Cool ist es, das Loft, in dem Annina Frey, 33, residiert. Nichts steht ungewollt rum, weder die alte Milchkanne mit Blumen, die Kerzen auf dem grau getünchten Schemel noch das Dutzend bunter Sneakers des Hausherrn im Gang. Dabei wirkt die gekonnte Inszenierung selbstverständlich. So stellt man sich das Heim eines modernen Powerpaars vor, das zwischen Ibiza und Chur jeden Gipfel erklimmt. Ihr Lebens- gefährte Roger Bächtold, 44, hat die Bleibe im elften Stock eingerichtet. Das Schönste ist der Blick über Zürich. Der versinnbildlicht das Motto von «Glanz & Gloria»-Moderatorin, Model, DJ Annina: höher hinaus.
SI Style: Das ist Ihre sechste Wohnung in sechs
Jahren. Wann werden Sie sesshaft?
Annina Frey: Sesshaft werden ist eine grosse Entscheidung, die viel mit sich zieht. Wir wollen uns ausprobieren, bis wir diese endgültig treffen, um
sicher zu sein, dass es die richtige ist. Als Innenarchitekt ist es der Traum meines Freundes, irgendwann einmal selbst bauen zu können, am liebsten ein Haus am Stadtrand.
Mögen Sie Extreme?
Ja. Ich mag es gern schnell, hektisch, laut oder im Gegenteil sehr langsam, nahezu regungslos und still. Ich geniesse es, in Fünfsternehotels zu übernachten oder chic gestylt an Partys zu gehen. Dann gehe ich wieder in die Natur, schlafe auf dem Zeltplatz. Das eine schliesst das andere nicht aus, vielmehr geht es nicht ohne einander.
Extreme Menschen sind nicht leicht zu ertragen …
Da die Leute nicht wissen, wo mich einordnen, wissen sie manchmal auch nicht, wie mit mir umgehen. Viele empfinden mich als arrogant. Oder würden mich gern in die Tussi-Schublade versorgen. Aber man merkt schnell, dass ich auch crazy bin und Action suche. In meiner Sendung «Frey von Sinnen» stürzte
ich mich mit dem Kopf voran in den
Eiskanal!
Sie wirken unnahbar. Haben Sie das Gefühl, sich schützen zu müssen?
Ich bin von Natur aus eine Einzelkämpferin. Mit der Zeit habe ich Mauern um mich rum aufgebaut, gerade am Anfang als Moderatorin. Ich habe wahrscheinlich den kleinsten Freundeskreis überhaupt, nur eine Handvoll Personen. Ich musste erst lernen, wie man Freundschaften richtig pflegt. Mein Motto war: «Me against the world». Die Frage ist nur, ob man glücklich damit wird.
Ist ein Umzug für Sie mehr eine Befreiung oder eine Belastung?
Es gibt nichts Schlimmeres als Zügeln! Klar werfe ich Ballast ab; nach jedem Mal fühle ich mich leichter. Ich horte nicht, besitze nicht viel ausser Kleidern, Schuhen und Büchern. Ich hänge auch nicht an den Dingen oder an der Vergangenheit.
Haben Sie etwas bewusst losgelassen aus Ihrer Vergangenheit?
Nein. Auch wenn ich Fehler gemacht habe – das habe ich garantiert –, gibt es nichts, was ich streichen würde.
Alles hat mich zu der gemacht, die
ich heute bin.
Welche Bücher begleiten Sie?
Biografien wie «Mr. Nice» von Howard Marks, einem berüchtigten ehemaligen Drogendealer, «Losing My Virginity» von Sir Richard Branson oder «Private Parts» vom legendären Radiomoderator Howard Stern. Ich tauche gern in das Leben anderer ein.
Welchen Titel trüge Ihre Biografie?
«Freysinn oder der Weg in den Wahnsinn».
Liess Sie schon mal ein prominentes Gegenüber sprachlos?
Nein, das ist mir noch nie passiert.
Ihr Lieblingsstar, den Sie trafen?
John Malkovich und Liam Neeson. Allerdings weiss man bei Schauspielern nie, woran man ist, ob sie in eine Rolle schlüpfen oder mir den Menschen
zeigen.
Wie sehr schmerzen Sie als Fashio-
nista Schlagzeilen wie «Die zwölf
Modesünden von Annina Frey»?
Die zwölf Bilder habe ich sogar angeschaut, aus Interesse. Mir war allerdings nicht ersichtlich, was daran die Sünden gewesen sein sollen ?! Style ist Geschmacksache, darum lässt sich auch so gut darüber streiten. Ich finde: Jedem das Seine. Stil ist eine Art, sich auszudrücken. Warum sollen wir alle gleich aussehen?
Was möchten Sie mit Ihrem Stil ausdrücken?
Wie ich mich in dem Moment fühle. Ich kleide mich nach Lust und Laune.
Unter Ihren Modesünden war auch jene, dass Sie keinen BH trugen. Worauf hatten Sie denn da Lust?
Auf die Schlagzeile in der Presse sicher weniger.
Sie shoppen leidenschaftlich, wie viel Geld geben Sie monatlich für Mode aus?
Sicher ein bisschen mehr als der Durchschnitt. Gerade gehen mir Brogues mit Fransen nicht aus dem Kopf, die muss ich unbedingt haben.
Sie werden Ende Jahr 34. Ihr Geld verdienen Sie auch mit Ihrem guten Aussehen, als Moderatorin einer Glamoursendung und als Model. Macht Ihnen das Älterwerden zu schaffen?
Das Älterwerden ist in meinem Beruf
sicher schwieriger. Zum Glück bin ich
als Model immer noch gut gebucht.
Klar sehe ich mit 33 nicht mehr aus wie mit 22. Ich bin leider nicht schlank von allein, es braucht Arbeit, so auszusehen und das Leben trotzdem geniessen zu können.
Wie schaffen Sie die Balance?
Ich mache vier-, fünfmal pro Woche Sport. Ich will nicht aufs Essen verzichten und trinke gern ein Glas Wein. Wenn man jung ist und die grosse Karriere als Model anstrebt, kann man sich das nicht leisten. Da muss man verzichten können.
Auch aufs Essen? War das denn früher bei Ihnen auch so?
Nein, weil ich nie hundert Prozent als Model gearbeitet habe.
Sie sind seit zehn Jahren mit Roger Bächtold zusammen. Das ist doch eine genug lange Probezeit für eine Ehe?
Wir reden oft über eine Hochzeit, weil wir beide gern solch ein schönes Fest hätten. Das Heiraten selbst ist eine Hürde für mich. Vielleicht, weil ich so lange eine Einzelkämpferin war? Sich so zu binden, hat etwas Endgültiges, Festes, das macht mir Angst. Kinder sind ein anderes Thema. Die sind sicher bei uns irgendwann in näherer Zukunft angesagt. Wenn es denn klappt.
Ihren Freund sieht man meist in Trainerhosen, Jeans, T-Shirt, Sneakers, Sie hingegen kleiden sich chic. Wie gut harmonieren Sie sonst?
Zweimal im Jahr zieht er einen Smoking an – für mich. Er ist sehr leger, sportlich, cool, bodenständig. Wegen ihm fing ich mit Snowboarden, Kitesurfen, Joggen an.
Was hat er für Sie angefangen?
Noch nichts. Er sollte schon lange anfangen zu reiten. Kürzlich war ich Polo spielen, dazu würde ich ihn gern mitnehmen.
Wann haben Sie das letzte Mal geweint?
Wahrscheinlich im Kino.
Sie wirken sehr kontrolliert.
Wann lassen Sie los?
Eigentlich oft. Ich zeige nur nicht gern Schwäche. Durch den Job in der Öffentlichkeit bin ich angreifbar, darum über
lege ich mir zweimal, was ich sage. Seit zwei, drei Jahren reisse ich die Mauern, die ich aufgebaut habe, wieder ein. Ich will wieder lockerer, offener sein. Ich wünsche mir mehr Leichtigkeit im Leben.
Sind Sie anderen etwas neidisch?
Ja! Ich beneide die Leute, denen komplett egal ist, was andere über sie denken.
Wann sind Sie selbstzufrieden?
Wenn eine anspruchsvolle Sendung ohne Pannen so gut geklappt hat wie die Live-Sendung vom ZFF. Im Privatleben, wenn ich in Ibiza am Strand liege, ein Buch lese, super Musik läuft und neben mir eine
Karaffe Sangria steht.
Sie wohnen sehr schön.
Das ist einfach, mit einem Innenarchi
tekten als Freund. Ich habe zwar nix zu
sagen und nix zu entscheiden, dafür aber auch keine Mühe und ein wunderbares Zuhause.
Bei Ihnen wirkt alles so clean; haben Sie auch eine schmutzige Seite?
Sicher. Heute bin ich nach nur vier Stunden Schlaf um sechs Uhr am Morgen ins Bootcamp, dort liege ich im Schmutz auf dem Boden und mache Liegestütze.
Putzen Sie selbst?
Nein, dann wäre unser Leben wirklich dreckig.
Welche Ziele haben Sie?
Ich habe das Gefühl, an einem Wendepunkt zu stehen. Und stelle mir die Frage: Wo will ich noch hin? Eine eigene crazy Fernsehsendung à la «Joko gegen Klaas» wäre toll.