Nennen wir das Kind beim Namen: Francine Jordi, 32, lächelt viel und ist stets gut gelaunt. Immer! Ein Schätzchen. So nennt man diesen Typ Frau. Nach ein paar Stunden, die man zusammen mit der Schlager-Königin verbringt, stellt sich die Frage: Wer ist diese Frau hinter der heiteren, sonnigen Fassade? Ist das süsse Lächeln nur Show? Oder Berechnung? Oder ist Francine Jordi tatsächlich so lieb und nett, wie sie tut? Kann sie nicht anders? Wer eine Erklärung will, muss Francine in ihrem Rückzugsort im Emmental besuchen.
Ein Herbsttag wie aus dem Bilderbuch. Ein steiler Hang in der Nähe von Oberfrittenbach BE bei Langnau im Emmental. Über dem Tobel steht ein über hundert Jahre altes Bauernhaus – das Sunnsytli. Das Walmdach mit seinem breiten Bogen scheint alles Leben unter sich zu schützen. In den Tälern ziehen Nebelschwaden durch dunkle Tannen-wälder. Von draussen hört man feines Kuhglockengebimmel.
Francine Jordi zeigt zum ersten Mal ihr Liebesnest. Den Ort, an dem sie mit Tony Rominger, 48, ihre schönsten Stunden verbringt. Der legendäre Radrennfahrer ist seit acht Jahren ihre Liebe, seit dem 18. Mai ihr Mann. «Es war für uns ein wichtiger Schritt. Mann und Frau – das ist ein Versprechen für immer.»
«Ein Baby zu haben, wäre jetzt einfach nicht möglich»
Francine sitzt auf dem warmen Trittofen. An der Täferwand hängen Albert-Anker-Drucke. Würde die Berner Sängerin nicht Jeans und ein Shirt mit Pailletten tragen, wähnte man sich in einem Roman von Jeremias Gotthelf. «Wenn die Welt wieder mal kopfsteht, komme ich mit Tony hierher. Dieses Haus gehört meiner Familie, und ich habe schon als Mädchen meine Ferien hier verbracht. Mit Tony erkunde ich neue Wanderrouten, oder ich koche Zürcher Geschnetzeltes mit Rösti oder mache Raclette. Das liebt Tony über alles.»
Blick hinaus aus der Stube. Landschaft, Landschaft, Landschaft. Man muss weit fahren, um Autobahnen, Fabriken und Fast Food zu finden. Und mittendrin in diesem Stück heile Welt serviert Francine Jordi dem Reporter Holzofenbrot, geräucherte Schaffleischwurst und Milchkaffee. «Bevor wir mit Fotografieren beginnen, wollt ihr euch doch sicher stärken.» Da ist dieses Lächeln. So fröhlich, so unbeschwert, von dem sie unbegrenzte Mengen zur Verfügung zu haben scheint. «Mehr lachen ist kein Problem, weniger schon. So bin ich eben», sagt sie denn auch.
Doch es gibt auch die Welt ausserhalb der kleinen Emmentaler Idylle. Und die will sie abwehren. «Unser Privatleben möchte ich der Öffentlichkeit möglichst nicht preisgeben. Deshalb ist Tony heute auch nicht dabei. Meine Liebe ist kostbar, ich schütze sie», sagt sie. Und da ist es wieder, dieses charmante Jungmädchenlächeln.
Dreimal an diesem Tag traue ich mich, Fragen zu stellen, die dieses Lächeln zum Verschwinden bringen könnten. Glaubt Francine wirklich an die Texte in ihren Liedern? Texte, die die ewige Liebe verklären und «meine kleine grosse Welt» besingen? «Menschen haben doch genug Probleme. Wenn ich sie für kurze Zeit zum Träumen bringen kann, ist das in Ordnung.» Ja, das ist in Ordnung! Und was ist mit Sex bei einem Altersunterschied von 16 Jahren?
Das Lächeln bleibt: «Darüber gebe ich doch keine Auskunft. Mein Privatleben?…» Auch zu den beiden Kindern aus Tonys erster Ehe schweigt sie eisern. Es gibt Dinge, darüber spricht sie nicht. Lieber zeigt Francine uns ihren Lieblingsplatz. Ihr Labrador Pego zieht sie den Hügel hinauf, auf dem eine alte Holzbank steht. Von hier aus sieht man Eiger, Mönch und Jungfrau. Und den Chasseral. Sie schaut in die Ferne. Es ist ruhig. Woran denkt Francine? Verspürt sie die Sehnsucht, die sie in ihren Liedern immer besingt? Und wenn, was für eine Sehnsucht ist es? Was fehlt zur Vollkommenheit? Kinder?
«Das Singen ist wie Hochleistungssport. Wenn ich auf der Bühne stehe und Tausende von Menschen mir zuhören, bin ich auch Entertainerin. Dann sind da noch die vielen Tourneen. Ein Baby zu haben, wäre im Moment nicht möglich. Vielleicht später einmal. Mal luegä.» Francine steht auf. «So, jetzt habe ich euch meine Oase gezeigt. Ich will wieder heim zu Tony. Den Abend habe ich ihm versprochen.»
Sie rennt wie ein kleines Mädchen den Hügel hinab. Ausserhalb des Zauberkreises wartet ihr Mann im regulären Zuhause in Richigen bei Bern. Sie wird begeistert mit einem Lächeln von der Oase erzählen, in der alles gleich geblieben ist.