Style: Sind Sie eher ein Tag- oder Nachtmensch?
Philipp Dittberner: Eher ein Nachtmensch, dann habe ich am häufigsten einen Kreativitätsschub. Die wichtigsten Entscheidungen habe ich jeweils nachts getroffen.
Wann wussten Sie, dass Sie Musiker werden möchten?
Ein richtiges Wissen darüber war nie vorhanden. Klar träumte ich davon, mit meinen Songs Erfolg zu haben. Aber ich wagte mir nicht auszumalen, dass ich jemals davon würde leben können. Es fühlt sich immer noch an wie ein Traum.
Was kommt bei Ihnen zuerst, die Wörter oder die Melodie?
Ganz unterschiedlich. Meistens kommen sie sogar gleichzeitig. Wenn ich mit meiner Gitarre eine Melodie spiele, herrscht eine bestimmte Stimmung, wobei die Worte oft automatisch kommen.
Wann waren Sie zuletzt auf Wolke 7?
Momentan bin ich gerade mit Menschen im Urlaub, mit denen ich sehr gern unterwegs bin. Wir haben alle sehr viel gearbeitet in letzter Zeit und kommen hier gerade wieder etwas zur Ruhe. Also bin ich jetzt gerade auf Wolke 7.
Wie oft liefert Ihnen die Liebe Inspiration für Ihre Musik?
Die besten Lieder, die man schreibt, sind von der Liebe geprägt. Ich möchte zwar nicht nur Liebeslieder machen, aber am Ende geht es doch meistens um sie. Schliesslich ist sie ja auch der Grund, weshalb wir Menschen alle hier sind und das, was alles zusammenhält.
Sie werden produziert von Herbert Grönemeyer. Ist er ein Vorbild für Sie?
Er ist das grösste Vorbild, das man textlich haben kann. Und deshalb war es eine Riesenehre für mich, dass er mit mir zusammenarbeiten wollte.
Wie war Ihre erste Begegnung mit ihm?
Ich wusste gleich, dass es mit ihm funktionieren würde, ich hatte sofort ein gutes Gefühl.
Welche war die erste CD, die Sie sich kauften?
Da war ich acht oder neun: Californication von den Red Hot Chili Peppers.
Wie hoch war Ihr erster Stundenlohn und wofür?
Mein Vater arbeitete in der Synchronregie und war selbst Synchronsprecher. Einmal hat er mich mitgenommen und ich durfte für einen Kinderfilm sprechen. Was ich dafür bekommen habe, weiss ich aber gar nicht, das landete wohl direkt auf meinem Sparbuch. Ich habe auch eine Zeit lang als Security-Mann an Konzerten gearbeitet. Dabei musste ich an einem Tor stehen und aufpassen, dass nur die berechtigten Busse dort durchfuhren. Dafür kriegte ich 5 Euro pro Stunde.
Mit wem würden Sie gern einen Tag verbringen?
Es würde mich interessieren, wie Kurt Cobain war.
Wann haben Sie letztmals geweint?
Hier im Urlaub und zwar vor Lachen.
Womit verplempern Sie gern Zeit?
Ich habe angefangen zu malen. Und ich kann zwischendurch wie ein zwölfjähriger Junge stundenlang Playstation spielen.
Wann ist Ihnen langweilig?
Wenn ich allein bin. Einsamkeit kann Langeweile erzeugen.
Was schätzen Sie an unserer Zeit?
Nun, ich bin Deutscher, und in keinem anderen Land wird einem im Geschichtsunterricht wohl so eingetrichtert, wie glücklich wir uns schätzen können, dass wir in einer Demokratie leben und uns hier grundsätzlich sicher fühlen können. Wenn ich mit meinen Grosseltern spreche, realisiere ich, dass wir in einer friedlichen Zeit leben, in der fast alles erreichbar ist. Durch das Internet und die heutigen Kommunikationsmöglichkeiten ist alles viel schneller und eher erreichbar geworden. Das zeigt mein Beispiel: Ich wurde bekannt, weil ich meine Musik ins Netz stellen konnte und die Leute so überhaupt auf mich aufmerksam wurden.
Woran krankt unsere Zeit?
An der Schnelligkeit. Wenn man sich überlegt, auf was es im Leben ankommt, ist das der Blick für die kleinen Sachen. Zeit mit Freunden zu verbringen oder Zeit für sich zu haben. Ich habe das Gefühl, dass die Südeuropäer besser entschleunigen und den Moment geniessen können als wir.
Wann vergessen Sie Ihre guten Manieren?
Meine Eltern achteten sehr streng darauf, dass ich die Gabel richtig halte und mich korrekt benehme. Daher sind bei mir die Manieren ziemlich stark eingeprägt. Allerdings: Nach Monaten im Tourbus lassen sie schon mal ein bisschen nach.
Wie alt möchten Sie werden?
Ich möchte nur so alt werden, wie ich das Leben auch noch geniessen kann. Dadurch, dass ich als Physiotherapeut gearbeitet habe, sah ich viele ältere Menschen, die an Schmerzen litten, sich nicht mehr richtig bewegen konnten und keine Freude mehr am Leben hatten.
Was tun Sie üblicherweise vor einem Auftritt?
Unmittelbar vor dem Auftritt gehen wir mit der Band in einen Kreis und machen eine Rückenübung. Natürlich mehr aus Quatsch.
Hören Sie vor dem Einschlafen meistens Musik? Wenn ja, welche?
Nee, gar nicht. Ich schaue lieber eine Serie.
Haben Sie eine Lieblings-Serie?
Momentan nicht. Ich wollte eigentlich die neue Staffel «Narcos» gucken, kam aber noch nicht dazu.
Philipp Dittberner tritt am 24. Oktober 2017 im Zürcher Kaufleuten auf.