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Der ganz normale Wahnsinn

Du bist, was du (nicht) isst!

Es gibt kaum ein Kind ohne kulinarische Marotten. Was solls, denkt man als Eltern, die werden sich ja irgendwann auswachsen. Das stimmt zum Teil, sagt unsere Familienbloggerin. Es kann aber auch das Gegenteil der Fall sein – zum Beispiel dann, wenn das Kind in der Gastronomie landet.

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Sandra Casalini Blog der ganz normale Wahnsinn

Kinder, Küche, Karriere – unserer Familienbloggerin macht mittlerweile vor allem der Spagat zwischen den ersten beiden zu schaffen.

Lucia Hunziker

Kind 2 war schon immer etwas speziell, was das Essen anbelangt. Kaum abgestillt, verlangte es nach fester Nahrung. Brei war ihm ein Graus. Heute vermute ich, dass es bereits damals an der Konsistenz lag, denn diese ist ihm heute noch ultra-wichtig. Zu weich, zu roh, zu schlabbrig, zu «chätschig» sind alles No-Gos für meinen Sohn.

Dabei würde ich sagen, dass weder er noch seine Schwester besonders heikel waren oder sind. Kind 2 entwickelte einfach tatsächlich immer wieder mal ganz besondere Marotten. Zum Beispiel in den Ferien, da kam es immer wieder mal vor, dass er tagelang das gleiche ass. Ich erinnere mich an eine Woche, in der er sich ausschliesslich von Birchermüesli ernährte. Und an eine, in der er nur Pasta mit Tomatensauce ass.

Nur unbeschädigtes Essen

Dann gab es eine Zeit, in der das Essen unbeschädigt sein musste, sonst rührte mein Sohn es nicht an. Die Banane brach beim Schälen in zwei Hälften? Ging gar nicht. Ein gebrochenes Guetzli? Weg damit. Und wehe, man biss von seinem Brötli oder Apfel ab – das Drama war gigantisch.

Ja älter er wurde, desto seltener wurden diese Marotten. Er gehörte gar zu der eher seltenen Sorte von Kindern, die wirklich alles probieren. Manches mag er bis heute (Muscheln), anderes nicht (Schafskäse). Und auch wenn ich zuweilen das Gefühl hatte und habe, ich koche ständig um die Geschmäcker meiner Kinder «herum» – das schliesst zum Beispiel Überbackenes und Pilze aus, das seine Schwester nicht mag –, fand ich sie immer vergleichsweise unkompliziert.

«Natürlich koche ich nicht auf dem Niveau, auf dem er bei der Arbeit von den jeweiligen Köchen verpflegt wird. Aber so ein bisschen Goodwill könnte er echt manchmal walten lassen.»

Tja, bis mein Sohn beschloss, seine Lehre in der Gastronomie zu beginnen. Seither ist erstens sein Rhythmus ein total anderer als meiner – wenn er um elf Uhr vormittags mit der Arbeit beginnt, kommts schon mal vor, dass er um zehn Ravioli isst, weil er was «Richtiges» braucht, und «nicht nur Zmorge». Und zweitens kann ich, rein kulinarisch gesehen, nichts mehr recht machen. Natürlich koche ich nicht auf dem Niveau, auf dem er bei der Arbeit von den jeweiligen Köchen verpflegt wird. Aber so ein bisschen Goodwill könnte er echt manchmal walten lassen.

Ich kann mich an kein einziges Essen erinnern, das ich in den letzten Wochen gekocht habe, an dem er nicht was auszusetzen hatte. (Stimmt nicht ganz, gestern hab ich ihm ein in Ketchup ertränktes Fleischkäsebrötli serviert, das fand er super …). Dafür hat er mir kürzlich den Fisch, den er zu trocken fand, professionell filetiert. Das ist ja auch was.

Von SC am 5. August 2023 - 18:00 Uhr