Bei den 96. Academy Awards am 10. März hat der beliebte Marvel–Star Robert Downey Jr. (58) nicht nur den bisherigen Gipfel seiner schauspielerischen Laufbahn erreicht. Der Darsteller von Tony Stark im Marvel–Universum vollendete durch seinen Oscar–Triumph als «Bester Nebendarsteller» für «Oppenheimer» auch eines der grössten Comebacks der Hollywood–Historie. Denn Downey Jr., der bereits 1993 für seine Darstellung von Stummfilm–Legende Charlie Chaplin (1889–1977) in «Chaplin» für einen Academy Award nominiert war, durchlitt zur Jahrtausendwende eine überaus schwierige Zeit. Nach jahrzehntelangen Drogenproblemen und einigen damit einhergehenden Gefängnisaufenthalten war der Schauspieler lange Zeit nicht mehr in der Lage, vor die Kamera zu treten.
Star der 1980er Jahre
Als Sohn des Filmemachers Robert Downey Sr. (1936–2021) stieg Downey Jr. schon als junger Darsteller in den 1980er Jahren zum Hollywood–Star auf. Nach Auftritten in Filmen wie John Hughes' (1950–2009) «L.I.S.A. – Der helle Wahnsinn» oder «Unter Null», der Adaption des gleichnamigen Romans von Bret Easton Ellis (60), wurde er in Hollywood zum sogenannten Brat Pack gezählt. Zu dieser einflussreichen Gruppe junger Stars zählten unter anderem auch Emilio Estevez (61) und Rob Lowe (59), die neben ihren Filmkarrieren auch für ausschweifende Party–Eskapaden bekannt waren.
Mit dem schon erwähnten «Chaplin» schien Downey Jr. dann den Sprung zu erwachseneren Rollen mit mehr Prestige geschafft zu haben, ging jedoch bei der 65. Oscarverleihung im Jahr 1993 leer aus. Erst vor wenigen Wochen erklärte er «Deadline» zufolge im US–Fernsehen, im Rückblick erleichtert zu sein, damals keinen Academy Award erhalten zu haben. «Ich war jung und verrückt», sagte Downey Jr. zur Erklärung. Im Falle eines Sieges «hätte ich den Eindruck gehabt, dass ich auf dem richtigen Weg bin».
Zunehmende Drogenprobleme und Zeit hinter Gittern
Gegen Ende der 1990er Jahre begann dann die schwerste Zeit des Schauspielers. Seit Jahren berichtet der Hollywood–Star in Interviews, schon in seiner Kindheit von illegalen Drogen und deren Konsumentinnen und Konsumenten umgeben gewesen zu sein. Sogar mit Vater Robert Downey Sr. habe er lange vor seiner Volljährigkeit zu den verbotenen Substanzen gegriffen.
1996 stoppte ihn die Polizei in Los Angeles wegen überhöhter Geschwindigkeit. In seinem Auto wurden die Drogen Heroin und Kokain sowie eine ungeladene Pistole sichergestellt. Nachdem er im Folgejahr einen gerichtlich angeordneten Drogentest ausgelassen hatte, verbrachte er erstmals vier Monate hinter Gittern. 1999 wurde Downey Jr. wegen ähnlicher Vergehen zu einer weiteren Haftstrafe von drei Jahren verurteilt, verbüsste davon letztlich jedoch nur 15 Monate, und wurde nur kurze Zeit nach seiner Freilassung erneut mit Kokain und Valium erwischt.
Seine Schauspielkarriere litt in dieser Zeit gewaltig, da Produktionen schlicht nicht mehr in der Lage waren, Downey Jr. zu versichern. Aus diesem Grund scherzte er auf der Bühne der 96. Oscarverleihung auch, dass sein Anwalt, der seit 40 Jahren für ihn arbeiten würde, die Hälfte dieser Zeit damit verbracht habe, «mich zu versichern und für mich zu bürgen».
Comeback mit «Iron Man» und der Beginn des Marvel–Universums
Auf diese zwei Akte von Downey Jr.s Leben und Karriere sollte jedoch noch ein überaus erfolgreicher dritter folgen, der mit dem Oscar für den «Besten Nebendarsteller» seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. Denn nach einigen Achtungserfolgen wie der Komödie «Kiss Kiss, Bang Bang» aus dem Jahr 2005 oder David Finchers (61) Serienmörder–Thriller «Zodiac – Die Spur des Killers» verpflichteten die Marvel Studios Downey Jr. für den Superhelden–Film «Iron Man», mit dem im Jahr 2008 das Marvel Cinematic Universe begann, und damit die nach den reinen Einspielergebnissen erfolgreichste Filmreihe der bisherigen Kinogeschichte.
Marvel–Fans liebten seine Darstellung des arroganten Playboys und genialen Erfinders Tony Stark. In neun weiteren Marvel–Filmen war er im Folgejahrzehnt zu sehen, schwang sich zum Anführer der Avengers und Mentor von Spider–Man auf, um sich schliesslich mit «Avengers: Endgame», dem zweiterfolgreichsten Film der bisherigen Kinogeschichte, fulminant aus dem MCU zu verabschieden.
In diese Marvel–Zeit fiel auch die zweite Oscarnominierung von Downey Jr. Im Jahr 2009 war er für die Darstellung von Kirk Lazarus in der absurden Komödie «Tropic Thunder» bereits als «Bester Nebendarsteller» nominiert, verlor jedoch gegen den kurz zuvor tragisch verstorbenen Joker–Darsteller Heath Ledger (1979–2008) aus «The Dark Knight». Trotz der Niederlage gilt eine Oscarnominierung für eine rein komödiantische Darstellung schon als grosse Leistung, da Komödien bei den Oscars traditionell einen verhältnismässig schweren Stand haben.
Nach dem vergessenswerten Filmflop «Die fantastische Reise des Dr. Dolittle» aus dem Jahr 2020 stellte Christopher Nolans (53) «Oppenheimer» nun seine erste grosse Rolle nach dem Ende seiner Marvel–Zeit dar – und die erste rein dramatische des Mimen seit vielen Jahren. Aus diesem Gründen sagte Downey Jr. in seiner Dankesrede bei den 96. Academy–Awards wohl auch: «Ich brauchte diesen Job mehr als er mich brauchte.» Mit seinem Oscar–Sieg hat er in Hollywood jetzt endgültig alles erreicht.