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«einen Po nach dem andern»

Wie es die Spanx-Gründerin an die Spitze geschafft hat

Sie hat Humor, kann hart arbeiten und nimmt sich selber nicht so wichtig. Mit genau diesem Mix aus Eigenschaften und ihrem Verkaufstalent hat es Sara Blakely mit der Formwäsche Spanx zur jüngsten Selfmade-Milliardärin der USA gebracht.

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Sara Blakely hat es mit Formwäsche an die Spitze geschafft

Sara Blakely hat es mit Formwäsche an die Spitze geschafft

Penske Media via Getty Images

Solange sie sieben Stunden Schlaf und bei Sonnenaufgang einen Starbucks-Becher in der Hand hat, ist alles gut.» So beschreibt Jesse Itzler, 56, seine Ehefrau Sara Blakely, 53. Seit 16 Jahren sind die beiden verheiratet und Eltern von Lazer, 14, Tepper, 6, und den Zwillingen Charlie und Lincoln, 9. «Mutter sein ist ein Full-Time-Job, meine Firma führen auch. Es gibt keine Gebrauchsanweisung dafür, ich nehme es einfach Tag für Tag», erklärt die Chefin von Spanx, die es 2024 auf die «Forbes»-Liste der reichsten Selfmade-Frauen gebracht hat. Ihre Erfindung war so kompliziert nicht, «und ich war nicht die Einzige, die das gemacht hat». Aber sie allein hatte die Energie und die Starrköpfigkeit, daraus ein Business zu bauen.

Als Mittzwanzigerin hatte Sara dasselbe Problem wie Zillionen anderer Frauen auch: In Hosen oder einem figurbetonten Abendkleid zeichneten sich die Ränder des Slips ab. Strümpfe wären die Lösung, doch dann hätte sie auf offene Schuhe verzichten müssen. Also schnitt sie kurzerhand die Füsse ihrer Strumpfhose ab, kämpfte dann aber mit aufrollendem Nylon. Wieso gibt es nichts, das die Figur sanft formt, angenehm auf der Haut liegt, Slip-Abdrücke vermeidet und tauglich für offene Schuhe ist?, fragte sich die Verkäuferin, die tagtäglich von Haus zu Haus fuhr, um Faxgeräte zu verkaufen.

«Ich möchte Produkte erfinden, die ich Millionen von Menschen verkaufen kann, damit sie sich gut fühlen», schrieb sie damals in ihr Tagebuch. Daneben notierte sie allerlei Ideen, bis es bei den fusslosen Strümpfen Klick machte: Während eines Jahres recherchierte sie, zeichnete, liess die Idee patentieren, kontaktierte mögliche Produzenten, investierte ihre ersparten 5000 Dollar – und verkaufte weiter Faxgeräte, um ihr Auskommen zu sichern. «Ich sprach mit allen, die der Idee Schub geben konnten, aber nicht mit Freunden und Familie. Ich wollte Fragen und Kritik vermeiden», so Blakely. Dann war alles parat, nur der Produzent fehlte. Bis ein Textilunternehmer aus Atlanta anrief, der ihr vorher abgesagt hatte. Grund des Gesinnungswandels: Seine Töchter hatten ihn überzeugt, Saras Idee ernst zu nehmen: «Dad, das musst du machen, wir Frauen wollen das.»

1998 kamen die ersten Original-Spanx auf den Markt: Strumpfhosen, die bis Mitte Wade gehen. Sara reiste selber in Filialen des Luxuskaufhauses Neiman Marcus, um sie anzupreisen. Ihre Wohnung war die Firmenzentrale, Bestellungen versendete sie eigenhändig. Der Durchbruch kam 2000 dank der US-Talkmasterin Oprah Winfrey, die Spanx als bequemste Shapewear anpries und sich als Kundin outete.

Heute ist Spanx ein Milliardenkonzern, der Formwäsche aller Art anbietet. Die Firma beschäftigt 750 Leute, pro Jahr werden rund 400 Millionen Dollar umgesetzt. Bereits 2012 ehrte das Wirtschaftsmagazin «Forbes» die Unternehmerin als jüngste Selfmade-Milliardärin. Vor drei Jahren hat Blakely die Mehrheit ihrer Firma an die Investoren Blackstone verkauft, aber eine signifikante Beteiligung und den CEO-Job behalten. «Es war das erste Mal, dass ich fremdes Geld annahm», sagt Sara Blakely. Der Verkauf der Aktien brachte ihr mehrere hundert Millionen Dollar ein. Von denen sie freigiebig auch ihre Mitarbeitenden profitieren liess: Alle erhielten zwei First-Class-Flugtickets für eine Destination ihrer Wahl und 10 000 Dollar Reisegeld. «Ich habe Spanx zwar alleine gegründet, aber hey, ohne die Angestellten wäre ich nichts.» Die Firma schüttet seit Gründung einen Teil des Gewinns an Hilfsprojekte aus, die die Angestellten auswählen. «Unser Motto lautet», so Blakely, «die Welt verbessern, einen Po um den andern.»

Die Geschäftsfrau hat auch «The Giving Pledge» unterschrieben, eine Initative von Milliardären, die sich verpflichten, den Grossteil ihres Reichtums zu spenden. «Ich engagiere mich für Frauen, will ihnen Mut machen. Ich weiss: Wenn ich ein Unternehmen aufbauen konnte, dann kann das jede andere auch.»

Die Unermüdliche hat neue Pläne, sie will nun die Schuhindustrie aufmischen: Mit Sneex hat sie einen Turnschuh-High-Heels erfunden, «mit dem man zum Bus rennen kann. Wir Frauen verdienen, dass es uns leicht gemacht wird, uns gut und schön zu fühlen.» Ihr Ehemann Jesse, Rapper und Unternehmer, trägt das weitere Projekt mit Fassung. Gefunkt hat es zwischen den beiden übrigens an einem Pokerturnier in Las Vegas. Sara verabschiedete sich um halb zehn Uhr, weil ihre «Bettzeit bereits überschritten» sei. «Wer geht in Las Vegas um diese Zeit ins Bett?», fragte er sich und wollte sie näher kennenlernen. Heute weiss er, dass diese Routine eines von Sara Blakelys Erfolgsgeheimnissen ist.

Hier gibt es unter anderem die Formwäsche von Spanx:

MR
Monique RyserMehr erfahren
Von Monique Ryser am 8. Dezember 2024 - 18:00 Uhr