Haiti
Sich dem Chaos entgegenstellen, die Kultur der Insel feiern: Das ist die Message der haitianisch-italienischen Designerin Stella Jean für die Outfits der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Karibikstaates. Auf Jupe und Hosen ist ein Bild des lokalen Malers Philippe Dodard gedruckt, das Chambray-Shirt nach alter Tradition in Haiti gewoben. «Unsere 15 Athletinnen und Athleten sind Botschafter des Friedens, deren Aufgabe in der Heimat so viel grösser ist als die, in Paris eine Goldmedaille zu gewinnen», so Jean.
Österreich
Was gibt es anderes als Wiesntracht für Österreich? Anscheinend keine Alternative. Schon zum dritten Mal – nach 2016 in Rio und 2021 in Tokio – kommen Lederhosen zum Einsatz. Das Land legt die Outfits für Olympia schon seit einem Jahrzehnt in die Hände des Pongauer Herstellers Adelsberger. Luftige Röcke und Hosen aus Ziegenleder und Leinenblusen zu grauen Westen wird Österreich auf «dem grössten Laufsteg der Welt» vorführen. Die sportlichen Oberteile von Erima und die recycelbaren Laufschuhe von Salomon wollen da nicht so recht passen.
Kanada
Das Land der Bären hat die berühmte Yoga-Marke Lululemon aus Vancouver zum zweiten Mal als Olympia-Ausstatterin ausgewählt. Ganz dem Vibe der Marke treu, zeigen die Kampagnenmodels nebst den in der Nationalfarbe Rot gehaltenen Kleidungsstücken auch Tattoos und Nail-Art. Eine moderne Interpretation des Ahornblatts findet sich als rot-weisse Grafik auf dem Trainingsanzug. Das Herzstück der Kollektion ist das Giveback-Programm Future Legacy, das Sportpersonen zugutekommt.
Deutschland
Schwarz, Rot, Gelb – und funktional. So lassen sich die Outfits für das Land der Dichter und Denker zusammenfassen, die in ihrer legeren Art un-übertroffen sind. «Generalausrüster» für das Team ist die Marke Adidas mit Sitz im fränkischen Herzogenaurach. Ob zur Medaillenverleihung oder zum Stretchen im olympischen Dorf – getragen wird ein Trainingsanzug mit Fledermausärmeln. Wird hier Athleisure –Sportmode auch für den Arbeits- und Freizeitgebrauch – auf die Spitze getrieben?
Frankreich
Auf dem diesjährigen Gastgeberland mit modischem Erbe und dem Luxuskonzern LVMH als Hauptsponsor lastet der grösste Druck, seine modische Handwerkskunst auch für Olympia erstrahlen zu lassen. Frankreich übergab die Aufgabe der Marke Berluti in Zusammenarbeit mit der ehemaligen «Vogue»-Chefin Carine Roitfeld. Ökologisch verantwortungsvoll hergestellt, enthält die Kollektion den für Berluti charakteristischen brünierten Look. Frankreich trägt weisses Hemd zur nachtblauen Smoking-Jacke oder Weste mit Revers in den Farben der französischen Flagge, dazu passend Einstecktuch oder Schal.
Italien
Nicht ganz überraschend, durfte der erfolgreichste italienische Designer beim Olympia-Tenue Hand anlegen. Die Farben der italienischen Trikolore – Rot, Weiss und Grün – werden mit tiefem Dunkelblau und einem prägnanten Italia-Schriftzug ergänzt. Raffiniertes Detail: Auf der Innenseite der Polohemden und T-Shirts ist der Anfang der Nationalhymne aufgedruckt. Auf der Innenseite der Jacken findet sich gar die gesamte erste Strophe.
USA
Das amerikanische Team packt für seinen Auftritt Poloshirts, Caps und Strickpullover mit Amerika-Flagge ein, alles in den Nationalfarben Dunkelblau, Rot und Weiss. Für die Fertigung der Eröffnungsuniformen wurde Ralph Lauren, der Erfinder des Preppy Looks, angeheuert. Einen Shitstorm erlebte Nike, das für die Leichtathletinnen-Trikots verantwortlich zeichnet. Im Gegensatz zur bequemen, luftigen Sportswear für die Männer zeigt der Entwurf für die Frauen einen engen Bodysuit mit so hoch geschnittenem Beinausschnitt, dass eine Hürdenläuferin spöttisch vorschlug, sich von einem Enthaarungssalon sponsern zu lassen.
Schweiz
Die Schweiz betritt die olympische Arena in Outfits von On. Der Look zeichnet sich vor allem durch Weiss aus, die Teamidentität wird durch ein Farbspektrum repräsentiert und vereint sich im Flaggen-Rot. Die Kollektion wurde so nachhaltig wie möglich gehalten, beim Ceremony Jacket etwa wurde recyceltes Plastik aus Schweizer Flüssen zu Garn verarbeitet. Der markante Farbverlauf, inspiriert von den Wappen der 26 Kantone, soll die Vielfalt und Einheit der Schweiz repräsentieren.
Mongolei
Modisches Gold geht an die Mongolei mit prunkvollen Ensembles, auffälligen und komplizierten Details. Die Silhouetten der Uniformen – zum dritten Mal vom Modelabel Michel & Amazonka aus Ulan-Bator entworfen – sind an traditionelle Deels angelehnt. Faltenröcke und drapierte Umhänge mit bestickten Kragen treffen auf mit Symbolen verzierte Schärpengürtel, Hüte und Ohrringe. Jede Uniform hat gemäss dem Nationalen Olympischen Komitee im Schnitt 20 Stunden Herstellungszeit gekostet. Diese Looks haben die Olympischen Spiele modisch gewonnen, bevor der Startschuss gefallen ist.
Irland
«Oh my God, ich habe den Auftrag», jubelte Modedesignerin Laura Weber, als sie das Mail mit der Zusage für die Nationendresse der irischen Delegation für Paris 2024 bekam. Die Spezialistin für Verzierungen kleidet die Athletinnen und Athleten in strahlendes Weiss, bestickt die Kleider mit vier verschiedenen Kleeblättern, der Fahne und individuell mit Namen und dem Wappen des Countys, aus dem die Trägerin oder der Träger kommt. «Ich will ihnen ein Kleidungsstück schenken, dass überdauert», so Weber.
Taiwan
Die Hightech-Insel macht ihrem Namen alle Ehre: Der Stoff der scharf geschnittenen Anzüge wurde aus CO2 gemacht, das aus der Luft gefiltert und zu Polyester prozessiert wird. Designt worden sind sie von Justin Chou, Kreativdirektor der Avantgarde-Marke Just In XX. Die Farbe des 3-D-Stoffs nimmt das Blau des Meeres und das durchscheinende Grau des Nebels auf, der um die Berge der Insel wabert.
