Sie sieht verdammt gut aus, trinkt gern ein Bier, liebt Motorräder, mags stürmisch beim Segeln und traut sich sogar, am Fallschirm aus dem Flugzeug zu springen. Maya Boog entspricht so gar nicht dem Klischee einer Operndiva. Dabei zählt die Zürcherin zu den gefragtesten Sopranistinnen im In- und Ausland. «Um das Publikum zu rühren, muss diese Sängerin nicht einmal singen», rühmte Deutschlands Hauptstadtzeitung «Der Tagesspiegel». Und die international renommierte «Opernwelt» attestierte der Schweizerin: «Ihre darstellerische und sängerische Leistung lässt in keiner Phase unberührt.»
Maya Boog wird auch als Mimi in «La Bohème» am diesjährigen Kulturspektakel des Schweizer Fernsehens alles geben. SF inszeniert Puccinis Oper mitten im Berner Gäbelbach-Quartier. Statt auf einer herkömmlichen Bühne singt Boog dort unter anderem in Wohnungen und in der Waschküche. «Ich bin gespannt, wie das wird», verrät die Sängerin.
Es ist ein kleines Wunder, dass Maya auf der Bühne brilliert und Publikum wie Kritiker gleichermassen verzückt. «Singen konnte sie zwar bereits als Kind sehr gut – wie ein Engel», erinnert sich Boogs Tante, Susi Huber, eine Gesangslehrerin. «Allerdings war sie furchtbar schüchtern.»
Schwer zu glauben, wenn Maya Boog vor einem steht: quicklebendig, sprühend und von einer entwaffnenden Offenheit. Genau das schätzte auch Basels ehemaliger Opernchef Michael Lakner, der die Zürcherin 2001 an den Rhein holte. Boog mauserte sich schnell zum Publikumsliebling. Dabei gilt die studierte Kirchenmusikerin streng genommen als Quereinsteigerin. «Allerdings eine, mit einem extrem guten Stilempfinden», wie Lakner lobt. «Was sie anpackt, ihr gelingt es einfach – weil sie so unglaublich unverkrampft an ihre Arbeit herangeht.»
Maya, die mit zwei Brüdern in einem katholischen Elternhaus in Thalwil ZH aufwuchs, trällerte schon als Vierjährige in der Stube. «Es gibt sogar noch alte Musikkassetten aus dieser Zeit», sagt sie lachend. Musik gehört bei Boogs zum Leben wie bei anderen die Butter aufs Brot. Der Vater ist Musiklehrer am Gymi, die Mutter Sängerin – «und auch sonst gabs in unserer Sippe viele Musiker». Alle Kinder müssen ein Instrument lernen – Maya Geige und Klavier. Dass sie trotz ihrer extremen Schüchternheit bei Gottesdiensten singt, erklärt sie so: «Die Leute konnten mich auf der Empore nicht anstarren, da es sich ja nicht gehört, sich in der Kirche umzudrehen.»
An der Musikhochschule Köln predigt Professorin Klesie Kelly ihrer Schülerin: «Du musst mehr Vertrauen in dich haben.» Mit Erfolg. «Dass Maya heute so auftrumpft, macht mich stolz. Sie ist zart, aber zäh – und manchmal braucht sie es, andere ein wenig zu schocken.» Etwa mit ihrem Fallschirmsprung. «Das würde der kleinen, zierlichen Maya doch kaum einer zutrauen», sagt Kelly.
Und die Sache mit dem Töfffahren? «Den Führerausweis machte ich als 19-Jährige, nachdem mein Freund mich verlassen hatte. Er besass ein Motorrad. Natürlich gabs deswegen zu Hause auch eine Riesendiskussion.» Zurzeit hat sie zwar keine eigene Maschine, aber irgendwann will sie sich wieder einen Töff zulegen. Vor zwei Jahren machte sie zudem den Segelschein. Ihr Traum: «Irgendwann ein Häuschen am Thurnersee – und wieder einen Partner. Nicht, weil sie eine starke Schulter zum Anlehnen bräuchte, wie sie betont, «sondern um die schönen Momente im Leben zu teilen». Sie war schon einmal verheiratet – sieben Jahre.
Im Moment konzentriert sie sich aber voll und ganz auf ihre Rolle als Mimi in «La Bohème». Auch wenn sie da als zarte, zerbrechlich wirkende Femme fragile in Berns Waschküchen herumhuscht, schüchtern ist Maya Boog höchstens noch, wenns ihre Rolle verlangt.