Bei Zeus, das kann kein Zufall sein: Der Weg zum Haus von Sofia Milos, 41, in den Hollywood Hills führt den Mount Olympus hinauf. Die griechisch-italienische Schauspielerin, die in Dietikon ZH aufgewachsen ist, hat sich hier ihr Zuhause eingerichtet. «Ich habe viele Häuser angeschaut», sagt sie. «Aber in diese Oase mit Blick auf die Stadt und in die Hügel habe ich mich verliebt. Es könnte im Süden Italiens sein.» Die Innenrenovation hat sie vor sechs Jahren selbst dirigiert und die Einrichtung nach dem Motto «Bequem und elegant» zusammengetragen: Die Rohseide für die Vorhänge und den Stoff für die Couch liess sie aus Italien einfliegen. Der Couchtisch mit dem alten Holzrad als Tischplatte ist eine Spezialanfertigung, und die Barstühle fand sie in einem Antiquitäten-Shop.
Aus dem Lautsprecher erklingt entweder Frank Sinatra oder Salsa-Musik. Fotos von Familie und Freunden, darunter so prominente wie Jamie Foxx und John Travolta, schmücken fast jeden Raum – ebenso wie Sonnenblumen in Vasen und auf Gemälden. Es sind ihre Lieblingsblumen. Entspannung findet Sofia Milos auf ihrer Terrasse. «Hier kann ich mich von der Hektik und Aufregung meines Berufs zurückziehen.»
Für etwas Aufregung sorgte diesen Frühling die Ankündigung, dass «Wunschdenken», der erste Schweizer «Tatort» seit bald zehn Jahren, nicht planmässig ausgestrahlt werden könne. Er müsse nochmals überarbeitet werden. «Der damalige Leiter der Abteilung Fiktion wollte was Neues probieren und dem ‹Tatort› mit mir internationales Flair einhauchen. Vielleicht kam das bei der neuen TV-Leitung anfangs nicht gut an, aber jetzt sind ja alle zufrieden», weiss Milos, die mit der TV-Serie «CSI: Miami» langjährige Krimi-Erfahrung vorweist. «Leider entstand damals ein Medienrummel, der nicht sehr gut gehandhabt wurde.» Die Dreharbeiten in Luzern mit Stefan Gubser haben ihr aber grossen Spass gemacht. «‹Tatort› ist eine grossartige Institution, und wenn die Umstände stimmen, könnte ich mir gut vorstellen, wieder mal mitzuwirken.»
Vorläufig aber bleibt es bei diesem einmaligen Auftritt als Abby Lanning, einer temporären Austausch-Polizistin aus Chicago. Am 14. August wird «Wunschdenken» endlich ausgestrahlt und zwar neu überarbeitet. Die Änderungen betreffen zwei Szenen. «Gemäss SF 1 wurde ein Kuss gekürzt und eine Szene, in der Stefan über Kuhglocken stolpert, rausgeschnitten. Das sei zu klischeehaft – ich fands eigentlich lustig.» Zudem musste noch an der hochdeutschen Fassung gefeilt werden, gedreht wurde auf Schweizerdeutsch. «Als Schauspielerin suche ich immer eine Herausforderung, und die Sprache war eine für mich, denn ich rede ja eigentlich seit 25 Jahren kein Schweizerdeutsch mehr. Aber alle sagten am Schluss, ich hätte das toll gemacht.»
Die Rückkehr ins Land ihrer Kindheit hat sie genossen. «Es ist immer noch alles so schön sauber in der Schweiz.» Abseits der Dreharbeiten in Luzern schlenderte Sofia Milos gerne am See entlang, spazierte durch die Wälder und liess kulinarische Kindheitserinnerungen aufleben. «Chäschüechli, Rhabarberwähe, Birchermüesli und Gipfeli habe ich in mich hineingestopft. Ovomaltine und Gipfeli – nirgends auf der Welt gibt es bessere Gipfeli als in der Schweiz.»
Als Kind frisierte Sofia Milos gerne ihre Barbies, spielte draussen mit Murmeln – und den Jungs. Ab und zu durfte die leidenschaftliche Tänzerin auch in die Disco nach Kloten. In der Schule war sie vor allem gut im Zeichnen: «Ich gewann alle Wettbewerbe.» Nach der Schule begann sie in Zürich eine Ausbildung zur kaufmännischen Angestellten. Aber bereits mit 17 zog es sie nach Mailand, um zu modeln. Dabei hatte Sofia Milos schon damals grössere Ambitionen. Sie wollte Schauspielerin werden – und zwar in Hollywood.
Anfang der 90er-Jahre wagte sie den Schritt nach L. A. und besuchte die Schauspielklassen von Milton Katselas am Beverly Hills Playhouse. «In diesem Beruf wird man oft abgewiesen. Aber wenn man fest an sich glaubt und seine Ziele im Auge behält, klappt es früher oder später.» Ihre erste Rolle war die einer Nonne in der Sitcom «WKRP in Cincinnati», es folgten Gastrollen in TV-Serien wie «Friends», «Mad about You», «Caroline in the City» und «The Sopranos». Als Detective Yelina Salas war sie drei Staffeln lang fester und während vier Staffeln sporadischer Bestandteil von «CSI: Miami», die weltweit meist gesehene TV-Serie. Dann wechselte Sofia Milos zur kanadischen Grenz-Patrouille in «The Border» und spielte eine portugiesische Fado-Sängerin in «Passionada».
Auch wenn Sofia Milos mal nicht dreht, sie hat immer etwas zu tun: Drehbücher lesen, Produzenten, Autoren und Manager treffen und sich fit halten. Sie macht Pilates, geht in den Hügeln wandern und am Meer joggen. Und sie tanzt «fürs Leben gerne». Gerade eben besuchte sie einen Salsa-Kongress in Palm Springs.
Doch auch das Essen kommt bei ihr nicht zu kurz. Sofia Milos kocht leidenschaftlich gerne – am liebsten für eine Tafel voller Freunde, die sie mit italienischen oder griechischen Spezialitäten wie ihrer berühmten Lasagne oder dem Spinatauflauf Spanakopita verwöhnt.
Einzig ein Lebenspartner fehlt in ihrer Welt. Dabei träumt sie von einem belebten Heim. «Ich wäre gerne verheiratet und hätte Kinder», gibt Sofia Milos zu. «Aber ich glaube, die Männer haben Angst vor mir.» Eine alleinerziehende Mutter will sie aber nicht sein. Viel lieber möchte sie endlich einen Partner und besten Freund finden. Da sei sie halt altmodisch. «Ich bin eine starke und unabhängige Frau. Aber ich trage auch die traditionelle Südländerin in mir, die in den Arm genommen werden möchte. Das muss erst einer verstehen.»
Die jüngsten Dates lassen sie aber hoffen. Und sonst findet sie vielleicht ihren Traummann diesen Herbst in Frankreich: Dann spielt sie wieder eine Detektivin – diesmal im französischen Fernseh-Krimi «Section de recherche».
Der Schweizer «Tatort» «Wunschdenken» mit Sofia Milos läuft am Sonntag, 14. August, um 20.05 Uhr auf SF1.