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Es war Freundschaft auf den ersten Blick bei Rapper Stress und R&B-Sängerin Naomi Lareine. Gemeinsam mit Naomis Partnerin, Gina Madskull zeigen die Musiker im Zürcher Grand Hotel Baur au Lac glamouröse Looks und sprechen über Stil, Personality und die Magie von Bühnenoutfits. Sina Albisetti
Rapper Stress und R&B-Sängerin Naomi Lareine

«Wir sehen viele Dinge ähnlich»

Es war Freundschaft auf den ersten Blick bei Rapper Stress und R&B-Sängerin Naomi Lareine. Gemeinsam mit Naomis Partnerin, Gina Madskull, zeigen die Musiker im Zürcher Grand Hotel Baur au Lac glamouröse Looks.

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Naomi Lareine, vor genau einem Jahr erschien Ihre Erfolgs-EP «Girl Next Door». Was ist seither passiert in Ihrem Leben?

Ich war oft im Studio und habe eine komplett neue Live-Band zusammengestellt, mit der ich im Sommer auf grosser Festivaltour war. Das hat sehr Spass gemacht.

Reisen Sie jeweils mit zu Naomis Auftritten, Gina?

Ja, wenns geht schon. Ich bin ja auch gut mit ihrer Band befreundet.

Haben Sie auch gleich die Bandmitglieder tätowiert?

Gina (lacht): Das habe ich – alle, bis auf einen.

Style 03/23 Stress Naomi Lareine Baur au Lac

Freundschaft ist für Naomi kein Deal, für Sie geht es um Loyalität und Ehrlichkeit.

Chris Tribelhorn & Petia Lova

Der Titel jener EP beschreibt ja, wie Sie beide sich kennengelernt haben – Sie waren Nachbarinnen. Wo haben Sie eigentlich Naomi getroffen, Stress?

Wir wurden einander an einer Party vorgestellt, das war etwa drei Wochen, bevor Naomi ihre erste Single «Issa Vibe» herausbrachte. Drei Monate später standen wir bereits zusammen im Studio und nahmen Musik auf. Wir haben uns sofort verstanden. Wir sehen viele Dinge ähnlich, musikalisch, aber auch im Leben teilen wir sehr viele Werte.

Wie haben Sie dieses Treffen in Erinnerung, Naomi? Immerhin standen Sie vor einem der erfolgreichsten Musiker der Schweiz und waren selbst noch ganz am Anfang.

Ich sah ihn in der Menge, wollte aber nichts forcieren, indem ich ihn ansprach. Als er dann vor mir stand, sagte ich mir selbst: «Benimm dich jetzt einfach normal!» (lacht) Es war aber von Beginn an sehr entspannt.

Trotzdem ist eine Freundschaft wie die Ihre eher aussergewöhnlich, gehören Sie doch unterschiedlichen Generationen an: verschiedene Interessen, eine andere Sprache, unterschiedliche musikalische Einflüsse …

Stress: Gerade Letzteres wage ich zu bezweifeln. So viele grosse Vorbilder gibt es nicht in der Musikwelt. Ich spreche zum Beispiel von Alicia Keys oder Marvin Gaye – und die Basis für gute Songs sind Talent und Emotionen. Wenn wir beides beim jeweils anderen respektieren, müssen wir auch musikalisch nicht hundert Prozent gleich ticken. Im Gegenteil, das wäre ja langweilig.

Naomi: Ich habe nie das Gefühl, wir seien nicht auf Augenhöhe, wenn wir diskutieren, egal worüber. Das schätze ich sehr.

Stress: Wir sind sehr ehrlich zueinander. Ich halte nichts von «Romanzen» in Freundschaften, bei denen man sich gegenseitig ständig erzählt, wie super man ist. Das ist nicht spannend und hilft niemandem weiter.

Style 03/23 Stress Naomi Lareine Baur au Lac

Naomi Lareine gemeinsam mit Freundin Gina.

Chris Tribelhorn

Stress wurde dieses Jahr als erst zweiter Schweizer Musiker vom Musiksender MTV mit einer Anfrage für einen Auftritt in der legendären «Unplugged»-Reihe geadelt und tritt damit in die Fussstapfen von Grössen wie Nirvana, Bruce Springsteen oder Paul McCartney. Sagt Ihnen das überhaupt etwas, Naomi?

Ja, klar.

Stress: Du bist da wohl nicht ganz so typisch für deine Generation. In Zeiten von Youtube und Social Media ist die Präsenz von Musiksendern wie MTV nicht mehr so wie vor zwanzig Jahren. Aber natürlich ist die Anfrage für mich eine grosse Ehre.

Wie läuft so etwas ab?

Stress: Es ist ein Prozess – an dessen Anfang die Frage steht, ob man sich das überhaupt leisten kann. Der Aufwand ist riesig, zeitlich und finanziell. Es gibt eine Platte, eine Live- und eine TV-Show und einen Dok-Film. Mein ganzes Team hat extrem hart gearbeitet. Aber es lohnt sich, denn bei kaum einem anderen Projekt hat man künstlerisch so viel Spielraum, das macht unglaublich viel Spass.

Style 03/23 Stress Naomi Lareine Baur au Lac

Die beiden haben sich an einer Party kennengelernt. 

Chris Tribelhorn & Petia Lova

Apropos künstlerischer Spielraum: Sie, Gina, machen als Tattoo-Artist Kunst auf Bestellung. Ist das nicht manchmal frustrierend?

Überhaupt nicht. Meine Kundschaft kommt zwar mit gewissen Vorstellungen zu mir, aber ich zeichne alle Designs selbst.

Stress: Angenommen, ich komme zu dir und sage, ich möchte ein Huhn tätowiert haben …

Gina: Wenn ich das in meinem eigenen Stil machen kann, geil. Aber irgendwelche Kopien von etwas, das du auf Pinterest gesehen hast, mache ich nicht. Dafür musst du dir jemand anderen suchen.

Wie definieren Sie Freundschaft?

Naomi: Es geht um Loyalität und Ehrlichkeit, darum, für jemanden da zu sein, auch wenn man sich nicht täglich sieht oder schreibt. Freundschaft hat nichts mit Erwartungen zu tun – ich tu dir einen Gefallen, dann tust du mir einen. Das ist kein Deal.

Stress: Als Freund bin ich kein Ventil, kein Mülleimer oder Sozialhelfer. Wir teilen etwas, das wir schätzen, und wollen das Beste füreinander.

Bei Ihnen beiden, Naomi und Gina, wurde aus Nachbarschaft Freundschaft und dann aus Freundschaft Liebe. Wie passiert denn so was?

Naomi: Ich war noch mit meiner Ex-Freundin zusammen, als wir einander kennenlernten. Nach der Trennung, und nachdem ich ein bisschen Zeit für mich selbst hatte, realisierte ich, dass alles, was ich immer gesucht hatte, die ganze Zeit direkt vor meiner Nase war. Das Gute an einer Liebe, die aus Freundschaft entsteht, ist, dass es keine bösen Überraschungen gibt. Man kennt einander ja schon gut.

Was ändert sich denn?

Naomi: Es ist wie ein Schalter, der sich umlegt. Man sieht die Person in einem anderen Licht. Gina wird für mich jeden Tag noch schöner Die Gespräche ändern sich, wir verbringen mehr Zeit zu zweit, vorher waren wir oft in einer Gruppe unterwegs.

Style 03/23 Stress Naomi Lareine Baur au Lac

Schon kurz nach ihrem ersten Treffen standen die beiden Musiker*innen zusammen im Studio.

Chris Tribelhorn

Naomi wurde in den vergangenen zwei Jahren vom Nachwuchstalent zum Star, der in der Öffentlichkeit steht. Wie ist das für Sie, Gina?

Das ist so schnell passiert, dass ich erst gar keine Zeit hatte, mir gross Gedanken zu machen. Erst allmählich haben wir gemerkt, dass wir absprechen müssen, wie wir uns in der Öffentlichkeit geben.

Naomi: Es kam nämlich mal vor, dass wir auf einer Bank sassen und ein Gespräch führten, und später sprach mich jemand auf Instagram auf dieses an. Solche Dinge sind schon schockierend. Seither achten wir mehr darauf, worüber wir ausserhalb unserer eigenen vier Wände reden.

Das dürfte für Sie bereits Alltag sein, Stress.

Ja und nein. Ich war in den vergangenen Jahren in Beziehungen mit Partnerinnen, die ebenfalls in der Öffentlichkeit standen, da gehört ein gewisses Interesse halt dazu. Ich finde, ich gebe in meiner Musik schon so viel von meinem Seelenleben preis, dass ich daneben nicht noch dauernd «die Hosen runterlassen» muss. Trotzdem verstehe ich, dass ein gewisses Mass davon Teil meines Jobs als Musiker ist, und die Fans, die sich für mich interessieren, ermöglichen mir ja, von meiner Passion zu leben. Aber die heutige Tendenz, alles mit allen zu teilen, finde ich nicht unbedingt gesund.

Das handhabt Ihre Generation anders, Naomi.

Stimmt, wir haben einen anderen Zugang dazu und sind offener, gewisse Dinge unseres Lebens mit anderen zu teilen. Vielleicht ist da auch der Gedanke der Entmystifizierung dahinter. Ich möchte zeigen, wie und wer ich bin. Wenn das öffentliche Interesse aber andere Personen betrifft, ist es nicht an mir, zu entscheiden, wie diese damit umgehen. Für Gina ist es okay, öffentlich an meiner Seite zu sein. Andere Leute in meinem Umfeld würden sich nie in den Medien zeigen wollen.

Sehen Sie sich als Vorbild?

Naomi: Nicht bewusst. Aber wenn ich eines sein kann, freue ich mich natürlich.

Sprechen wir abschliessend noch über die nähere Zukunft. Was steht nächstes Jahr bei Ihnen an?

Stress: Ich bin sehr viel am Bügle – zum Glück habe ich einen spannenden Job (lacht). Im März und April bin ich mit meiner Unplugged-Show auf Tour, danach spiele ich sie an Festivals. Dann gehts wieder ins Studio. Dazwischen möchte ich mir ein bisschen Raum für Kreativität lassen.

Naomi: Dieser Tage erscheint meine neue Single «Rockstar», dann fokussiere ich mich wieder darauf, neue Songs zu schreiben.

Stress: Ich finde, das unterscheidet dich von sehr vielen anderen jungen Künstlerinnen und Künstlern. Die Verlockungen von anderen Dingen sind riesig – man macht mal einen Song, der nicht schlecht läuft, und dann wird man zum Influencer. Den Fokus trotzdem auf der Musik zu halten, ist das, was es schlussendlich ausmacht.

Naomi: Es wird 2024 eine komplette musikalische Explosion von mir geben (lacht). Im Ernst: Ich finde mein Leben gerade richtig toll, bin kreativ und freue mich wahnsinnig darauf, ins Studio zu gehen, viel neue Musik zu veröffentlichen und auf der Bühne zu stehen.

Familienbloggerin Sandra C.
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Von Sandra Casalini am 24. November 2023 - 12:00 Uhr