum setzten Sie nicht ganz aufs Modeln?
Nach der Matura modelte ich vier Monate lang ausschliesslich. Das hat mir schnell abgelöscht. Klar hatte die Zeit auch ihre guten Seiten. Ich traf viele Menschen, mit denen ich jetzt noch Kontakt habe, und lernte, mich in einer fremden Stadt zurechtzufinden, früh selbstständig zu sein. Aber ich brauche den geistigen Ausgleich. Während des Gymnasiums finanzierten mir die Aufträge die Miete. Mit siebzehn zog ich in eine WG neben der Schule, nicht etwa, weil ich es mit meiner Familie schlecht hatte, im Gegenteil, aber so fiel das Pendeln von Brugg nach Zürich weg.
Würden Sie sich gern in Modedesign versuchen?
Ja, definitiv. Modedesign selber habe ich nicht gelernt, aber Prints oder der Aufbau eines Labels interessieren mich sehr.
Worauf legen Sie beim Styling wert?
Es muss bequem sein – ausser bei Schuhen. Ich besitze High Heels, mit denen ich höchstens vom Taxi ins Restaurant und zurück gehen kann. Ausserdem finde ich wichtig, dass der Kleiderstil zum Körper passt. Über die Jahre habe ich ziemlich gut herausgefunden, was mir steht. Ich mag die Ikonen der Sechziger, Brigitte Bardot und Jackie O. Die Mode dieser Epoche passt mir. Mir gefällt, wenn die Taille und die Kurven betont sind.
Was tun Sie für Ihr Äusseres?
Meiner Meinung nach kommt vieles von innen. Ich versuche, mich gesund zu ernähren und oft Sport wie Pilates zu machen. Zudem verwende ich möglichst natürliche Kosmetikprodukte.
Schauspielerin Melanie Winiger eröffnete die Volvo Art Session gemeinsam mit Ihnen. Sie sind befreundet, richtig?
Sie gehört zu meinen engsten Freunden. Wir kennen uns seit bald fünfzehn Jahren. Sie lebt jetzt zum Glück auch in New York. Wir sehen uns oft und ziehen zusammen um die Häuser.
Gibt es eine Schweizer Gemeinschaft in New York?
Ja, die ist sogar ziemlich stark. Man unterstützt sich gegenseitig sehr. Es gibt weniger Konkurrenzgefühl als hierzulande. Das könnte damit zusammenhängen, dass die gemeinsame Auslandserfahrung zusammenschweisst.
Was steht demnächst in Ihrer Agenda?
In der Schweiz alle Freunde und die Familie sehen! Danach fliege ich mit meinem Freund für zehn Tage nach Kenia. Wir helfen dort, mit der Charity-Organisation Free The Children eine Schule aufzubauen.
Sie haben das Herz so einiger Groupies gebrochen, als Sie mit Popsänger Joe Jonas zusammenkamen. Wie haben Sie sich kennengelernt?
Kann sein, dass ich ein paar Herzen gebrochen habe (lächelt). Kennengelernt habe ich ihn über gemeinsame Freunde, als normalen Menschen, nicht als Star. Ich bin sehr happy mit ihm, mehr gibt es dazu gar nicht zu sagen. Ich versuche, mein berufliches und mein privates Leben zu trennen.
Ihr Leben hat sich aber schon verändert durch Ihre Beziehung. Jetzt werden Sie von Paparazzi verfolgt.
Er wird verfolgt, das hat nichts mit mir zu tun.
Keine Panik, ungeschminkt aus dem Haus zu gehen?
Und wenn schon! Dann werde ich halt so fotografiert.
Natürlich gibt es auch Privilegien mit einem Star an der Seite: Sie kriegen sicher immer einen Tisch in den angesagten Restaurants, müssen nie anstehen vor einem Klub, erhalten VIP-Einladungen …
Ich spiele diese Karte nicht bewusst aus. Wenn mich jemand reinlässt oder mir einen Tisch anbietet, dann ist das toll. Meistens verkehre ich aber sowieso an Orten, wo ich die Leute kenne und die Besitzer mit mir befreundet sind.
Was ist dran an den Hochzeitsgerüchten?
Ach, es gibt so viele Gerüchte! Ich komme kaum mehr nach. Ich bin jeweils die Letzte, die davon hört.
Die drei Jonas-Brüder wurden sehr religiös erzogen und bekannten sich früher gar zur Keuschheit. Sind Sie religiös?
Ich bin konfessionslos aufgewachsen. Unter meinen Freunden sind Juden, Muslime, Christen. Ich plädiere für Toleranz. Gäbe es mehr davon, hätten wir weniger Krieg auf dieser Welt. Zur Toleranz gehört auch, seine Werte nicht anderen aufdrücken zu wollen.
Haben Sie ein Credo?
Ja, nämlich «im Moment leben». Das ist eine Herausforderung, gerade mit den Social Media heutzutage. Viele glauben, wenn sie den Moment nicht mit dem Smartphone festgehalten haben, sei er nichts wert. Dabei verpassen sie vor lauter Fotografieren den Augenblick. Da muss ich mich selber auch an der Nase nehmen.
Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Im gestalterischen Bereich tätig zu sein, ist das Richtige für mich. Ich bin jedoch offen für neue Projekte. Im Moment bleibe ich in New York, weil es beruflich eine ideale Plattform bietet. Aber die Schweiz ist und bleibt meine Heimat, und ich fühle mich hier nach wie vor sehr wohl.
Würde es Ihrem Joe in der Schweiz auch gefallen?
Ja, er liebt es hier! Und wenn ich ohne ihn herkomme, muss ich ihm immer Rivella blau und Mohrenköpfe mitbringen.