In Grossbritannien werden Coiffeur-Salons von Männern geradezu überrannt. Schuld daran sind Stars wie David Beckham, 39, und Harry Styles, 20. Immer mehr Kunden wünschen sich eine Tolle wie der ehemalige Fussball-Profi oder der One-Direction-Sänger. Laut «Daily Mail», stieg die Nachfrage nach Haar-Extensions für Männer in England um stolze 200 Prozent an.
In der Schweiz ist das Phänomen hingegen noch nicht beobachtbar, wie Mirjam Fehr vom Winterthurer Salon «Beautystudio Angel» gegenüber SI online sagt. «Es gibt zwar Anfragen, im Moment trauen sich die Herren aber noch nicht.» Ihrer Erfahrung nach sind die Fake-Strähnen vor allem bei Emos und Goa-Fans gefragt - weil sie auffallen wollen. Weiterer positiver Punkt: «Die Farbe der Extensions wäscht sich nicht heraus, wie es beim Eigenhaar der Fall ist.» Das Styling der künstlichen Haare sei aber nicht ganz einfach. Damit die Extensions nicht sichtbar sind, muss die Frisur nämlich richtig sitzen. In zwei bis drei Jahren könnte die Schweiz für den Haarverlängerungs-Trend bereit sein, schätzt Expertin Fehr. Besonders, um die fiesen Geheimratsecken, die viele Männer im Alter bekommen, zu kaschieren.
Weil die Verbindungsstellen zwischen dem Kopf und den befestigten Strähnen sehr fein sind, können auch Herren mit wenig Haar den Trend mitmachen. Die Haare müssen einfach lang genug sein. «Mit traditionellen Extensions funktionierts ab zirka 10 bis 15 Zentimeter Länge, anklebbare gehen auch bei kürzeren Haaren», erklärt Mauro Tiberi, Inhaber von «Mauro Artistique Coiffure» in St. Gallen. Für ihn steht fest, dass sich die Modeerscheinung in der Ostschweiz nicht durchsetzen wird. «Der Trend geht klar wieder in Richtung Kurzhaarschnitt», so der Mister-Schweiz-Coiffeur 2000 bis 2003.
Ob das starke Geschlecht in der Grossstadt mutiger ist? Fehlanzeige! Auch in Zürich sind die Haarverlängerungen (noch) kein Thema. «Ich hatte bis jetzt noch keine Anfrage», sagt Tamara Nedic, Geschäftspartnerin von «Beauty Villa Valentino». «Und wenn ich mir meine männlichen Kunden durch den Kopf gehen lasse, kann ich mir das bei absolut keinem vorstellen.» Dass die britische Modeerscheinung jemals im Alpenland ankommt, glaubt sie nicht. «Die Schweizer sind ja eher konservativ», so Nedic. Anderer Meinung ist Michael von Mentlen von «Pedro Sanchez Boutique Coiffeur» in Zürich. «Der Trend ist auch bei uns zu beobachten, jedoch noch nicht so ausgeprägt wie in England», so der Marketingverantwortliche. Die Gründe, wieso sich Männer für die künstlichen Haare interessieren, seien individuell. «Ein Kunde wollte beispielsweise bloss eine Verdichtung. Und zwei jüdische Herren liessen sich aus religiösen Gründen Extensions machen.»
Bis der Trend aus Grossbritannien definitiv zu uns schwappt, könnte es also noch ein Weilchen dauern. Und wenn es dann so weit ist, hören wir bestimmt schon von der nächsten Modeerscheinung aus dem britischen Königreich. Vielleicht ist dann die Glatze wieder in, weil David Beckham oder Harry Styles ihren Schopf rasiert haben...