Manchmal muss man einfach eine zündende Idee zum richtigen Zeitpunkt haben. Dann ist es auch völlig egal, ob der Erfinder 10, 30 oder 50 Jahre alt ist. Mathias Blarer machts vor: Der Schwyzer ist gerade mal 17 Jahre alt und hat mit seiner Maturaarbeit den Nerv der Zeit getroffen. «Ich wollte eine Applikation entwickeln. Aber nicht eine, die es schon hundertfach gibt», erklärt er gegenüber SI online. Beim Zeitunglesen fiels ihm wie Schuppen von den Augen: eine Abstimmungs-App!
«SwissVote» heisst sein «Baby», das den Durchblick im Abstimmungsdschungel bieten soll. Vor allem jungen Menschen wie ihm. «Oft weiss man gar nicht, um was es eigentlich geht und deshalb geht man gar nicht erst an die Urne», ist er überzeugt. «Ich kratze darum alle wichtigen Infos zusammen und bereite sie den Usern anschaulich fürs Handy auf.» Argumente und Parolen zu aktuellen Vorlagen, Live-Trends am Abstimmungstag selbst und die Resultate der vergangenen Jahre sind auf der App zu finden. Die Daten erhält Mathias Blarer von der Website des Parlaments, der Bundeskanzlei und dem bekannten, ähnlichen Anbieter «Easyvote», mit dessen Machern er zusammenspannt. Mehr als 200 Stunden gingen von seiner Freizeit fürs Programmieren drauf. Und es hat sich gelohnt: Rund 6600 Mal wurde die App bislang heruntergeladen. Er hat für die Maturaarbeit eine glatte Sechs erhalten.
Von wegen, die heutige Jugend sei faul und planlos! Für die gängigen Vorurteile hat Mathias Blarer denn auch nicht viel übrig. «Ich mache andere Erfahrungen. Und die ‹schwarzen Schafe› gabs doch schon immer.» Der 17-Jährige tüftelt nicht nur viel an und mit seinem Computer, er spielt in seiner Freizeit auch Trompete und Klavier (zurzeit in drei verschiedenen Orchestern), war lange Zeit im Fussballverein, ist ein regelrechter Bücherwurm und oft mit Freunden unterwegs. Er schmiedet ausserdem konkrete Zukunftspläne: Nach der Matura will er Informatik studieren. In zehn Jahren bei Apple arbeiten - «ein kleiner Traum» - oder eine eigene Software-Firma betreiben. Zudem eine eigene Familie haben.
Und: Vielleicht bald auch Geld mit seiner App verdienen. Denn noch ist das Angebot gratis, an seiner Idee hat der Teenager noch keinen Franken verdient. Er träumt davon, zwei Versionen anbieten zu können: eine kostenlose und eine bezahlte mit Zusatzfeatures. «Aber jetzt konzentriere ich mich erst mal auf meine Matura.» Ganz vernünftig. Und irgendwie erwachsen.