Das schönste Gesicht der Welt gehört zu Yael Shelbia. Ein israelisches Model mit Schauspielambitionen. Dass sie die Schönste ist, besagt TC Candler. Seit 1990 werden von der Plattform die 100 bestaussehenden Frauen bestimmt. Von 20 unabhängigen Kritikern – lassen wir die Diskussion über die Seriosität dieses Rankings, darum gehts hier nicht.
Schön ist nicht neu – der Hintergrund entscheidet hier
Es ist auf jeden Fall nicht zu bestreiten, dass die 19-Jährige wirklich sehr hübsch ist. Aber noch viel bemerkenswerter: Ihr Gesicht ist aktuell auf dem Cover von L'Officiel Arabia. Einem Modemagazin made in Dubai.
Damit ist sie die erste Israelin, die die Ausgabe einer arabischen Zeitschrift ziert. «Gemeinsam sind wir stärker», steht dabei auf dem Titel. Mit Yael Shelbia als Coverstar feiere man das «historische Friedensabkommen zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Israel».
Im September 2020 wurden verschiedene Abkommen zwischen Israel, VAE und dem Königreich Bahrain unterzeichnet, in denen Frieden, die Aufnahme diplomatischer Beziehungen und die «vollständige Normalisierung» vereinbart wurden. Yaels Platzierung ist eine Antwort darauf. Auf Israels Modemagazin Laisha ist im Gegenzug das aus Kenia stammende, aber in Dubai ansässige Topmodel Chanel Ayan zu sehen.
Reddit definiert den Begriff «Frock Diplomacy» oder «Mode Diplomatie» als: Wenn die ehemalige First Lady Michelle Obama ausschliesslich amerikanische Labels zu wichtigen Events trägt (zuletzt von Sergio Hudson am Inauguration Day) oder wenn die US-Vizepräsidentin Kamala Harris Weiss trägt, um an die Frauenrechtlerinnen Anfang des 20. Jahrhunderts, die Sufragetten zu erinnern. Und Yael – die ist nun das Abbild des Friedens.
Abbild, aber nicht des Friedens zuträglich
Hater*innen sagen jetzt, dass das alles nur einen ganz cleveren Marketingcoup darstellt und ja null dazu beiträgt, dass der Frieden aufrechterhalten wird – und die Bedeutung von Mode und Modezeitschriften politisch wieder einmal vollkommen überschätzt werde …
Dazu sagen wir: Natürlich! Mode schafft es nicht Frieden zu erhalten oder gar herzustellen. Sie ist ein Spiegel der Gesellschaft, so der viel zitierte Satz. Nicht mehr – aber auch nicht weniger. Klar, wenn die Leser*innen in Dubai jetzt israelische Marken kennenlernen, vielleicht sogar irgendwann anziehen, und umgekehrt die Frauen in Tel Aviv sich mal für Dubais Modeszene interessieren, sind das gute neue Geschäftsbeziehungen.
Hauptsächlich bilden solche Cover jedoch einfach den historischen Beginn einer Durchlässigkeit von Grenzen ab, die bis anhin noch feste Mauern waren.