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  4. Model Anja Leuenberger: «Im Modelbusiness ist Personality die halbe Miete»

Präsentiert von Toyota

«Im Modelbusiness ist Personality die halbe Miete»

Anja Leuenberger zählt zu den erfolgreichsten Schweizer Models. Zu Beginn ihrer Karriere hat sie auch die Schattenseiten des Business kennengelernt. Im Interview erzählt sie, wie sie lernte, mit Kritik und Einsamkeit umzugehen und weshalb in der Modebranche nicht nur das Aussehen, sondern auch die Persönlichkeit zählt.

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Anja Leuenberger

Toyota Ambassadorin Anja Leuenberger lernte durch das Modeln schon früh, selbständig zu sein.

ZVG

Anja Leuenberger, Sie wurden mit 14 als Model entdeckt und reisten bald allein um die Welt. War das rückblickend zu früh?
Es war extrem früh. Mit 14 ist man noch sehr formbar. Man glaubt, was einem gesagt wird und hinterfragt wenig. Trotzdem würde ich im Nachhinein nichts anders machen: Wo ich heute stehe, bin ich hingekommen, weil ich so früh mit dem Modeln angefangen habe und mich nie unterkriegen liess. 

Was bewegte Sie dazu, schon so jung in fremden Städten zu leben und zu arbeiten? Was waren Herausforderungen?
Ich wurde in der Schule gehänselt. Dass plötzlich jemand etwas in mir sah, mich schön fand und mit mir arbeiten wollte, hat mich motiviert. Aber es war zu Beginn nicht einfach und ich rief meine Mutter oft weinend an. Ich weiss noch, wie ich mitten in Mailand stand und den Weg zum nächsten Termin nicht fand. Damals gab es noch kein Google Maps. Natürlich konnte mir meine Mutter von zuhause aus nicht helfen, aber sie motivierte mich, Mut zu finden und andere Menschen um Hilfe zu bitten.

Anja Leuenberger, Ronja Furrer

Die Models Anja Leuenberger und Ronja Furrer sind seit vielen Jahren eng befreundet.

Instagram / Anja Leuenberger

Fühlten Sie sich auch oft einsam?
Ja und solche Momente gibt es noch immer. Im Model-Business lernt man viele Menschen kennen, verbringt intensive Zeiten und teilt Emotionen – und plötzlich ist man wieder völlig allein in einem Hotelzimmer. Dieser Wechsel der Extreme ist anstrengend. In jungen Jahren hatte ich grosse Mühe damit. Ich bin ein Familienmensch und vermisste meine Eltern sehr. Irgendwann erkannte ich jedoch, dass die Situation auch für sie nicht einfach ist und ich Wege finden muss, um mit der Einsamkeit umzugehen.

Was hilft Ihnen dabei?
Selbstbeschäftigung. Ich habe gelernt, die Zeit mit mir selbst zu geniessen und realisierte, dass ich nach einem Shooting nicht sofort zurück ins Hotel muss. Ich kann Sightseeing machen oder eine Yogaklasse besuchen. Das tut gut.

«Irgendwann realisierte ich, dass ich Wege finden muss, um mit der Einsamkeit umzugehen.»

Und der Austausch mit anderen Models?
Am Anfang meiner Karriere wohnte ich oft in Model-Apartments. Dort ist man zwar ständig von anderen Girls umgeben, aber oft sprachen wir nicht dieselbe Sprache. Zudem blieben die meisten nur wenige Tage und zogen bald weiter. Das Verhältnis war nicht sehr eng. Erst als ich längere Zeit an einem Ort arbeitete, konnte ich Kontakte aufbauen. Als ich wieder vermehrt in der Schweiz war, lernte ich die wundervolle Ronja Furrer kennen. Mit ihr schloss ich die erste tolle Model-Freundschaft. Heute empfinde ich das Business jedoch generell als freundlicher.

Wie meinen Sie das?
Vor zehn, zwölf Jahren spürte ich den Konkurrenzdruck viel extremer. Als ich in Mailand Shows lief, gab es Models, die versuchten, andere auszuschalten. Etwa, indem sie ihre High Heels klauten. Solche Dinge sehe ich mittlerweile zum Glück nicht mehr. Ich weiss nicht, ob es daran liegt, dass ich älter geworden bin, aber aus meiner Sicht ist heute alles viel entspannter. Man versteht sich eher als Gemeinschaft.

Das Body & Health Lab

Im Body & Health Lab beschäftigen wir uns mit aktuellen Themen aus den Bereichen Mental Health, Body Science sowie Innovation und Digitalisierung. Welche Technologien, Trends und Therapien sind richtungsweisend? Was tut sich gerade in der Forschung? Und wer sind die Menschen dahinter? Fundiert recherchierte Artikel geben Auskunft. Unterstützt werden wir dabei von unserem langjährigen Partner Toyota. Auch Toyota ist stets bestrebt, neue Lösungen zu finden und Innovationen voranzutreiben mit dem Ziel, unser Leben und unsere Zukunft besser und nachhaltiger zu machen.

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In Mailand haben Sie generell schlechte Erfahrungen gemacht. Ihnen wurde als junges Mädchen mehrfach gesagt, Sie seien zu dick. Was hat das in Ihnen ausgelöst?
Ich verstand die Welt nicht mehr. In der Schule mobbten mich meine Klassenkameraden. Sie sagten, ich sei magersüchtig. Ein Spargel. Und dann hiess es plötzlich, ich sei dick. Zum Glück hatte ich damals einen super Manager, der mir sagte, die seien alle bescheuert und ich soll nach Hause kommen. Bis heute arbeite ich nicht gerne in Mailand.

Trotzdem haben Sie die Karriere nicht an den Nagel gehängt. Woher nahmen Sie die Kraft zum Weitermachen?
Das hing ebenfalls mit dem Hänseln zusammen. Die Sprüche drangen tief in mein Inneres. Als ich meine KV-Lehre abbrach, um Fulltime-Model zu werden, wurde mir an den Kopf geworfen, ich lande sowieso unter der Brücke. Das hat in mir ein Feuer entfacht. Ich wollte es allen zeigen, die nicht an mich glaubten und war davon überzeugt, dass das Modeln für mich bestimmt ist. Zudem haben mich meine Eltern immer motiviert und unterstützt. 

«Mir wurde an den Kopf geworfen, ich lande sowieso unter der Brücke."

Was gibt Ihnen das Modeln?
Ich lerne tolle Menschen kennen und darf an die schönsten Orte der Welt reisen. Letzte Woche war ich etwa für ein Shooting in Arizona in den Canyons. Die Landschaft war magisch und ich dachte: Wahnsinn, für eine solch tolle Erfahrung werde ich bezahlt. Vor allem aber liebe ich es einfach, vor der Kamera zu stehen und mich kreativ auszudrücken. Ich denke, mein Job hat mich sehr geprägt.

Inwiefern?
Durch das Modeln habe ich viel Lebenserfahrung gesammelt. Der Mensch, der ich heute bin, bin ich zu einem grossen Teil dank meines Jobs. Das zeigt auch, dass das Business nicht bloss oberflächlich ist und es nicht allein um Outfits geht.

Sie sagten einst, Models seien nicht bloss schöne Kleiderständer. Wie bringen Sie Ihre Persönlichkeit in den Job ein?
Es mag arrogant klingen, aber ich weiss, dass ich mit meiner Positivität die Energie an einem Set beeinflussen kann. Durch die Art und Weise, wie ich morgens auf die Menschen zugehe, bestimme ich mit, wie die Zusammenarbeit verlaufen wird. Ausserdem kann ich durch meine Erfahrung auch eigene Inputs geben und besser ausdrücken, wenn etwas für mich nicht stimmt. Zudem nehme ich vieles mit Leichtigkeit: Schmerzen beispielsweise die Schuhe, ignoriere ich das. Schliesslich habe ich mir den Job selbst ausgesucht.

Haben Sie manchmal das Gefühl, Sie werden zu sehr auf Ihr Äusseres reduziert?
Im Alltag nicht, aber es ist natürlich Teil meines Jobs. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass 50 Prozent meines Erfolges meiner Persönlichkeit geschuldet ist. Es macht viel aus, wie man einen Raum betritt. Ob man sich schüchtern oder selbstbewusst gibt und was man ausstrahlt. 

Worüber definieren Sie sich selbst?
Über meine Charakterstärke, meinen Humor, meine Natürlichkeit und Gelassenheit. Ich bin offen, unkompliziert und verurteile niemanden. 

Was würden Sie Ihrem jüngeren Ich raten?
Höre auf dein Bauchgefühl, verliere nie die Liebe zu dir selbst und nimm ein “Nein” als Motivation, um es allen zu zeigen.

Sie sagten einst, Sie wollen nicht bloss hübsche Selfies posten, sondern etwas bewegen. Was sind Ihre Ziele?
Ich möchte die Aufmerksamkeit auf das Thema Nachhaltigkeit lenken. So zeige ich etwa, wie viel man bewirken kann, wenn man eine Woche auf den Konsum von Fleisch verzichtet oder wie man Plastikverpackungen umgeht. Auch das Tierwohl liegt mir sehr am Herzen. Ich versuche einfach, in meinem Rahmen die Welt zu einem besseren Ort zu machen und will mit Liebe dazu beitragen, dass man stärker auf die Umwelt achtet.

Haben Sie bereits Pläne für die Zeit nach der Model-Karriere?
Keine konkreten, aber es schwirren verschiedene Ideen in meinem Kopf herum. Als ich während der Pandemie einige Monate nicht arbeiten konnte, habe ich entdeckt, dass ich mich in vielen Dingen verwirklichen kann. Ich habe beispielsweise eine Ausbildung zur Yoga-Lehrerin abgeschlossen und gehe völlig auf, wenn ich Klangmeditation mache. Momentan fokussiere ich mich jedoch noch aufs Modeln und möchte diesen Job so lange wie möglich ausüben. Ich denke, man ist nie zu alt, um Neues zu wagen.

 

Von fei am 6. November 2023 - 00:00 Uhr