Martin Thönen, 72, hat sich mit Leib und Seele dem Holzschnitt verschrieben. Am liebsten bearbeitet er das recht harte Birkenholz, das ihm nuanciertes Schaffen ermöglicht. Die Fichte mag der Thuner wegen ihrer schönen Maserung. Auch Lindenholz kommt beim Künstler zum Zuge.
Seine Lieblingsthemen holt sich Thönen, der zu den bekannten Holzschneidern der Schweiz zählt, aus der Natur: Landschaften, Berge, Wolken, Himmel, Wasser, Gräser und Bäume. Doch nie werden sie eins zu eins wiedergegeben. «Mich interessieren vor allem Strukturen sowie das Spiel von Licht und Schatten.»
Das trifft auch für Thönens neuste Arbeit «Baumrinde» zu, wo Hell und Dunkel, Linien und Aussparungen ein rhythmisches Ganzes ergeben. Ein vibrierendes Werk, für das die Baumrinde lediglich als Ausgangspunkt für eine Exkursion ins Abstrakte Pate stand.
Heuer jährt sich zum 50. Mal der Druck seines Original-Holzschnitt-Kalenders. «Die erste Ausgabe war sehr illustrativ. Sie basierte auf einer Reise, die ich ein Jahr zuvor in Marokko unternahm.» Der Kalender erhielt 1966 den Eidgenössischen Preis für Gestaltung und wurde ein fester Bestandteil in Martin Thönens Arbeit. Und mit jährlich 13 Blättern, meistens dreifarbig, eine grosse Herausforderung!
Nebst Holzschnitt-Serien gestaltet der gelernte Schriftsetzer und ehemalige Dozent an der Hochschule der Künste Bern Bücher, die noch im Bleisatz gedruckt werden. In nächster Zeit wird er sich vermehrt auf die Erstellung von Büchern und Editionen wie «TanzZeit» konzentrieren, eine wunderschöne Arbeit aus dem Jahr 2011 bestehend aus losen Blättern.
Martin Thönen pflegt ohne Skizzenbuch auf Reisen zu gehen. Trotzdem macht er sich keine Sorgen, dass ihm die künstlerischen Motive ausgehen könnten. «Alles, was ich brauche, alles, was mich inspiriert, liegt ja vor der Haustür.» Wie wahr!
Galerie Art + Vision Bern
Bis 10. 1. 2015 Di–Fr 14–19, Sa/So 11–17 Uhr
Tel. 031 311 31 91, www.martinthoenen.ch