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Julia Saner

Das Welt-Model

Sie hat die 181 schönsten Zentimeter von Bern. Julia Saner, 17, gewann den Elite Model Look World Final. Bevor sie in Paris und New York Gas gibt, «mache ich die Matura».

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Am Sonntagabend, 18. Oktober 2009, beginnt das neue Leben von Julia Saner, 17. Es ist kurz nach 22 Uhr in Sanya am Südchinesischen Meer: Der Elite Model Look World Final driftet seinem Höhepunkt entgegen. Insider bezeichnen diesen Tag als «D-Day» der Model-Szene. 76 atemberaubende Schönheiten aus aller Welt lauschen gespannt der Moderatorin, die sich anschickt, die Gewinnerin des prestigeträchtigsten Model-Wettbewerbs der Welt auszurufen. In der Halle ist es still. Dann: «And the winner is?… Julia Saner from Switzerland.»

Zwei Wochen später in Bern. Ein urgemütliches Einfamilienhaus im Murifeld-Quartier. Das 1,81 Meter grosse Berner Modi mit dem «One Million Dollar»-Look hat sich als Treffpunkt ihr Elternhaus gewünscht. Sie sitzt am Pult ihres Mädchenzimmers und erinnert sich: «Als mein Name aufgerufen wurde, nahm ich ihn wie durch Watte wahr. Meine Füsse klebten am Boden fest. Das russische Mädchen neben mir schubste mich nach vorn», erzählt die Gymnasiastin.

Seit zwei Tagen ist sie zurück aus China. «Dass öpperem wie miär so öppis passiert, hät i nid dänkt», sagt sie gemütlich. Sie müsse das Ganze verdauen. Verständlich. Denn nebst der Auszeichnung, die sie in die Supermodel-Liga katapultieren könnte, gehts auch um Cash: 170 000 US-Dollar in Model-Aufträgen! Eine schwindelerregend hohe Summe für ein Mädchen, das bis jetzt für die Quartierapotheke Medikamente mit dem Velo ausfuhr oder Babysitter spielte – und so sein Sackgeld verdiente.

Trotz Geldsegen – eine wie Julia bleibt auf dem Boden. «Ich habe riesige Lust, jetzt mit dem Modeln anzufangen, aber die Matura im nächsten Sommer hat Priorität.» Sie sagt es ruhig und konzentriert. Solche Sätze sind, so Mutter Kathrin, 55, nicht auswendig gelernt. Sie kenne ihre Tochter und wisse, dass ihr der Schulabschluss wichtig sei. «Wenn sie die Matura im Sack hat, lasse ich der Sache freien Lauf. Vater Albi, 60, sieht es gleich. Er, der leidenschaftliche Daddy, der Berufsschullehrer und Sportmoderator bei Tele Bärn, stimmt seiner Frau zu: «Ich kenne mich zwar in Staatskunde und Fussball besser aus als auf den Laufstegen dieser Welt, aber wir vertrauen Julia. Und sie weiss, dass wir jederzeit für sie da sind.»

Julia Saner, die Realistin. Jetzt heisst es büffeln. Sie hat in der letzten Zeit Pflichtstoff verpasst. Es steht noch ein Aufsatz über die «Geschichte der Rockmusik» an. Und auf eine Mathe- und Französischprüfung müsse sie auch noch lernen. Vielleicht, sagt sie, werde sie später Sprachen studieren. Aber vielleicht auch Kunst oder Fotografie. Aber klar wäre es auch «cool», für Prada oder Yves Saint Laurent zu posieren. In Paris, New York und Mailand an den Schauen zu laufen! «Wow, mir steht alles offen. Darauf freue ich mich.»

Die sorglose Unbekümmertheit einer 17-Jährigen, die immer bei der Sache bleibt. Zwei Beweise: Vor drei Jahren gewinnt Julia in Deutschland die Stepptanz-Weltmeisterschaft in der Kategorie «Junioren Smallgroup», und seit sieben Jahren spielt sie täglich Klavier (auch Mani-Matter-Songs). Und was tut die atemberaubend schöne Bernerin, die seit dem Sieg in Sanya über 500 Freundesanfragen («meistens von Jungs») auf ihrem Facebook-Account hat, um zu entspannen? «Ich gehe joggen oder ins Pilates. Oder ich treffe mich mit Freunden. Im Sommer bräteln wir an der Aare, im Winter fahren wir Ski oder Snowboard.» Dass sie Single ist,kommt ihr – meint sie ganz salopp – «mega gelegen». Und dann ist da noch so viel Nestwärme! Geborgenheit gibts bei Bruder Raffael, 13, und den Halbgeschwistern Simone, 29, und Marco, 25, den beiden Kindern aus Albis erster Ehe.

Das ist die bodenständige Seite. Die andere, die irisierende, werden Top-Fotografen zu spüren bekommen. Wenn Julia vor der Kamera steht, wird sie das Model-Gen anknipsen. Mit ihrer Aura sprengt sie jede Kameralinse. Beigebracht hat ihr das niemand. «So was hat man – oder eben nicht», sagt ihre Agentin Ursula Knecht von Option, der Mutter-Agentur von Patricia Schmid und Co. Nur etwas hat Julia geübt: «Wie man auf einem Catwalk läuft, habe ich als 14-Jährige auf High Heels einstudiert. Privat trage ich allerdings Turnschuhe.»

Mit oder ohne High Heels: Models wie Julia halten sich eine Seife an die Wange und lösen einen weltweiten «Dieses Produkt will ich haben»-Reflex aus. Bis es so weit ist, büffelt das Modi Franz und Mathe. Und leistet sich von der ersten Gage ein Mac iBook. «Diesen Laptop wünsche ich mir schon so lange.»

Von Sarah Schiller am 25. Oktober 2009 - 11:11 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 19:32 Uhr