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Influencerin wird Doula

Ein neuer Job für Anja Zeidler

Sie ist Geschäftsführerin, Bodypositivity-Influencerin, Zweifach-Mama und bald auch noch Doula. Mit SI Online spricht Anja Zeidler über die Gründe ihres Quereinstiegs.

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Anja Zeidler

Anja Zeidler ist Geschäftsführerin, Mama, Influencerin und bald Doula.

instagram.com/anjazeidler

Liebe Anja, du startest im September eine Ausbildung zur Doula. Was sind deine Beweggründe?
Ich wollte selber immer Kinder haben, konnte mir aber nie vorstellen, spontan zu gebären. Ich hatte regelrecht Panik vor Geburten. Kein Wunder. In Filmen werden Geburten immer als enorm schmerzhafte und schreckliche Ereignisse dargestellt. Und auch sonst hört man viel mehr von negativen als positiven Geburten. Als ich dann vor vier Jahren selber schwanger wurde, reifte im zweiten Trimester in mir die Idee und der Wunsch, es doch spontan zu versuchen.

Ich sprach mit meiner Hebamme und mit meiner Frauenärztin. Leider lieferten mir beide nur Standartantworten und waren wenig bemüht, mir meine Angst zu nehmen und meine Fragen fundiert und differenziert zu beantworten. Da war mir klar, dass ich mir das Wissen selber aneignen muss. Erst bei meiner zweiten Schwangerschaft hatte ich das Glück, mit Hannah eine Doula an meiner Seite zu haben. Erst sie schaffte es, mir die Geburt von einem ganz anderen Standpunkt aus zu zeigen und mir all meine Ängste zu nehmen. Mehr noch: Hannah schaffte es, dass ich mich regelrecht auf meine Geburt freuen konnte.

Die meisten Frauen denken sich: 'Geburt, da muss ich halt einfach durch. Das Spitalpersonal sagt mir dann schon, was ich machen muss.' Man verdrängt und gibt Verantwortung ab. Meiner Meinung nach sollte jede Frau, die möchte, die Chance auf eine aufklärende, positive Geburtsvorbereitung bekommen und lernen dürfen, selbstbestimmt zu gebären, sofern sie das möchte.

Du hast zwei ganz unterschiedliche Geburten hinter dir. Was für Erinnerungen hast du daran
Ich durfte zwei wundervolle Geburten erleben: Jela kam innerhalb von 4,5 Stunden ohne PDA im Spital zur Welt. Bei der Geburt unseres Sohnes war ich umgeben von meinen Liebsten, meiner Doula und Hebamme. Unseren Bub gebar ich innerhalb von drei Stunden zu Hause in unserem Schlafzimmer im Geburtspool. Ich wünsche jeder Frau, dass sie so schöne Geburten wie ich erleben darf. Und genau das ist der Grund, warum ich Doula werden will. Ich will werdenden Müttern die Angst nehmen und sie auf ihrem Weg zur Familie begleiten.

 

Was genau kann man sich unter einer positiven Geburt vorstellen?
Eine Geburt hat für mich etwas Spirituelles und Transformierendes. Viele verwechseln 'positive Geburt' mit 'man spürt nichts'. Ich würde niemals behaupten, dass man bei einer positiven Geburt keine Empfindungen hat. Eine Geburt ist ein regelrechter Marathon. Auch bei einem Marathon bereitet man sich vor und kommt auf halber Strecke aus der Puste und denkt , man kann nicht mehr!

Wenn man da aber schafft, mit dem richtigen Mindset ruhig zu bleiben, gut zu atmen und das Ziel nicht aus den Augen verliert, schafft man alles – und ist glücklich, wenn man die Ziellinie überschritten hat. Mehr noch: Man würde es immer wieder tun.

Was ist eigentlich der Unterschied von einer Doula zur Hebamme?
Eine Doula begleitet Frauen und Familien emotional, körperlich, spirituell und organisatorisch durch Schwangerschaft, Geburt und das Wochenbett. Doulas unterstützen und ergänzen das klassische Geburtshilfesystem, ohne eine andere Fachperson, wie zum Beispiel eine Hebamme, ersetzen zu wollen. Eine Doula ist wie eine beste Freundin, die dich und deine Wünsche so gut kennt wie du selbst, sich für dich einsetzt, dich körperlich und seelisch unterstützt, motiviert und zu dir hält.

Ist die Doula dann auch bei der Geburt dabei?
Das entscheiden die werdenden Mamas selber. Man kann sich die Unterstützung einer Doula nur für die Schwangerschaft holen oder sie auch bei der Geburt dabei haben. Der Geburtsort spielt dabei übrigens keine Rolle. Ob Spital, Geburtshaus oder Hausgeburt – alles, was für die Schwangere stimmt, stimmt auch für die Doula.

Du bist zweifache Mama und Geschäftsführerin von Yemocean. Wie organisierst du Firmen- und Kinderbetreuung während der Ausbildung?
Der Lehrgang erfolgt online. Dies gibt mir etwas mehr Flexibilität und Spielraum.

Wie lange dauert die Ausbildung eigentlich und wo machst du sie?
18 Monate bei Womb Expansion.

Was ist das Ziel nach der Ausbildung? Willst du aktiv als Doula tätig sein?
Ich mache die Ausbildung in erster Linie für mich selbst, weil das Thema Geburt mittlerweile ein Herz-Thema für mich geworden ist. Alles darüber interessiert mich. Ich mache die Ausbildung nicht, um meine anderen Tätigkeiten aufzugeben und nur noch als Doula tätig zu sein, sondern eher um das Wissen in meine Social-Media-Beiträge einfliessen zu lassen. Es würde mir viel bedeuten, wenn ich dazu beitragen kann, dass möglichst viele Frauen eine positive Einstellung zum Thema Geburt bekommen.

Anderseits freue ich mich darauf,  als ausgebildete Doula meine beste Freundinnen in deren Geburtsvorbereitung und vielleicht irgendwann auch mal meine eigene Tochter unterstützen zu können. Bei der Geburt unseres Sohnes war meine Mama auch dabei. Ihre mütterliche Unterstützung war Gold wert für mich.

Wie geht es dir allgemein als Zweifachmama und Geschäftsführerin?
Ich bin sehr dankbar und glücklich. Wir konnten uns ein Familienunternehmen aufbauen und schuften hart, aber mit voller Leidenschaft dafür. Bei uns in der Beziehung machen beide alles, je nach dem, was anfällt. Beide kochen, beide verbringen Zeit mit den Kindern, beide arbeiten. Milan und ich sind ein sehr gut eingespieltes Team. Es läuft ohne Zweifel immer etwas und es ist nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bringen – aber ich liebe es. Ich liebe Herausforderungen und es würde mir langweilig werden, wenn zu wenig läuft.

Maja Zivadinovic
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Von Maja Zivadinovic am 19. Juli 2023 - 16:19 Uhr