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Sohn von Bruce Lee

60. Geburtstag von Brandon Lee: Der viel zu kurze Höhenflug der Krähe

Am 1. Februar 2025 wäre Brandon Lee 60 Jahre alt geworden. Doch nicht einmal die Hälfte dieser Zeit war dem Sohn von Hollywood–Legende Bruce Lee auf Erden vergönnt.

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Brandon Lee in seiner grössten Rolle - als Racheengel «The Crow».
Brandon Lee in seiner grössten Rolle - als Racheengel «The Crow». imago images/Everett Collection

Der Stern von US–Schauspieler Brandon Lee ging gerade erst auf, als er am 31. März 1993 bereits jäh erlosch. Nur 28 Jahre waren dem Sohn von Martial–Arts–Legende Bruce Lee (1940–1973), der selbst nur 32 Jahre alt geworden war, auf Erden vergönnt. Das filmische Wirken von Brandon Lee ist folglich überschaubar. Nicht aber dessen Einfluss auf die Filmbranche und Popkultur. Am 1. Februar 2025 wäre Brandon Lee 60 Jahre alt geworden.

Die Rolle seines Lebens

Wie stolz Brandon Lee gewesen sein muss, als er nach einigen Rollen in heutzutage vergessenen Low–Budget–Filmen den Part als Hauptfigur in der düsteren Comic–Verfilmung «The Crow» ergattern konnte. In seinem Casting soll er die Macher des Films letztendlich davon überzeugt haben, auf wesentlich grössere, eigentlich präferierte Namen für die Titelrolle als untoter Racheengel Eric Draven alias «The Crow» zu verzichten. So seien ursprünglich Christian Slater (55) und River Phoenix für den Part angefragt worden. Letztgenannten Bruder von Schauspieler Joaquin Phoenix (50) eint ein trauriges Schicksal mit Brandon Lee: Auch er verstarb im Jahr 1993, am 31. Oktober. Phoenix wurde sogar nur 23 Jahre alt.

Ausschlaggebend für sein erfolgreiches Casting dürfte auch Brandon Lees körperliche Fitness gewesen sein. Wie sein berühmter Vater, den er im Alter von nur acht Jahren verloren hatte, war er in diversen Kampfsportarten ausgebildet worden. Er konnte bei «The Crow» folglich viele der Stunts selbst drehen und half zudem dabei, die Kämpfe zu choreografieren.

Der verhängnisvolle Drehtag

Durch eine Verkettung von teils unglücklichen, teils fahrlässigen Entscheidungen während der Produktion wurde am 31. März 1993 von Schauspieler Michael Massee (1952–2016) unabsichtlich ein tödlicher Schuss auf Lee abgefeuert. Lee starb wenig später im Krankenhaus an den Folgen seiner schweren Bauchverletzung. Massee, von dem Unglück traumatisiert, zog sich für eine Weile aus dem Filmbusiness zurück und brachte es eigenen Aussagen zufolge nie übers Herz, sich den mit Tricktechnik und alten Archivaufnahmen von Lee fertiggestellten Film anzusehen. In einem Interview von 2005 hatte Massee zudem verraten, dass ihn deswegen noch immer Albträume heimsuchen: «Ich glaube nicht, dass man über so etwas jemals hinwegkommt.»

Der tödliche Unfall bei «The Crow» sorgte dafür, dass bei Dreharbeiten strenge Regeln für den Umgang mit Schusswaffen eingeführt wurden. Doch fast 30 Jahre nach Brandon Lees Tod waren sie offenbar in Vergessenheit geraten. 2021 löste sich bei den Dreharbeiten zu dem Western «Rust» ein Schuss aus einer Pistole, die Alec Baldwin (66) in der Hand hielt. Er traf Kamerafrau Halyna Hutchins, sie starb mit 42 Jahren.

Die Folgen des Unglücks

Was die Umstände von Brandon Lees Tod noch tragischer machte: Er und seine Verlobte Eliza Hutton (60) sollen geplant haben, wenige Tage nach dem offiziellen Drehschluss zu heiraten. Hutton sah sich nach dem «Rust»–Unfall auf schreckliche Weise an das Unglück erinnert, das ihr einst ihre grosse Liebe raubte. Gegenüber «People» veröffentlichte sie 2021 ein Statement: «Vor 28 Jahren war ich erschüttert von dem Schock und der Trauer, die Liebe meines Lebens, Brandon Lee, so sinnlos verloren zu haben. Mein Herz schmerzt jetzt erneut für den Ehemann und Sohn von Halyna Hutchins und für alle, die nach dieser vermeidbaren Tragödie zurückgeblieben sind.»

Die morbide Anziehungskraft

Es würde dem 1994 erschienenen Film von Alex Proyas (61) und erst Recht Lees Darbietung aber nicht gerecht werden, erklärte man dessen Erfolg nur mit der Tragödie um seinen Hauptdarsteller. Mit seiner düsteren Ausstattung gilt der Film als eine der besten, weil werktreusten Adaptionen eines Comics. Basierend auf der gleichnamigen Vorlage von James O'Barr (65) erzählt «The Crow» von dem Rockmusiker Eric Draven. Er und seine Verlobte werden kurz vor ihrer Hochzeit ermordet – eine unheimliche Parallele zum Tod von Brandon Lee. Mit einer Krähe als Lotse kehrt Eric von den Toten zurück. Ausgestattet mit übernatürlichen Kräften rächt er sich an den Killern.

Fakt ist aber auch, dass der Streifen durch Lees Tod während der Dreharbeiten bis heute eine morbide Faszination ausübt. Und natürlich strömten viele Menschen 1994 auch ins Kino, um Lee auf diese Weise die letzte Ehre zu erweisen. In der Popkultur wurde die Tragödie auf mannigfache Weise aufgegriffen. Mehrere Bands etwa widmeten Lee eine musikalische Hommage, der ehemalige Profiwrestler Steve «Sting» Borden (65) begann Mitte der 90er, ein ähnliches Make–up wie die Filmfigur zu tragen.

Brandon Lee fand auf dem Lake View Friedhof in Seattle, Washington, seine letzte Ruhe – direkt neben Vater Bruce Lee. Auf seinem Grabstein steht: «Weil wir nicht wissen, wann wir sterben werden, können wir uns das Leben als eine unerschöpfliche Quelle vorstellen. Dennoch geschieht alles nur in einer bestimmten Anzahl, in einer sehr geringen Anzahl. Wie oft wirst du dich noch an einen bestimmten Nachmittag erinnern, der so tief in deinem Wesen verankert ist, dass du dir dein Leben ohne ihn nicht einmal vorstellen kannst? Vielleicht noch vier oder fünf Mal. Vielleicht nicht einmal das. [...] Und doch scheint alles grenzenlos zu sein. Für Brandon und Eliza.»

Von SpotOn vor 16 Stunden