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King Roger über seinen 40. Geburi

So feierte Roger Federer seinen 40. Geburtstag

Jetzt fühlt sich Roger Federer endgültig erwachsen: Der Tennischamp schaut aus Anlass seines runden Geburtstags auch auf sein Leben abseits der Tennisplätze zurück. King Roger über Bescherungen, Beziehungen und seine Bucket-List.

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Roger Federer, (Nur für die einmalige Veröffentlichung !!!), Mercedes Kochduell, Interview, SI 32/2021

Gelassener Blick nach vorne: «Ich freue mich extrem auf alles, was da noch auf mich zukommt.»

Thomas Buchwalder

Roger Federer, herzlichen Glückwunsch auch von der Schweizer Illustrierten zum runden Geburtstag! 40-jährig – wie tönt das?
Eieiei. Ja, ich bin ja jetzt erwachsen … (Lacht.) Aber danke für die Glückwünsche. Es tönt recht gut, muss ich sagen.

Verraten Sie uns, wo und mit wem Sie gefeiert haben?
Wir haben in Spanien, auf Ibiza, ein Haus gemietet und da ein paar Tage zusammen mit unseren Liebsten verbracht: Mirka, die Kids, meine Eltern, Freunde. Es war sehr entspannt. Aber es war auch recht speziell für mich. Normalerweise bin ich an meinem Geburtstag an einem Turnier oder mitten in der Vorbereitung und feiere jeweils gar nicht gross. Da erwachst du am Morgen und stellst fest, ach ja, es ist ja mein Geburtstag. Diesmal wars anders. Wir sind langsam in den besonderen Tag hineingerutscht, haben schön hineingefeiert.

Hat Mirka Sie mit der Feier im Familienkreis überrascht?
Nein, wir hatten zusammen geplant, das mit ein paar Ferientagen zu verbinden, und wir mussten schon vorher wegen Olympia die Termine festlegen.

Und wie war das Happy-Birthday-Ständchen von Ihren Kindern?
Sie haben schon ein wenig gesungen, aber so ein richtiges Ständchen mit Kuchen und Kerzenausblasen gabs nicht. Muss auch nicht sein, aber das sagen ja alle, dass man an ihrem Geburtstag nicht singen soll. Viel wichtiger war für mich, dass wir so entspannt Zeit zusammen verbringen konnten, ohne andere Verpflichtungen.

Geburtstag ist Gabentag. Sie materiell zu beglücken, ist wohl nicht so einfach. Aber gabs – etwa von den Zwillingen – Geschenke, die Sie sich nicht kaufen können?
Ja genau, die vier zeichnen und basteln gern. Und sie haben mir ganz viele Bilder gemalt, auch mit ihren Freunden. Diese Geschenke haben mich von allen am meisten gefreut. Berührt hat mich aber auch ein Video, das die Stiftung zu meinem Vierzigsten gedreht hat. Es ist voll mit Glückwunschbotschaften und Liedern von Kindern aus unseren verschiedenen Projekten in Sambia, Malawi, Lesotho, Simbabwe oder Südafrika. So herzig!

Und wie haben die «Grossen» dieses Bescherungs-«Problem» gelöst?
Ich habe viel «Zeit» geschenkt bekommen: Viele haben mich etwa zu einem besonderen Essen eingeladen oder werden mit mir mal eine spezielle Wanderung machen. Die Vorfreude darauf ist mir sehr, sehr viel wert. Ich könnte auch grad keine spezielle Sache oder ein spezielles Ding nennen, das ich bekommen hätte.

Welcher Glückwunsch war der überraschendste, den Sie am 8. August erhalten haben?
Ich bin noch immer tief gerührt, wenn ein Pete Sampras, ein Björn Borg oder ein Stefan Edberg an mich denken. Und dann schaue ich aufs Telefon, und alle drei haben sich praktisch gleichzeitig gemeldet und mir gratuliert. Es ist für mich fast surreal, weil das in der Jugend meine Idole und Lieblingsspieler waren. Ehrlich gesagt war ich im Voraus etwas gespannt darauf, wie viele Leute sich bei mir melden. Mehr als nach einem Grand-Slam-Sieg? Weniger? Und ich war dann überwältigt, wie viele es waren. Es zeigt mir, dass ich rund um die Welt viele wirkliche Freunde habe, die mir nahestehen. Ich bin heute sicher noch immer 50 Messages im Rückstand mit Beantworten.

Haben Sie sich zum Geburtstag selber beschenkt?
Nein, wirklich gar nicht. Ich wäre ja eigentlich bis kurz vor dem Fest in Tokio gewesen, hätte mich gar nicht drum kümmern können. Und so hat sich mir dann die Frage nicht gestellt, ob und wie ich mich selbst beschenke. Die gemeinsame Zeit mit der Familie und Freunden ohne Stress, Matches oder Training war mir Bescherung genug.

Was löst die Zahl 40 bei Ihnen aus?
Weit weg von meinen Zwanzigern ist sie auf jeden Fall. Irgendwie hat man das Gefühl, du bist jetzt definitiv kein Kind mehr, müsstest dich noch besser benehmen. Früher als Kind hatte man ja das Gefühl, die Vierzigjährigen sind schon ziemlich uralt. So fühle ich mich bei Weitem nicht. Aber wenn ich die Zahl höre, erschrecke ich doch jedes Mal fast ein wenig.

Angst vor diesem Alter?
Nein, nein. Und ich bin auch am Morgen aufgewacht und habe festgestellt: alles wie zuvor. Es hat mich ein wenig erinnert an die Schwelle beim Millennium, als man dachte, jetzt brechen alle Computernetzwerke zusammen, der grosse Knall. Und dann beginnt der neue Tag, und nichts ist passiert. Nein, ich hab mich zuerst eher lustig gemacht über den Hype um die Vierzig, doch inzwischen find ichs ein cooles Alter, freue mich auf alles, was noch kommt.

Wie alt fühlen Sie sich gerade?
So Ende zwanzig. Höchstens Anfang dreissig (lacht).

«Ich würde gerne Saxofon spielen lernen. Und auch Scubadiven. Aber um ehrlich zu sein, ich bin ein wenig ein Schisshase»

Roger Federer
Roger Federer,  (Nur für die einmalige Veröffentlichung !!!) Mercedes Kochduell, Interview, SI 32/2021

Verdienste abseits des Tennis: «Dass wir bei unserem Leben den Zusammenhalt als Familie nie verloren haben, macht mich stolz.»

Thomas Buchwalder

Abgesehen von Ihren sportlichen Meriten: Worauf in Ihrem bisherigen Leben sind Sie besonders stolz?
Ich glaube, viele können sich gar nicht vorstellen, wie schwierig das ist, alles unter einen Hut zu bekommen mit den Kindern, der Familie und der Sportkarriere. Du bist immer ein wenig unsicher, obs wirklich perfekt ist. Doch die vergangenen zwölf Jahre, seit die Mädchen da sind und dann fünf Jahre später die beiden Jungs, die machen mich schon stolz. Wie wir da den Zusammenhalt als Familie in unserem besonderen Leben nie verloren haben, dass ichs mit Mirka so super habe, dass wir den Freundeskreis beibehalten konnten und ich die Tour trotzdem stets genossen habe, das ist nicht selbstverständlich. Das ist mehr, als ich jemals erwarten durfte.

Und wenn Sie nach vorne schauen: Mit 40 macht man sich gern mal eine persönliche Bucket-List. Was steht auf Ihrer nebst dem, was Sie im Tennis noch erreichen wollen?
Oh, es gibt da vielleicht mehr, als man meinen könnte. Natürlich habe ich durch das Tennis viel erlebt, viel gesehen. Aber jetzt würde ich irgendwie gern die Repeat-Taste drücken und alles noch mal erleben ohne den Stress, ohne die ganzen Verpflichtungen eines Spielers. Mal ausgiebig die Blüten der japanischen Kirschbäume in Tokio anschauen gehen, an den grossen Saisonfinals von NBA, NHL oder NFL dabei sein können, ohne mich immer fragen zu müssen, liegt der lange Flug drin, passt das in meine Trainingspläne? Das werden ganz neue Erfahrungen sein. Kulturen richtig erleben und erfahren, statt nur drüber hinwegzujetten. Mit den Kindern schöne Parks in aller Welt entdecken – danach sehnen Mirka und ich uns schon lange. Und das rückt jetzt wirklich nahe.

Keine Midlife-Crisis in der Töpferwerkstatt in der Toskana oder beim Tangokurs?
(Lacht schallend.) Nein, nein! Aber ich würde zum Beispiel gern nochmals ein neues Instrument lernen. Ich hab ja ein wenig Piano gespielt, jetzt hätte ich Lust, Saxofon zu spielen. Ausserdem will ich endlich richtig Tiefschnee-Skifahren lernen. Ich konnte es nie wirklich, und dann habe ich vor zwölf Jahren mit Skifahren aufgehört, als ich diese Erschöpfungskrankheit Mononukleose hatte. Jetzt möchte ich es wieder ernsthaft probieren. Und ich möchte mich auch erstmals aufs Snowboard wagen. Zudem reizt mich Scubadiving. Aber um ehrlich zu sein: Ich bin ein wenig ein Schisshase.

Apropos «Schiss»: Gibts etwas, was Ihnen in Bezug auf die nächste Lebensphase Angst macht?
Angst nicht, aber ich beschäftige mich schon vermehrt damit, dass meine Eltern, Gotte oder Götti, meine älteren Freunde im fortgeschrittenen Alter sind. Ich denke nun öfter daran und hoffe, dass sie gesund bleiben. Zeit mit ihnen zu verbringen, ist mir mehr und mehr ein Anliegen. Ich habe deshalb im vergangenen Jahr auch eine wunderbare Reise mit vielen von ihnen gemacht. Mirka und ich sind uns sehr bewusst: Bisher sind uns die Leute überallhin nachgereist. Jetzt wird es an uns sein, sie zu besuchen.

Mit 40 wird man reifer, überlegter ……
weiser! (Lacht.)

Beschäftigt man sich da bereits mit der Endlichkeit des Lebens und handelt entsprechend?
Das würde ich in meinem Fall nicht sagen. Ich bin mir seit Langem bewusst, dass sich alles verändert und dass man sich um vieles im Leben bemühen muss. Zum Glück hat Mirka sich stets darum gekümmert, all die Kontakte zu pflegen, wenn ich zu müde oder zu verplant war durch den Sport. Mir fehlen die Wurzeln nicht, da stimmt alles. Und ich bin auf der Tour einer der Spieler, die sich am meisten um das Leben abseits des Courts bemüht haben. Ich wollte nie einfach den Roomservice bestellen und im Hotel vor dem TV hängen. Ich habe gar nicht so viel verpasst. Die kommenden Jahre werden mit der Philanthropie und dem Business sehr spannend, darauf freue ich mich.

Und die Kinder?
Ich will unbedingt da sein, solange es möglich ist! Jetzt sind sie noch eng an uns gebunden. Das wird noch zehn Jahre so bleiben. Bis sie 17, 18 sind, meinst du immer, du musst in alles involviert sein. Doch danach kanns schnell gehen mit der Ablösung. Ich will rückblickend nichts verpasst haben.

Sie möchten kein anderes Alter als das, welches Sie gerade haben?
Jaaa also, klar willst du nochmals 19, 20 sein, als alles mit der Karriere angefangen hat. Und auch die Geburten würde ich natürlich jederzeit gern nochmals durchleben. Gerade gestern hat mich Lenny gefragt, welches denn das beste Alter sei. Ich hab ihm gesagt: sieben! Da, wo man gerade ist, ist es richtig!

Dann ziehen wir doch anlässlich Ihres Fünfzigsten wieder Bilanz!
Genau, und dann komm ich dann anders daher: grau, gross und dick (lacht schallend). Nein, nein, keine Angst, ich habe genügend Menschen um mich, die mir das rechtzeitig sagen würden.

Von Iso Niedermann am 13. August 2021 - 06:09 Uhr