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50 Jahre Frauenstimmrecht

Comedy aus dem Muttermund

Durch eine eidgenössische Abstimmung wurde 1971 in der Schweiz das Frauenstimmrecht eingeführt. 50 Frauen blicken für die Schweizer Illustrierte zurück – und wagen einen Blick in die Zukunft. Heute: Kabarettistin und Satirikerin Patti Basler.

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Zoe Pastelle, Influencerin, Living Homestory, SI 12/2021

«Es gibt noch viel zu tun»: Bühnenpoetin Patti Basler.

SRF/Oscar Alessio
Zoe Pastelle, Influencerin, Living Homestory, SI 12/2021
Patti Basler

Das früheste Bild des Comedians wäre doch eher das einer Eizelle. Diese war schon in den Eierstöcken seiner Mutter, seit sie geboren wurde. Das Spermium wurde erst einige Stunden, allerhöchstens einige Tage vor der Befruchtung produziert. Und ich möchte meinem Kollegen zurufen: «Hey, Alte! Das isch ei chliine Schritt für d Mänschheit, aber Ei-Sprung für dini Muetter!»

«Eine unsympathische Dame erklärt der Schulklasse, dass man nicht homosexuell sein solle. Und was soll ich sagen? Sie ist selber der triftigste Grund, homosexuell zu werden», witzelt der Comedian. Das mag man politisch unkorrekt finden oder halt dann doch lustig. Aber auch diese Pointe geht nicht auf: «Hey, Kolleg! Dein Witz ist noch nicht fertig», möchte ich ergänzen, «für die weibliche Hälfte der Schulklasse wäre eine unsympathische Frau doch eher ein Grund, heterosexuell zu werden. Oder zu bleiben.»

Patti Basler und Philippe Kuhn, Kolumne 50 Jahre Frauenstimmrecht, SI 12/2021
Printscreen Youtube.com
Zur Person

Aufgewachsen auf einem Bauernhof im Fricktal im Kanton Aargau, lässt sich Patti Basler erst zur Sekundarlehrerin ausbilden, studiert dann 22 Semester an der Philosophischen Fakultät. Die 44-jährige Kabarettistin und Preisträgerin des Salzburger Stiers 2019 gehört mittlerweile zu den etabliertesten Poetinnen der Schweizer Slam-Szene. Seit der Corona-Pandemie sendet Basler mit Bühnenpartner Philippe Kuhn aus dem Studio.

«Mein Stammbaum geht 25 Generationen zurück auf die Herren von und zu», erzählt ein Moderator stolz. «Wers mag, dass seine Vorfahren von Sklaverei lebten», entgegne ich. «Aber keine Angst, mit den Herren von und zu bist du sicher nicht verwandt: Stammbäume zeigen nur väterliche Linien. Heute weiss man, dass jedes achte ein Kuckuckskind war. Vor allem Jungs liess man gerne fremdzeugen, wenn der Hausherr dazu nicht in der Lage war. Zum Glück für den sonst hochinzestuösen Adel. Bei mütterlichen Linien wäre die Abstammung klar. Dein Stammbaum ist weniger wert als das Covid-Contact-Tracing.»

Wer übrigens im Netz Eizellen-Bilder für den ersten Witz sucht, findet fast nur solche, auf denen auch Spermien zu sehen sind. Obwohl diese Situation selten ist. Die Spermien sind meist zu gross dargestellt.

Es gibt noch viel zu tun. Und wir müssen ganz, ganz klein anfangen.

Von Patti Basler am 25. März 2021 - 12:48 Uhr