Ein erster Blick auf das Familienfoto der Pfisters verwirrt: Zwei der Kinder sind weiss, die anderen beiden dunkelhäutig. Mister-Schweiz-2012-Kandidat Adrian Pfister, 22, hat nebst seiner Schwester Mascia zwei Adoptivgeschwister aus Äthiopien. «Meine Eltern haben sich immer viele Kinder gewünscht», erzählt er SI online. Doch nach zwei Schwangerschaften und einem Tumor am Bein wollte seine Mutter ihren Körper schonen. So entschied sich die Familie für Zuwachs aus Afrika.
DIAGNOSE: HIV-POSITIV
Adrian war damals zehn Jahre alt. Er erinnert sich: «Wir sind damals alle zusammen nach Äthiopien gereist um meine Geschwister zu holen.» Das sei eine prägende Erfahrung gewesen. «Wir sahen viel Armut und Elend.» Sein Bruder Silas, damals 6 Jahre alt, heute 18, lebte mit seiner leiblichen Schwester in einem Heim. Eigentlich hätte sie das Adoptivkind werden sollen. Bei den Untersuchungen stellte man fest, dass sie HIV positiv ist. Weil kranke Kinder nicht vermittelt werden dürfen, musste sie zurückbleiben und die Pfisters entschieden sich für den Bruder. «Das war nicht leicht für uns», sagt Adrian. Das Heim versicherte der Familie, dass sie sie informieren würde, wenn es mit dem kranken Mädchen zu Ende ginge. «Wir haben nie wieder etwas von ihr gehört.» Die Familie geht davon aus, dass sie mittlerweile gestorben ist.
Seine Adoptivschwester Noa, 16, wurde von ihrer Mutter abgegeben, weil sie zu arm war und ihr ein besseres Leben bieten wollte. Einige Jahre hielten die Pfisters mit ihr noch Kontakt. Sie schickten ihr Bilder ihrer Tochter und informierten sie über ihr Wohlbefinden. Doch leider hörte das irgendwann auf. Noas Mutter ist sehr schwer zu erreichen.
NEUGIER UND FREUDE IN DER SCHWEIZ
Seit frühester Kindheit ist Adrians Leben von vielen Kulturen geprägt. Zwei Tanten stammen aus Südkorea. Sie sind die Adoptivschwestern seines Vater. Als Filas und Noa damals in die Schweiz kamen, reagierten die Einwohner von Marbach SG positiv. «Natürlich fragten die Leute häufig nach. Immerhin sieht man ja, dass wir vier nicht dieselben leiblichen Eltern haben.» Einzelne negative Bemerkungen habe man ausgeblendet.
Jetzt, im Teenageralter haben Filas und Noa das Bedürfnis, etwas über ihre Wurzeln zu erfahren. «Wir hoffen alle, dass wir zu sechst bald wieder nach Äthiopien reisen können. Vor allem, um Silas Heimatdorf einmal zu sehen.» In der Hauptstadt Addis Abeba, aus der Noa kommt, waren sie alle bereits vor zwölf Jahren.
Die Details zu den Männern finden Sie in der «Schweizer Illustrierten» Nr. 14 - erhältlich ab dem 2. April 2012 am Kiosk und auf Ihrem iPad.