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Demokratie-Talk mit Steffi Buchli

«Ich finde mich in keinem Parteiprogramm wieder»

175 Jahre Bundesverfassung! Aus diesem Anlass spricht die Sportjournalistin über Demokratie – und ein bisschen drumherum.

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Steffi Buchli

Steffi Buchli (45) ist «Chefin Inhalt» bei der Blick-Gruppe. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter Karlie am Zürichsee.

Philippe Rossier

Bei welchem Thema sind Sie stets in der Minderheit?
Bei der Haustierfrage. Ich werde immer überstimmt. Einen Hund haben wir schon, mal sehen, was noch kommt.

Was entscheiden Sie daheim demokratisch?
Vieles. Unsere Tochter ist siebeneinhalb. Da wird öfter mal abgestimmt am Küchentisch. Mein Mann und ich haben zum Glück noch die parlamentarische Mehrheit.

Wie würde Ihre eigene Partei heissen?
«VAEB» – Vo allem es bitzli. Ich finde mich in keinem bestehenden Parteiprogramm wieder.

«Manchmal reich 'normale Macht' nicht aus»

Steffi Buchli

Wann haben Sie das letzte Mal etwas diktatorisch entschieden? 
Den zweiten Hund habe ich aufgeschoben. Allerdings hatte ich auch gute Argumente. 

In welcher Situation macht Demokratie in Ihrem Leben keinen Sinn?
Selfcare darf nicht diskutierbar sein. Jeder Mensch braucht Zeit für sich, um glücklich zu sein. Das muss man in jedem Verbund, auch in einer Familie, respektieren. 

Welche Wahl lag Ihnen am Herzen?
Sachthemen, also Abstimmungen, liegen mir mehr am Herzen als Wahlen. Vor Jahren habe ich mich bei einer Gemeindeversammlung engagiert. Ein Bauprojekt war mir ein Dorn im Auge. Ich hielt eine flammende Rede dagegen. Seither grüssen mich im Dorfladen nicht mehr alle gleich freundlich.

Hand aufs Herz: Wo liegen bei Ihnen die Grenzen von Demokratie und Diplomatie?
Demokratie braucht diplomatisches Geschick. Ohne Diplomatie wäre es schwierig, Mehrheiten zu finden. Stagnation wäre die Folge. Diplomatie ist in einer Demokratie unerlässlich. 

Was würden Sie per sofort demokratisieren?
Alle Diktaturen. 

Wo sind Sie Durchschnittsschweizerin?
Wir essen unter der Woche um Punkt 18.30 Uhr Znacht. Das ist ziemlich durchschnittlich. Um nicht zu sagen bünzlig.

Was würden Sie per sofort in der Bundesverfassung verankern?
Das Recht auf längere Nächte. Zwei Stunden mehr Schlaf pro Nacht würden mir sehr helfen.

Worin hätten Sie gern mehr Macht?
Im Kleinen bin ich mit meiner Machtfülle ganz zufrieden. Könnte ich Konflikte lösen und damit Kriege beenden, wäre das schön. Dafür bräuchte man aber Zauberkräfte, da reicht «normale Macht» nicht aus, wie uns die Gegenwart leider zeigt.

LS
Lynn ScheurerMehr erfahren
Von Lynn Scheurer am 12. November 2023 - 18:00 Uhr