Es gibt in Amerika nichts, was es nicht gibt. Sie wollen Brüste wie Pamela Anderson, das Kinn von Tyra Banks und die noble Blässe von Cate Blanchett? Alles überhaupt kein Problem. Doch ein Körperteil führt im Land der unbegrenzten Möglichkeiten derzeit die Hitlisten an. Und das gehört ausgerechnet einer Britin. Verständlich, wie Dr. Christoph Wolfensberger, 64, findet. «Herzogin Catherines Nase ist ganz klar das amerikanische Vorbild, denn die Amis lieben eine leichte Stupsnase. Auch ich finde die knollige Nasenspitze sehr sexy», sagt der Zürcher Schönheitschirurg. «Bislang ist aber noch niemand mit Kates Foto in meine Praxis gekommen», sagt er. «Wenn das aber der Fall wäre, würde ich dieses Vorbild sofort akzeptieren.» Die Kosten: circa 7000 Franken.
Während in Amerika ganz klar Körperteile von Stars dominieren, geht in der Schweiz der Trend weg von solchen Vorlagen. «Noch vor ein paar Jahren kam jede zweite Patientin mit einem Bild von Claudia Schiffer. Die ist zwar noch heute ein Klassiker, doch wollen die Schweizer immer mehr ihre eigenen Schönheitsattribute herausstreichen. Ausserdem sind sie selbstbewusster geworden und möchten keinem Vorbild nacheifern.» Das sei auch die Philosophie des Zürcher Star-Chirurgen: «Ich will nicht die Person verändern, sondern die Persönlichkeit betonen.»
Doch wie genau definiert der Experte eigentlich Schönheit? «Die Harmonie von Proportionen, beziehungsweise der goldene Schnitt. Das ist die mathematische Berechnung von Länge und Breite und wird als Inbegriff von Ästhetik und Harmonie angesehen.» Christoph Wolfensberger kommt ins Schwärmen, wenn er hierbei an Frauen wie Kate Moss, Adriana Lima oder Angelina Jolie denkt. «Adriana Lima hat den perfekten Mund. Der definiert sich über eine kurze Distanz zwischen Lippenrot und Nase. Ausserdem ist die Unterlippe doppelt so breit wie die Oberlippe.» So auszusehen würde rund 5000 Franken kosten. Doch Kate Moss sei nicht zu übertreffen. Sie ist für den Experten das kosmopolitische Schönheitsideal des Jahrhunderts. Sie entspreche und befriedige alle Schönheitsideale. «Sie wirkt mit ihren schräg gestellten Augen und den hohen Wangenknochen orientalisch, hat den amerikanisch grossen Mund und ihr Körper ist mit den kleinen Brüsten europäisch.» Kate sei ein gutes Beispiel für eine natürliche Schönheit, Angelina Jolie hingegen ein hervorragendes Beispiel für hervorragende chirurgische Arbeit. Hochgerechnet hat die Schauspielerin rund 35'000 Franken in ihr Aussehen investiert, schätzt Wolfensberger. «An ihr ist alles gemacht. Doch sieht es bei ihr nicht künstlich aus.» Sogar ihrem Mann Brad Pitt soll sie schon zu einer Rundum-Erneuerung geraten haben.
Was in der Schweiz gar nicht gewünscht wird, sind Po-Implantate. Ganz im Gegensatz zu Südamerika: «Dort ist der Hintern viel wichtiger als der Busen.» Und wie muss der aussehen? «Hauptsache rund.» Doch der Eingriff ist heikel und vor allem teuer: Rund 15'000 Franken muss man für ein neues Gesäss auf den Tisch legen. Ein schwacher Trost für die Patientin: Immerhin versteckt sich für so viel Geld die Narbe in der Gesässfalte.
Gibt es Patientenwünsche, die der Arzt grundsätzlich ablehnt? «Extrem grosse Busen wie die von Pamela Anderson mache ich nicht gerne. Da kann ich einfach nicht dahinter stehen. Oftmals wollen das sehr schlanke Frauen, zu deren Körperproportionen das einfach nicht passt.» Und bei Männern? «Es gab schon Burschen, die hatten Michael Jackson zum Vorbild. Die wollten immer mehr von ihrer Nase wegnehmen. So lange, bis fast nichts mehr übrig war. Ich habe mich geweigert, diesen Eingriff vorzunehmen. Doch dann gehen sie zu einem anderen Arzt. Und der macht das dann.» Und Teenager-Chirurgie, die lehnt er auch ab: «Ab zwanzig sind Eingriffe am idealsten. Dann ist das Körperbild gefestigt.»
Sowieso, so die Meinung von Christoph Wolfensberger, sollten sich grundsätzlich alle Männer und Frauen ab fünfzig einer leichten Korrektur unterziehen. «In Würde altern, das haut nicht hin. Es schleichen sich kleine Stigmatas ein, die das Erscheinungsbild stören.» Wenn Frauen wie Iris Berben ihrer Umwelt weismachen wollen, sie seien so schön durch ausgiebige Spaziergänge an der frischen Luft und einem literweisen Konsum von Wasser, dann sei das ein Hohn gegenüber allen anderen Frauen. Ihre Schauspielkollegin Christiane Hörbiger hingegen hätte einen lockeren Umgang mit Schönheitsoperationen. «Ihre kleine Halskorrektur sieht perfekt aus. Die hat ihren Charakter nicht beschädigt. Ganz im Gegenteil. Die Leute sehen nach solch einem kleinen Eingriff nicht verändert aber besser aus.» Was man für solch einen Eingriff hinblättern muss? Etwa zehntausend Franken. «Fangen Sie also schon mal an zu sparen», lacht Christoph Wolfensberger. «Ich habe mit 59 in Paris meinen Hals straffen lassen. Wenn dort die Haut hängt, sieht das einfach nicht schön aus.» Er hält das wie Wolfgang Joop und zitiert den deutschen Modedesigner: «Man muss das nicht als Schönheitsoperation definieren. Ich habe einfach ein bisschen Ordnung im Gesicht gemacht.»