Vom Steissbein an schiebt es sich nach oben, verästelt sich über den Schulterblättern. Eine Art vergoldetes Fossil, das sich auf die Wirbelsäule legt. Die schimmernden Knochen fächern sich nach oben hin auf – zu einer zweiköpfigen Schlange. Einem Drachen? Einem funkelnden Dämon, der das so empfindliche Rückgrat seiner Trägerin Zendaya schützt? Kürzlich erschien die Schauspielerin zum Pariser Ballon D'Or in einem schwarzen Kleid. Bodenlang und hochgeschlossen. Der dunkle Zauber der Vintage-Roberto-Cavalli-Robe entfaltete sich erst, als die 25-Jährige sich umdrehte. Niemand wäre ihr so in den Rücken gefallen. Schliesslich sah gerade der so verschwenderisch geschmückt über alle Massen betörend aus.
Organischer Wachstum an Trends
Den längsten Atem hatte Bella Hadid im Juli an den Filmfestspielen in Cannes. Die trug ein ähnlich schlichtes Kleid, liess aber nicht den Rücken, sondern das gesamte Dekolleté frei. Ein überdimensionaler goldener Lungenflügel an einer massiven Goldkette von Schiaparellis Chefdesigner Daniel Roseberry lag auf ihrer Brust und wehrte jegliche Blicken auf ihren nackten Körper ab. Nun ja, das Schmuckstück zog selbige auf sich und zeigte doch nichts. Eine Illusion. Eine Falle, die die Betrachtenden auf Abstand hält und das im Körper schützt, das keinesfalls kaputt gehen sollte. Die offenherzigen Kreationen zeigen die Verletzbarkeit ihrer Trägerinnen auf und bieten Schutz. Einen goldenen Panzer, die das Innerste hart und schön nach aussen trägt. Eine Parabel des modernen Feminismus: Die selbstbestimmte Frau zeigt sich und ihren weichen Körper und gibt dennoch niemandem das Recht, sich ihrer zu ermächtigen.
So trägt Model Hailey Bieber goldene Bauchmuskeln als Gürtel und Influencerin Chiara Ferragni einen Torso samt Nippel-Piercing als schimmernde Rüstung. Goldene Zeiten für den weiblichen Körper!