Es ist ein bisschen wie mit Zürich und Bern. Ersteres hat mehr Einwohner, Letzteres als Hauptstadt den Regierungssitz inne. Dass Ho-Chi-Minh-Stadt, ehemals Saigon, Bedeutung in Vietnam hat, weiss jeder. Vielleicht auch nur, weil er schon mal das gleichnamige Bier getrunken hat. Das Äquivalent zu Bern ist Hanoi und somit dem Wirtschaftszentrum Ho-Chi-Minh-Stadt zahlenmässig deutlich unterlegen – mit seinen mehr als 8 Millionen Einwohnern ist die asiatische Grossstadt vor allem eins: chaotisch, laut und wahnsinnig heiss. Wie die Ameisen drängen die Locals auf ihren Rollern durch die Strassen, ohne Rücksicht auf Verluste. Sie parken auch da, wo wir Spiesser uns niemals trauen würden, ein Fahrzeug abzustellen. Meist liegt auch noch einer auf dem Sattel und schläft. Der gemeine Europäer ist da schnell überfordert und neigt zur Flucht. Man muss Ho-Chi-Minh-Stadt Zeit geben, es (und das ständige Hupen) lieben zu lernen. Es lohnt sich.
Vor allem für die, die gerne essen. An jeder Strassenecke werden auf dem Bürgersteig Waffeln gebacken, Fleischspiesse gebraten und Klebreis gekocht – auf quietschbunten Mini-Plastikstühlen kauernd. Was aussieht wie ein riesiger Kindergarten, ist die grösste kleinste Garküche der Welt, die neben den dunklen Markthallen auch mit palmengesäumten Boulevards im französischen Kolonialstil bezaubert.
1 Im War Remnants Museum die Geschichte des Landes spüren
Wir eröffnen den Trip leider mit einem Downer, der aber mehr als wichtig ist. Schön ist der Besuch nicht, die Bilder wird man so schnell nicht mehr los. Das Museum nämlich, das in einem ehemaligen amerikanischen Verwaltungsgebäude sitzt, dokumentiert das Kriegsgeschehen im Vietnamkrieg von etwa 1955 bis 1975 und führt den Besuchern dabei auf drastische Art und Weise vor Augen, welche Folgen der grausame Kampf für das Volk hatte. Belastende Fotografien reihen sich hier an ehemalige Gefängniszellen, Panzer, Hubschrauber und nicht explodierte Kampfmittel.
baotangchungtichchientranh.vn
2 In Chinatown lernen, wie man unbeschadet Strassen überquert
In Cholon, Ho-Chi-Minh-Stadts Chinatown, gibt es von allem viel: Egal was, es drängt gestapelt aus den offenen Läden. In bunten Wannen häufen sich Fisch, Getreide und Gemüse, grelle Plastikblumen kontrastieren mit der staubigen Moped-Armee. Will man hier die Strassenseite wechseln, muss man tief einatmen und einfach ganz langsam loslaufen. Wie in einem Computergame fliessen die röhrenden Rollerströme um einen herum. Wer stehen bleibt, kriegt Panik – und wird vermutlich angefahren.
3 In Tempeln seltene Oasen der Ruhe finden und kurz auf Pause drücken
Gefühlt stolpert man an jeder Ecke in einen Hinterhof, vor dem opulente Holztore prächtige Tempel wie die taoistische Jade Emperor Pagode ankündigen. Hier ist es im Gegensatz zum Trubel auf der Strasse herrlich ruhig – man hört vielleicht sogar die Vögel zwitschern. Der schwitzende Körper darf auf kühlen Steinbänken runterfahren, der überforderte Kopf besinnt sich in den Schwaden der Räucherstäbchen.
4 Den Sonnenuntergang über dem Wolkenkratzer-Meer begiessen
Lust auf den perfekten Influencer Shot? Egal, ob in flüssiger oder digitaler Form, die Dachterrassen Ho-Chi-Minh-Stadts sind die perfekte Kulisse. In schwindelerregender Höhe zieht man im türkisen Wasser der Social Club Rooftop Bar des Hotel Des Arts Saigon seine Bahnen und nippt weit über den Hochhäuserschluchten an perfekt gemixten Drinks. Im Restaurant speist man mit ebenso viel Weitsicht in weichen Samtsesseln unter gläsernen Blumenkelchen.
Im Hotel Des Arts Saigon lässt es sich natürlich nicht nur essen und trinken, sondern auch schlafen. Erwacht man morgens aus einem butterweichen Tiefschlaf, weckt der Blick aufs Häusermeer die Abenteuerlust. Der Tag ist aber erst gezündet, wenn die erste Pho des Tages, die traditionelle vietnamesische Nudelsuppe, in der offenen, blau-weiss gekachelten Küche des Frühstücksaals die hungrigen Schlünde hinabgleiten durfte.
hoteldesartssaigon.com
5 Den Hipsterhunger auf dem Ben Tanh Street Market stillen
Ein riesiger Schriftzug aus kleinen Lämpchen lädt in die Halle ein, in der sich Essensstände, lange Holzbänke und Menschen aus aller Welt tummeln. Hier kann man sich wunderbar hip durchfressen: Von zartem Bun Bao bis hin zu gegrilltem, in Betelblätter gewickeltem Rind – wer vietnamesisches Essen liebt, rollt hier befriedigt raus.
6 Authentisch dinieren wie Angelina Jolie und Brad Bitt
Es war einmal … Damals, als Brangelina noch ein heisses Team waren, reisten sie durch Asien. Da Angelina ja eine ganz bodenständige ist, schleppte sie Brad ins traditionell vietnamesische Restaurant Cuc Gach Quan. Hier ist man des Öfteren verwirrt und das nicht nur, weil man erwartet, jederzeit einen Promi zu treffen: Im hübsch-verwinkelten französischen Kolonialhaus mit kleinen Teichen ist die Karte so lang, dass man sich Stunden mit dem Kellner austauschen könnte.
cucgachquan.com.vn
7 Hip shoppen und Avocado-Toast brunchen im L'Usine
Der Concept Store, von dem es in Ho-Chi-Minh-Stadt inzwischen mehrere Ableger gibt, macht vietnamesischen Lifestyle kosmopolitisch und insta-ready. Hier stöbert man durch lokale Brands und Gassenhauer wie Maison Kitsune und Theory. Peinlich, aber wahr: Der Avocado-Toast mit Poached Egg im dazugehörigen Café ist sehr zu empfehlen.
lusinespace.com
Wenn man ein Boot namens «Gecko Eyes» fährt, dann kann man davon ausgehen, dass damit etwas im Wasser verscheucht werden soll. Früher lebten im Mekong, einem der längsten Flüsse der Welt, tatsächlich Krokodile. Inzwischen tuckern Touristen darauf herum und buchen Touren von mehreren Tagen. Die «Gecko Eyes» ist ein kleines, hölzernes Hausboot, auf dem geschlafen und herrlich gespeist wird. Was die Crew auftischt, ist regional und ein wahrer Frische-Traum. Beim Landgang spaziert der Tourist durch ein kleines Dorf. Man streift durch sattes Grün, die feuchte Luft riecht nach überreifen Früchten. Vielleicht stellt man sich beim plötzlichen Regenguss bei den Einheimischen unter und plaudert. Und dann gleitet die «Gecko Eyes» wieder friedlich durch das fruchtbare Mekongdelta, vorbei an Wasserwegen und tropischen Obstplantagen, während der Fluss langsam die Sonne verschluckt. Zum Sonnenaufgang schwingt man sich ausgeschlafen aufs Deck, bevor es zu den schwimmenden Märkten geht. In emsig umherschaukelnden, schwer beladenen Kähnen thront das Frühstück im glitzernden Wasser.
Mekongdeltatouren buchbar über tourasia.ch
Wellness und Strand und noch mal Wellness
Weisser Sandstrand, Palmen, türkises Wasser: Hätte Robinson Crusoe gerne superentspannten Luxus-Urlaub gemacht, bei dem er keinen Finger rühren muss, hätte er sich sicher auf die Insel Phu Quoc vor der Küste von Kambodscha schwemmen lassen. Neben den Traumbuchten an der Südwestküste bevölkert ein riesiger National Park mit Bergen, dichtem Regenwald und wilden Tieren das kleine Eiland. Man könnte auf Phu Quoc theoretisch wunderbar wandern, wenn man nicht ständig damit beschäftigt wäre, tiefenentspannt am Strand zu liegen. Oder sich massieren zu lassen. Oder sich einen Drink zu bestellen. Im Fusion Resort werden diesbezüglich alle Träume wahr: Da hat man den Südseestrand direkt vor der Nase und den Privatpool vor der Villa. Ausserdem gehören zwei Spa-Anwendungen täglich zum straffen Programm. Kokos-Wrap, Fussmassage, Facial, Thai Massage ... Man hat die Qual der Wahl, das Leben ist so hart wie Watte.
phuquoc.fusionresorts.com
10 Sich der Reizüberflutung hingeben
Ein Faible für Kitsch muss man haben, wenn man im Städtchen an der vietnamesischen Zentralküste, das zum UNESCO Weltkulturerbe gehört, Halt machen will. Ausserdem muss man die Geduld besitzen, dieses zu teilen. Denn Hoi Ans Altstadt mit den kleinen Kanälen ist klein. Und eng. Die Touristenmassen dagegen gross. Gut gelaunt, stets mit dem Finger am Auslöser, wuseln jährlich Abertausende durch den bunten, architektonischen Stil- und Epochenmix und schieben sich an chinesischen Shophouses und Holz-Tempeln, Pittoreskem aus der französischen Kolonialzeit und typisch vietnamesischen Stadthäusern vorbei. Flanieren und bummeln ist deshalb morgens und abends am schönsten. Bevor die drückende Hitze einsetzt, hocken viele Touristen noch beim Frühstück. Abends dann gehen die Lichter an. Man ertrinkt nicht nur in einem gleissenden Lichtermeer, sondern auch an den zahlreichen Bars, die die kleinen Gassen säumen.
Perfekt gelegen, um beide Seiten des Flusses Thu Bồn zu erkunden, liegt das Hotel Royal Hoi An – eigentlich direkt mittendrin quasi. Während am einen Ufer das Backpacker-Partyvolk feiert und sich Kleinigkeiten am Night Market schnappt, thront auf der anderen die Altstadt mit ihren gediegenen Restaurants und dem emsigen Treiben der Shops. Der Hotel-Palast im Kolonialstil wird umschifft von der gleissenden Laternenflut und kann zusätzlich mit einer hübschen Dachterrasse punkten, die sich perfekt zur ersten Orientierung mit einem Welcome-Drink eignet. Leiht man sich die hoteleigenen Räder, schafft man es ausserdem in unschlagbaren 20 Minuten (man trifft auf dem Weg durchaus mal einen Wasserbüffel) zum Strand An Bang, der paradiesischer nicht sein könnte.
hotelroyal-hoian.com
11 Sich Individuelles schneidern lassen
Hoi An ist die Stadt der Schneider. Neben einem Schneider sitzt meist ein Schneider. Der Nachbar ist meist ebenfalls … richtig: Schneider. Da liegt was in der Luft und in den vollen Regalen wahnsinnig viel Stoff. Kleider, Hosen, Anzüge, Röcke und Hemden – alles ist möglich, sogar das Hawaiihemd wird massgeschneidert angeboten. War da jemals eine Skepsis, dann ist die schnell überwunden, wenn einem bewusst wird, dass das teure Designerteil, das man immer wollte, plötzlich zum Greifen nah und auch noch perfekt auf den eigenen Körper zugeschnitten ist. Aus eigener Erfahrung kann die Autorin sagen, da wird man schnell süchtig. Auf einem der Beutezüge hat sich dieses Kleid eingeschlichen – für rund 80 Franken. Seither läuft Linda wie auf Wolken.