Seit Jahrtausenden bringt das Feuer Menschen zusammen, zum Essen, zum Geschichtenerzählen, zum Aufwärmen. So auch in der Hotelanlage Guarda Val. Die Sporzer-Bar fungiert als Treffpunkt, der im Zuge der letzten Renovation 2009 vom oberen Speisesaal in die Bar heruntergehievte Kamin wärmt als ihr Herzstück.
Elf Hütten sammeln sich um zwei grössere Grundstücke im romanischen Weiler Sporz, politisch zu Vaz/Obervaz gehörend, wo gegenüber dem Flachland der Frühling vier Wochen länger auf sich warten lässt. Bewirtschaftete Alpflächen führen über die bei der Lenzerheide verlaufende Sprachgrenze. Mitte Juli wird hier das Gras nach dem Absamen zum ersten Mal geschnitten, begleitet von Insektensummen. Dem Auditiven zuspielend, ruft der Brunnen plätschernd die Gäste auf dem Dorfplatz zusammen, auf dem im Winter eine Eisfläche zum Eisstockschiessen lädt. Für die Gastgeberin Bettina Arpagaus, die seit dem Hotelfachschulabschluss durch ein Chiffre-Inserat vor zwölf Jahren im «Guarda Val» landete, machen die bis zu 300 Jahre alten Maiensässe den Bergdorfcharakter der Unterkunft aus. 2021 hat sie zusammen mit ihrem Mann Philip Arnold die Führung übernommen. Das Hotel ist im Besitz der Familie Gantner, Mitbegründerin der Partners Group. Nach achtmonatiger Renovation stehen die Häuser seit 2009 in neuem Glanz, aber Ursprüngliches wie das Altholz bewahrend, für rund 120 Gäste bereit. Und zwar ganzjährig.
Sorgenfrei statt Robinson-Club
Bis Mitte April ruft hier die Piste, für Hotelgäste ist der Gondelaufstieg sogar schon zum Sonnenaufgang möglich. Urška Hajnšek kümmert sich um die naturverbundenen Aktivitäten, Limitless genannt. Hier wird Natur nicht bloss angeschaut, sondern erlebt. Dazu stehen E-Bikes, Hotpots und ein Hochbeet bereit. Ausgestattet mit den Limitless-Rucksäcken des Hotels, die je nach Erlebnis Schneeschuhe, Blumenpresse, Pilzmesser, Sternenkarte, Feuerstein, eine Essbare-Kräuter-Karte oder wärmenden Tee beinhalten, geht es auf Entdeckungsrunde. Auf Wunsch begleiten der lokale Jäger Stefan Ziltener die frühmorgendliche Wildausschau, oder die beiden Dorfpensionierten Rosmarie und Martin, die gerne Geschichten zu den Bergen erzählen, die Bibliothekarin Nicole, die die Historik der Umgebung aufarbeitet, oder Urška Hajnšek persönlich. «Wir sind kein Robinson-Club», möchte Philip Arnold geklärt haben, der Bettina Arpagaus, damals Leiterin Events, bei seinem Eintritt als Chef de Recéption vor neun Jahren kennenlernte, «und das bedeutet den Luxus, auch mal in den Tag hineinzuleben. Mit einem hohen Anteil von einem Drittel an Stammgästen, die wir nach ihrem fünften Aufenthalt hier so benennen, finden sich hier oft dieselben Herzensmenschen, die sich zu Hause fühlen dürfen. Wir haben keine goldenen Wasserhähne, sondern differenzieren uns mit unserer Limitless-Philosophie: Situativ Kindheitserinnerungen zur Dopaminproduktion wecken.» Mit dem Ziel, sich zu fühlen wie ein Kind, das ein vierblättriges Kleeblatt findet; sorgenfrei. Auf diesem Weg entspricht das «Guarda Val» dem Bedürfnis nach Naturnähe. Für den ultimativen Rückzug steht von Mai bis Oktober ein Maiensäss auf 1751 Metern über Meer bereit. Nur in dieser Zeit gibt es dort Wasser direkt von der Quelle, zum Heizen wird mit Holz eingefeuert. Das Limitless-Konzept bedingt auch in den Details neue Ideen. So findet sich nach dem Turn-down-Service kein Lindt-Schöggeli auf dem Kopfkissen, sondern ein Blumen-Kaleidoskop oder ein Gedicht.ƒ
Ina Bella Saira
Es ist aber nicht nur die Aktivitätenvielfalt, die zur Naturverbundenheit beiträgt. Jede geografische Verschiebung bedeutet einen Gang im Freien. Statt ein paar Stockwerke im Lift findet man sich ein paar Schritte gehend unter freiem Himmel, nimmt Aussentemperatur und Witterung wahr. So fühlt man die Natur – und sich ihr näher. Der Geist klärt sich.
Gegen Abend lädt der Spa zur Entspannung ein. Ob Outdoor-Hotpots, Heubetten, Sauna im Gondeli, geführter Aufguss in der Blockhaus-Sauna mit Gas-Cheminée, Molkebad im Holzzuber oder Abkühlung direkt im Quellbrunnen – der Ort der Ruhe bietet Abwechslung. Knurrt der Magen, findet sich in der Bündner Stube «Crap Naros» Währschaftes, im Gourmet-Restaurant Guarda Val mit 15 GaultMillau-Punkten hingegen ausgeklügelte Finessen. Paul Berberich, Küchenchef seit Juni 2023 und davor Sous-Chef im Basler «Cheval Blanc», sorgt für die Kulinarik. Unter anderem zelebriert er eine Outdoor-Feuerküche auf lodernden Wacholderzweigen. «Ich mag es nicht so verspielt, der Geschmack soll leiten», verrät er zu seinem Gesamtkonzept, für dessen Umsetzung er ausschliesslich Schweizer Produkte verarbeitet. Das Resultat bietet ein genussvolles Erlebnis: Schmackhaft, teils klassisch, teils puristisch und auf jeder Linie überraschend. Der Ruhe- und Kraftort «Guarda Val«mit familiärer Herzlichkeit ist das richtige Refugium für bleibende Momente innerer Fülle. Seit jeher dient die Natur als Quelle der Inspiration. Sie befeuert die Gedankenwelt, regt Kreativität an und ermutigt zu neuen Ideen, die man ums Feuer sitzend gemeinsam bespricht.
Limitless-Packages im Frühling
Vier Tage lang in unberührter Natur rund um das Maiensäss-Hotel tief durchatmen, um Sinne und Seele zu erfrischen:
Kreative Natur – 26. 4. BIS 29. 4. Auf einer kunstvollen Entdeckungsreise von der Natur inspiriert ins Farbenmeer der Bergwelt eintauchen und sich in Wohlgerüchen von Almwiesen vergessen.
Merci Mami – 12. 5. BIS 15. 5. Kostbare gemeinsame Zeit in ursprünglicher Bergwelt: Erinnerungen wachrufen, Glücksgefühle teilen und unvergessliche Momente erleben.
Alpen-Flora – 20. 6. BIS 23. 6. Sich dem Duft von Alpenblüten überlassen – Sinne und Seele beruhigen und entspannen. Die belebenden Aromen unzähliger Arten von Bergkräutern lassen den Alltag vergessen, Stress verfliegt.