«Ich hatte grosses Glück im Unglück. Ich könnte jetzt auch im Paraplegikerzentrum Nottwil sein», sagt Evelyne Binsack, 43, der «Schweizer Illustrierten». Vor etwas mehr als zwei Wochen stürzte die Extremsportlerin bei einem Showklettern in Ilanz GR 4,5 Meter in die Tiefe. Die Sicherungsperson versagte. Die Folgen: schwere Gehirnerschütterung, Fraktur am sechsten Halswirbel und Enttäuschung über die Veranstalter und die Seilführerin. «Sie hat mich getäuscht. Wenn dir jemand noch 30 Sekunden vorher sagt, ich könne voll und ganz auf sie als Sicherungsperson vertrauen, dann nehme ich dieses Versprechen ernst. Ich habe keine Wut, aber ich bin enttäuscht.» Die Frau habe sich zwar telefonisch entschuldigt, eine Erklärung fehlt Binsack allerdings bis heute.
Sie sei fassungslos, auch über die Reaktion der Personen vor Ort. Weder die Organisatoren noch das Spital in Ilanz meldete den Unfall bei der Polizei, Binsack selbst reichte nun Anzeige wegen Körperverletzung ein. «Es gibt Momente, da heult es mit mir los», sagt sie.
Auch einen Anwalt zog Binsack zu Rate, denn während ihr strikte Ruhe verordnet wurde - sie darf höchstens eine Stunde pro Tag spazieren gehen - muss sie auf die wichtigsten Einnahmequellen verzichten. Zudem «darf so etwas nie mehr passieren: Am gleichen Tag wurden Dutzende von Kindern von dieser Person gesichert. Nicht auszudenken, wenn es eines von ihnen getroffen hätte.»
Wie es mit ihrer Sportlerkarriere weitergeht, will Binsack noch nicht sagen: «Erst wenn ich wieder an einem Seil hänge, weiss ich mit Sicherheit, ob der Unfall keine Spätfolgen nach sich zieht.»