In der Nacht von Samstag verstarb Stephanie Glaser im Alter von 90 Jahren. Die Schauspielerin befand sich im Zürcher Spital Zollikerberg, liess ihr Treuhänder und Bevollmächtigter verlauten. Sie sei gemäss 20minuten.ch friedlich eingeschlafen. Im Spätherbst hatte sie sich einer schweren Operation unterziehen müssen, von der sie sich nur schwer erholte. Sie war zeitweise auf einen Rollstuhl angewiesen. Doch zuversichtlich sagte sie noch: «Spätestens im neuen Jahr geht es mir besser.» Jetzt ist sie tot und hinerlässt eine grosse Lücke in der Schauspielszene.
Zur Welt kam Glaser am 22. Februar 1920 in Neuenburg. Ihre Eltern waren Hoteliers. In Bern wuchs sie auf, dort ging sie zur Schule. 1932, als das Berner Stadttheater das Märchen «Peterchens Mondfahrt» inszenierte, sprang der Funken vom Theater auf sie über. Einem Schauspieler trug sie einen Text von Gerhart Hauptmann vor. Sie gefiel, worauf sie sich mit dem Segen ihrer Eltern am Reinhardt-Seminar in Wien einschrieb.
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Zurück in der Schweiz war sie zuerst in Bern, landete aber dann beim Cabaret Fédéral in Zürich und spielte in Gotthelf-Verfilmungen mit. Zum Publikumsliebling avancierte sie als Tante Elise mit Goldfisch «Traugottli» in der Fernsehshow «Teleboy» von Kurt Felix auftrat.
Ende der 80er-Jahre kehrte sie zum Film zurück. Sie spielte bei «Klassezämmekunft», «Leo Sunnyboy», «Sternenberg» oder «Mein Namen ist Eugen» und - als Krönung in Bettina Oberlis Kinokassenschlager «Die Herbstzeitlosen».
2006 wurde Glaser mit dem Prix Walo ausgezeichnet. Im gleichen Jahr erhielt sie den SwissAward in der Sparte Kultur und den Spezial-Leoparden beim Filmfestival Locarno.
Übers Altern sagte sie einst: «Alt werden heisst für mich nicht unbedingt, sich zur Ruhe zu setzen und rumzusitzen. Solange sie mich wollten und solange es geht, werde ich arbeiten. Weil es mir Freude macht.» Und so spielte sie letzten Herbst im Krimi «Mord hinterm Vorhang» des Schweizer Fernsehens mit. In dem neuen Film von Sabine Boss («Ernstfall in Havanna») mimte sie eine schrullige Krimiautorin und Hobby-Ermittlerin. Bei den Dreharbeiten hatte sich Glaser gewohnt textsicher gezeigt. Es war ihre letzte Hauptrolle.