Elastische Bauchbänder, Stützstrümpfe, Still-BHs – bei diesen Begriffen stellen sich bei mir die Nackenhaare auf. Ist man zum ersten Mal schwanger, wird man mit dieser Art von Umstandsmode unumgänglich konfrontiert. Wenn der Bauch wächst und die alten Hosen plötzlich nicht mehr passen, ist die erste Anlaufstelle neben Familie und Freunden Google – und da werden, auf der Suche nach Mode für wachsende Babybäuche, Resultate des Grauens ausgespuckt. Probiert es mal aus. Nur so zum Spass. Mich verfolgen die Ergebnisse auch noch nach über zwei Jahren nach der Geburt meiner Tochter im Schlaf.
Bock auf Baby?
Warum aber sollte man in der Schwangerschaft Kleidung tragen, der man sonst auch keine Beachtung schenkt? Statt Mode, in der man sich attraktiv fühlt, werden einem unmoderne Skinny-Jeans-Modelle, altbackene Tunikas und Wickelkleider mit frechen Bindegürteln vorgeschlagen. Als wäre es nicht genug, dass ein kleines Wesen in einem heranwächst, man von Übelkeit und/oder Schlaflosigkeit geplagt ist, die Blase drückt, die Haut juckt… (an dieser Stelle könnte ich für immer weiter machen) macht es die Modeindustrie einem auch noch verdammt schwer, sich wohl – geschweige denn sexy – in seiner Haut zu fühlen. Warum eigentlich? Schliesslich gibt es kaum etwas Schöneres als einen Babybauch und einen Körper, der vor Weiblichkeit nur so strotzt. Verstecken war gestern. Das findet auch Rihanna. Und die ist gerade dabei, das Narrativ von Umstandsmode umzuschreiben.
Schon jetzt ein kleiner Star
Als die Sängerin und ihr Partner ASAP Rocky vor wenigen Wochen via Instagram verkündeten, in freudiger Erwartung zu sein, jubelte das Internet. Seitdem serviert Riri Babybauch-Looks der Extraklasse. Auf der Mailänder und Pariser Fashion Week fand der bisherige Höhepunkt ihrer Interpretation von Umstandsmode statt:
Natürlich ist das, was die Ikone da trägt, kaum alltagstauglich und auch eine Rihanna wird, wenn die Öffentlichkeit nicht mehr zuschaut, Sweatpants bevorzugen und mit hochgelagerten Beinen auf der Couch abhängen. Das hier soll auch kein Aufruf an alle Schwangeren sein, den Babybauch ab sofort in transparente Spitze zu hüllen. Viel mehr geht es darum, dass die Designerin dazu ermutigt, stolz auf den eigenen Körper zu sein, Optionen auszutesten und Mode zu geniessen während man schwanger ist. Kaum hat man sich nämlich an seine neuen Rundungen gewohnt, ist die Schwangerschaft auch schon wieder vorbei.
Eine neue Ära
Rihanna setzt mit ihren gewagten Looks ein Zeichen und vermittelt eine neue und längst überfällige Sicht auf Umstandsmode. Bisher existierte Mode für Schwangere nämlich in einer Art Parallel-Universum, in dem seit Jahren kein Platz für Veränderung war – und das in einer Branche, die von sich behauptet, sich jeden Tag neu zu erfinden. Ob ein Wandel in dieser Nische tatsächlich stattfindet – und auch Labels mitmachen, die sich Otto Normalschwangere leisten können, wird sich zeigen. Begrüssen würden wir es in jedem Fall.