Mit Vittorio Emanuele di Savoia hat Italien am Samstag (3. Februar) seinen letzten Kronprinzen verloren. Die Monarchie wurde in Italien 1946 mit einem Referendum abgeschafft und die Mitglieder des Hauses Savoyen, das bis dahin die italienischen Könige gestellt hatte, ins Exil geschickt. So auch der verstorbene Kronprinz (†86) und sein Vater König Umberto II. (†78), der den Thron nur wenige Tage lang bis zur Ausrufung der Republik Italien innehatte.
Vittorio Emanuele di Savoia sorgte mit Negativschlagzeilen für Aufsehen
Den Titel Kronprinz trug Vittorio Emanuele demnach ebenfalls nur für kurze Zeit. Mit dem ehrwürdigen Ruf eines Kronprinzen hatte das Verhalten des ehemaligen Oberhauptes der Familie Savoia ohnehin wenig zu tun – stattdessen sorgte der im Alter von 86 verstorbene Prinz für zahlreiche Negativschlagzeilen.
Vittorio Emanuele di Savoia durfte erst 2002 wieder nach Italien zurückkehren
Di Savoia verbrachte den grössten Teil seines Lebens im Exil. Er wuchs in Portugal und der Schweiz auf und durfte erst 2002 nach einer Verfassungsänderung wieder nach Italien einreisen. Zuvor hatte er jahrelang um diese Erlaubnis gekämpft. Ob die Italiener von seiner Rückkehr begeistert waren? Wohl kaum. Denn mit zweifelhaften Aktionen und mehreren Straftaten hatte er sich bereits unbeliebt gemacht.
Der italienische Kronprinz feuerte Schüsse auf einen Deutschen ab
So kam es bereits 1978 zu einem tragischen Unfall, an dem di Savoia massgeblich beteiligt war. Nach einem Streit kam es auf einer Insel vor Korsika zu einer Schiesserei. Der Prinz war davon ausgegangen, dass sein Boot gestohlen werden sollte, weshalb er zwei Schüsse abgab, die den unbeteiligten Deutschen Dirk Hamer (†19) schwer verletzten. Dieser hatte zur Tatzeit auf dem Bootsdeck geschlafen und starb kurze Zeit später. Da Hamer nicht sofort behandelt, sondern auf Wunsch seines Vaters zunächst nach Deutschland gebracht wurde, ist unklar, ob die Schussverletzung allein für den Tod verantwortlich war.
Di Savoia gestand unbemerkt: Er wurde im Gefängnis abgehört
Dieser Frage widmete sich unter anderem ein dreizehn Jahre andauernder Gerichtsprozess um die schreckliche Tat. Letztlich konnte di Savoia nur für illegalen Waffenbesitz schuldig gesprochen werden, wofür er sechs Monate Haft auf Bewährung verbüssen musste. Er hatte sich im Prozess mit der Aussage verteidigt, dass auch andere Beteiligte geschossen hätten. Ein mit einer Wanze aufgezeichnetes Gespräch soll 2006 ein Geständnis aufgenommen haben, in dem er den Schuss in Hamers Bein zugab, wie damals unter anderem «ntv» berichtete.
Von Exil zu Hausarrest: Der Prinz fiel mit kriminellen Machenschaften auf
Doch damit nicht genug. Nur kurze Zeit später wurden weitere Skandale um den ehemaligen Kronprinzen bekannt. In Casinos in Campione d’Italia soll er in dubiose Geschäfte verwickelt gewesen sein: Korruption, Urkundenfälschung und Zuhälterei sind nur einige Stichworte, die in diesem Zusammenhang laut «Redaktionsnetzwerk Deutschland» fielen. Es heisst, er soll Kopf einer «kriminellen Vereinigung» gewesen sein, die nicht nur manipulierte Spielautomaten einschleuste, sondern auch Prostituierte an Kunden vermittelte. Di Savoia, der sich damals laut «Spiegel» mit «Seine Hoheit» anreden liess, wurde ironischerweise nach seinem langen Exil kurzzeitig in Rom unter Hausarrest gestellt und später mit einem Ausreiseverbot belegt. Das Verfahren wurde später aus Mangel an Beweisen eingestellt.
Weitere skandalträchtige Stationen in Vittorio Emanueles Leben waren seine Mitgliedschaft in der Geheimloge P2, die Umsturzpläne hegte, und Äusserungen, die auf eine Beschönigung von Mussolinis Rassengesetzen schliessen liessen. «Nein, so schrecklich waren die doch gar nicht», gab er laut «Stern» einst zu Protokoll.
Kronjuwelen & Schadensersatz: Di Savoia versuchte gegen den italienischen Staat zu klagen
Für Schlagzeilen sorgte di Savoia dann erneut 2007. Damals klagte er gemeinsam mit seinem Sohn Emanuel Philibert (51) gegen den italienischen Staat. Die beiden forderten Schadensersatz sowie die Rückerstattung von Vermögenswerten, die mit dem Ende der Monarchie beschlagnahmt worden waren. Die Forderungen wurden mit dem Hinweis der Regierung abgelehnt, man behalte sich selbst eine Klage gegen das Haus Savoyen vor. Dennoch versuchte es di Savoia 2022 erneut, diesmal mit seinen drei Schwestern Maria Gabriella (83), Maria Pia (89) und Maria Beatrice (81). Mit vereinten Kräften wollten sie die Freigabe der italienischen Kronjuwelen erreichen, berichtete damals «Bild». Die Juwelen sollen rund 300 Millionen Euro wert sein, hiess es weiter.
2006 wurde dem Kronprinzen der Status als Oberhaupt des Hauses Savoyen abgesprochen. Offizieller Grund war seine nicht standesgemässe Hochzeit mit Ehefrau Marina Ricolfi Doria (88). Es wird jedoch vermutet, dass die Familie dem Niedergang des Ansehens nicht länger tatenlos zusehen wollte. So wurde sein Cousin Amadeus zum Familienoberhaupt ernannt. Gegen diese Entscheidung wehrte sich di Savoia lange – allerdings erfolglos.
Witwe Marina ist vierfache Wasserski-Weltmeisterin
Während all dieser Skandale blieb Ehefrau Marina stets an seiner Seite. Diese schien sich mit «speziellen» Männern bestens auszukennen, war sie schliesslich zuvor bereits mit dem als Playboy bekannten Gunter Sachs (†78) liiert gewesen. Di Savoia heiratete sie 1971 in Teheran, ganz zum Leidwesen seines Vaters. Von der Heirat mit einer Bürgerlichen zeigte er sich damals nicht erfreut. Marina Ricolfi Doria war zwar keine Adlige, dafür aber viermalige Wasserski-Weltmeisterin. Ihr Vater war Keksfabrikant René Italo Ricolfi Doria. Das Paar bekam einen gemeinsamen Sohn.