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Gabi Fuhrimann in der Galerie Carla Renggli, Zug

Gross im Kleinen

Die Aargauer Malerin Gabi Fuhrimann spielt auf der Klaviatur der feinen Töne und STARKEN FARBEN. Ihre Bilder rufen Geschichten und Träume hervor. Voller Sehnsucht.

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Malplatz: Gabi Fuhrimann arbeitet in der Ateliergemeinschaft Spinnerei Wettingen AG
Dick Vredenbregt

In ein rotes Tuch gehüllt steht die Frau im smaragdgrünen Wasser. Ihre Füsse versinken im sandigen Grund. Wohin schweift ihr Blick, erwartet sie jemanden? Ist die Unbekannte einsam oder glücklich? Gabi Fuhrimann, 52, lässt in ihren Werken alles offen. Die weibliche Figur wird auf ihren Bildern zur Protagonistin. Wie eine Romanheldin. Nur: «Sie ist anonym und gleichzeitig individuell, aber niemals charakterlich aufgeladen.» Warum eigentlich nur Frauen? «Vielleicht ist es naheliegend, weil ich eine Frau bin.» Die Künstlerin löst die Figuren aus einem völlig anderen Kontext. Ein Fundus etwa sind Werke der alten Meister oder Fotografien aus den legendären Silva-Büchern, die in den 60er- und 70er-Jahren in vielen Haushalten zu finden waren. Damals, als Fliegen noch ein teures Vergnügen war, konnte man Silva-Punkte gegen eine Augenreise in fremde Länder tauschen.

Als Malerin nimmt Gabi Fuhrimann den Faden auf, der in der Kunstgeschichte gesponnen wurde. Ebenso wichtig wie die Figur ist ihr das Umfeld, in das sie diese platziert. «Ich liebe es, eine Fläche erst einmal zu ordnen, einen Raster zu legen oder Farbklang zu schaffen.» Die Faszination für Stoffe und Muster ist in Fuhrimanns Schaffen nicht zu übersehen. Die Künstlerin malt auf Holz.

Auf Bretter, die sie am Strassenrand oder sonst wo findet. «Hölzer haben ein Eigenleben, eine Vorgeschichte, eine Patina. Liegt mir eines besonders am Herzen, überlege ich, welches Motiv mit dem Brett zusammenwachsen kann.» Der Malgrund gibt der Künstlerin das Kleinformat vor: «Ich habe das Gefühl, dass ich im Kleinen mehr Grösse zeigen kann als im Grossen.» Das Gefühl trügt nicht. Die Intensität der Farbe und das Unfassbare der Figur üben eine Sogwirkung aus. Gabi Fuhrimann schloss 1988 die Kunstgewerbeschule in Luzern ab und ist seither malend unterwegs. Zudem ist sie Mutter eines 13-jährigen Sohnes.

Während ihr Ehemann, der Künstler Rolf Winnewisser, zu Hause in Ennetbaden AG arbeitet, ist Gabi Fuhrimann eine von neun Kunstschaffenden der Ateliergemeinschaft Spinnerei Wettingen AG. Durch die Fenster des Raumes dringt das Rauschen des Wassers. An den Wänden hängen und lehnen Bilder der Malerin. Auf einem Rolli liegen Farbtuben, Pinsel und Lappen, die mit den Klecksen an die strukturierten Bildhintergründe gemahnen. Neben der Staffelei steht ein Tisch mit Objekten, die hin und wieder in den Werken auftauchen: Ketten, Holzfiguren, Stoffe, eine alte Seifenverpackung, Kinderbälle – Requisiten einer Malerin.

Galerie Carla Renggli, Zug
Bis 23. 10.
Di–Fr 14–18.30, Sa 10–16 Uhr,
Tel. 041 - 711 95 68,
www.galerie-carlarenggli.ch

 

 

Von Isolde Schaffter-Wieland am 10. Oktober 2010 - 11:02 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 19:59 Uhr