Langweilig ist anders. Neuerdings sind ja alle Skandinavierinnen grell, aber Emili Sindlev ist die Pippi Langstrumpf in der dänischen Influencer-Bande. Ihre Haare sind dabei so wild wie ihre Muster-Mixe, körperlich ist sie zart, aber ihre Stimme ist rau und tief. Wie ein kleiner Seefahrer, der seinen Weg trotzig in Neon durch die Nacht leuchtet, schreitet sie an der Spitze der Street-Style-Sternchen. Uns gefällt das. Drum haben wir mal eben angeklopft ...
Style: Hej Emili, was ist eigentlich los mit euch Scandi-Girls? Warum wollen wir alle aussehen wie ihr? Ich meine, ihr habt uns dazu gebracht, wieder Flip Flops zu tragen ...
Emili Sindlev: Ich möchte mich nicht selbst in den Himmel loben, aber ich denke, wir Scandi Girls haben eine ziemlich funktionale Herangehensweise was Mode betrifft. Als Scandi-Brands wie Acne und Ganni vor zehn Jahren auf der Bildfläche erschienen sind, fühlte sich das erfrischend an – und das tut es noch immer. Wir wissen, wie man bei schlechtem Wetter schöne, exquisite Dinge mit einem praktischen Regenmantel, bequemen Sneakers oder Birkenstocks kombiniert. Ich glaube, wir haben einfach ein Gespür dafür, wie grossartig Mode im Alltag funktioniert.
Scandi Chic hat rein gar nichts Cleanes mehr. Was ist passiert?
Was genau geschehen ist, weiss ich nicht. Aber wir haben uns definitiv von einem sehr minimalistischen Denkansatz, bei dem wir in einer neutralen Farbpalette aus Beige, Schwarz und Weiss gefangen waren, hin zu einer mehr maximalistischen Art, sich zu kleiden, bewegt. Im Grossen und Ganzen gibt es fast keine Regeln mehr, was Stil betrifft. Jeder kann und soll tragen, was er will. Du kannst super-farbenfroh sein wie ich – viele Skandinavierinnen fühlen sich dennoch in monochromen Looks wohler.
Dein eigner Stil ist ...?
... mein Stil hat sich entwickelt. Ich mag es noch immer wahnsinnig bunt und liebe es, Prints und Muster zu mixen, aber je älter ich werde, umso weniger scheue ich mich davor, auch mal Schwarz zu tragen. Früher hätte ich das nie getan, aber ich merke, wie es mich immer mehr zu neutralen Farben hinzieht. Meine Liebe zu Farben und Colorblocking werde ich aber immer bewahren.
Und in einem Wort?
Happy. Die Leute sagen immer, dass mein Stil sie glücklich macht.
Was und wer inspiriert dich?
Fashion Shows und Street Style. Was mich ausserdem zutiefst beeindruckt, sind Filme und Celebrities aus meiner Kindheit.
Wie wird man eigentlich Influencer?
Ich für meinen Teil wollte schon immer Stylistin werden. Alles hat sich quasi aus diesem Wunsch heraus ergeben – nachdem ich anfing, Bilder meiner Outfits auf Instagram zu posten. Ich gehöre zu der Generation, die mit und auf den sozialen Medien gross geworden ist. Für mich war es normal, dort stattzufinden und ich hatte Glück, dass es so abgegangen ist und mir viele Türen geöffnet hat.
Welchen Influence, also Einfluss, hast du auf die Welt?
Ich hoffe, mit meinen Looks ein bisschen Freude zu verbreiten. Es wäre schön, wenn sich ein paar Leute von mir inspiriert fühlen würden, Mode weniger ernst zu nehmen und mehr Spass daran zu haben.
Spürst du den Druck, immer gut aussehen zu müssen?
Ja, natürlich. Ich versuche, damit umzugehen, indem ich mir selbst Grenzen setze. Wenn ich mich nicht mehr wohl fühle, unterbreche ich eine Weile, um meine Batterien wieder aufzuladen.
Deine fünf Key Items für den Herbst?
Einen grossen, schweren Strickpulli, den man zu allem tragen kann, sei es zu Röcken, einer Jeans oder über einem Kleid.
Bunte Sneakers für den Zeitpunkt, an dem es zu kalt für offene Schuhe wird.
Einen schwarzen Daunenmantel von Prada – der steht ganz oben auf meiner Shoppingliste.
Eine bunte Puffer Jacket. Ich glaube, dieser Trend wird auch dieses Jahr noch stark sein.
Coole Wanderschuhe für die richtig kalten Tage.
Dein liebstes Teil im Schrank?
Eine Vintage-Tasche von Louis Vuitton.
Dein liebster Scandi-Brand?
Ich kann mich kaum entscheiden, ich liebe beide: Ganni und Saks Potts.
Was an dir ist typisch skandinavisch?
Mein Humor.
Welche drei Dinge muss man in Kopenhagen gemacht haben?
Man sollte auf jeden Fall Smørrebrød (ein belegtes Brötchen) zu Mittag essen. Am Besten im Restaurant Sct Annæe! Ausserdem mit dem Velo durch die Stadt fahren und an einem Regentag Antiquitäten und Interior shoppen.
Wo muss man geshoppt haben?
Bei Paloma Vintage.
Wo Kaffee getrunken?
Ich trinke keinen Kaffe, aber für Tee und Säfte gehe ich zu Sonny.
Wo gebruncht?
Im Café Sokkelund oder der Bottega Barlie.
Dein heisser Tipp für ein perfektes Dinner?
Das Restaurant Mahalle ist casual und es gibt günstiges libanesisches Essen.
Tak!
Hat das Ihre Lust geweckt? Sie wollen Dänemark auf zwei Rädern unsicher machen? Das Meer riechen und den Wind spüren?
Das Land besticht mit über 12.000 km gesicherten Radwegen, die sich über sanfte Hügel schlängeln und den Blick auf eine atemberaubend schöne Landschaft freigeben. Was hält Sie auf? Alles, was Ihnen jetzt vielleicht noch fehlt, ist ein sicherer Fahrradträger, der ihr Velo aus Kopenhagen in die faszinierende Natur Dänemarks hinausbringt.