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Steffi Buchli über ihren Wechsel zu «Blick» Sport

«Ich komme, um zu bleiben»

Im Januar 2021 tritt Steffi Buchli ihre neue Stelle als Chefredaktorin Sport bei der «Blick»-Gruppe an. Im Interview verrät die heutige MySports-Programmchefin, was sie zu diesem Wechsel bewogen hat, was sie in ihrem neuen Job bewegen will und woran sie merkt, dass sie in einem männerdominierten Umfeld arbeitet.

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Steffi Buchli Porträt

Steffi Buchli, Programmleiterin und Moderatorin bei MySports, wird neue Chefredaktorin Sport der Blick-Gruppe.

Keystone / Gaetan Bally

Steffi Buchli, du gibst deine Stelle als Programmleiterin und Moderatorin bei MySports auf und wechselst per 1. Januar 2021 zur «Blick»-Gruppe als Chefredaktorin Sport. Was hat dich zu diesem Wechsel bewogen?
Die Marke «Blick» und Sport, diese Kombination ist unglaublich stark. Ich bin seit eh und je sportbegeistert und genauso lange auch schon mit «Blick» Sport verbunden. Dass ich diese neue Funktion antreten darf, macht mich daher sehr stolz. Ich bin sehr glücklich, dass die News jetzt raus ist. Ich werde diesen neuen Job mit viel Freude und dem nötigen Respekt angehen.

In welchen Themenfeldern liegen für dich die Stärken von «Blick» Sport?
Es sind weniger bestimmte Themenfelder, es ist mehr die Tonalität bei der Berichterstattung. Die «Blick»-Gruppe generell hat das Flair, Geschichten einfach und knackig – klar auch plakativ – für ein breites Publikum darzustellen. Das ist ein grosses Talent, das man gerade auch im Sport-Ressort kultiviert. Journalismus hat manchmal etwas Angestrengtes, man sucht nach Relevanz, komplexer Herangehensweise, dabei ist es oft genauso wichtig, eine Geschichte zu vereinfachen und mit wenig Zeichen gut zu erzählen. Und genau das kann das Team von «Blick» Sport richtig gut.

«Die Blick Sport Redaktion ist in einem super Zustand. Ich muss keine Revolution starten»

Worauf wirst du in deiner neuen Funktion als Chefredaktorin Sport ein besonderes Augenmerk legen?
Die Redaktion ist in einem super Zustand. Ich muss keine Revolution starten. Ich kann kommen, zuhören, zuschauen, mit Leuten reden. Ich werde sicher Wert legen auf Fairness und Aufrichtigkeit, das sind wichtige Tugenden, ob in einem Teamgefüge oder in der Berichterstattung. Mein Vorgänger, Felix Bingesser, ist hier auf ähnlicher Linie unterwegs wie ich, also auch hier: Keine Revolution. Aufgrund meiner jahrelangen Tätigkeit beim Fernsehen werde ich sicherlich auch im Bereich Video und Bewegtbild neue Impulse reinbringen. Das Potenzial ist da natürlich riesig.

Wirst du in deiner neuen Funktion noch vor der Kamera zu sehen sein oder ausschliesslich im Hintergrund die Fäden ziehen?
Das wird sich organisch entwickeln. Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung in der Moderation werde ich mich in diesem Sektor sicherlich einbringen. Wenn man mich für eine Einschätzung vor die Kamera bittet, bin ich gerne dabei. Es ist auch denkbar, dass ich in bestimmten Video-Rubriken vorkomme, aber wir haben das nicht per se geplant. Ich werde im Januar erstmal als Chefredaktorin Sport starten und diese Dinge vorneweg nehmen.

«Wenn man wie ich sechzehn Jahre im Sportjournalismus arbeitet, hört man auf, ein männerdominiertes Umfeld als speziell zu empfinden»

Du wirst eng mit Patrick Mäder und Andreas Böni zusammenarbeiten, sie werden direkt an dich berichten. Das Sport-Ressort von «Blick» ist allgemein männerdominiert. Spielt es für dich in deiner heutigen beruflichen Position überhaupt keine Rolle mehr, ob du in einem männer- oder frauen-dominierten Umfeld arbeitest?
Ich habe im Berufsalltag seit jeher immer mehr Männer um mich gehabt als Frauen. Ich kenne es gar nicht anders. Wenn man wie ich sechzehn Jahre im Sportjournalismus arbeitet, hört man auf, dies als speziell zu empfinden.

Gibt es dennoch bestimmte Situationen, wo dir bewusst wird, dass du mit Männern arbeitest statt mit Frauen?
In der Tonalität gibt es immer noch solche Momente. In einem männlich geprägten Umfeld ist der Umgang vielleicht etwas rauer, man spricht direkter miteinander. Es fällt auch mal ein fauler Spruch. Ich habe meine Mechanismen, wie ich mit solchen Situationen umgehe. Zum Glück bin ich nicht aufs Maul gefallen, mir fällt es leicht zu kontern.

Deine Schlagfertigkeit hat sich im Geschäftsleben also als hilfreich erwiesen.
Absolut. Im Geschäftsleben und besonders in Führungsfunktionen ist es überhaupt hilfreich, wenn man Dinge nicht persönlich nimmt, sich selber nicht zu stark in den Mittelpunkt stellt. Was ich mache, gefällt längst nicht allen, das ist so und wird immer so bleiben. Damit lebt es sich prima.

Davon abgesehen, was nimmst du aus den drei Jahren bei MySports an Erfahrungen für den neuen Job mit?
Ich werde sehr viel von der Dynamik und Freiheit im Kopf mitnehmen, die bei MySports gelebt wird. Ich hatte dort eine unglaublich schöne Zeit und ein paar Monate bleiben mir noch. Wir haben von Null auf einen Fernsehsender aufgebaut. Das war für mich eine sehr bereichernde Erfahrung, die ich wohl kein zweites Mal im Leben mache. Dieses dynamische Startup-Mindset möchte ich mitnehmen in meine neue Stelle bei «Blick» Sport.

Steffi Buchli Coronafrisur

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Instagram / steffibuchli

«Dass ich mich herausgefordert fühle, treibt mich an»

Du hast in einem Youtube-Interview auf «HOI Talks» mal gesagt, dass dich nach der Job-Zusage bei MySports schlimme Gedanken geplagt haben. Du seiest aus dem Gebäude herausgelaufen und fast zusammengebrochen. Erging es dir dieses Mal wieder so, als die Zusage von «Blick» kam oder bist du entspannter damit umgegangen?
Ich bin ein kompetitiver Mensch. Bei mir kommt mit dem Zuschlag für eine neue Aufgabe auch immer sehr viel Druck, den ich mir selber auferlege. Auch dieses Mal habe ich mit voller Überzeugung Ja gesagt, gleichzeitig dachte ich aber schon wieder: ‹Okay, mit meiner neuen Aufgabe kommt das, das und das auf mich zu›. Ich spüre also wieder eine gewisse Anspannung in mir. Aber dieses Gefühl bewahrt mich auch vor dem Stillstand. Dass ich mich herausgefordert fühle, treibt mich an.

Du fängst erst in sieben Monaten bei Blick Sport an. Macht dich das nicht nervös, wenn du jetzt das ganze halbe Jahr über eine solche Anspannung spürst?
Es macht mich nicht fertig, es ist eine freudige Anspannung. Ich denke, heute spüre ich es besonders stark, weil die Medienmitteilung versendet wurde. Mein Wechsel zu «Blick» Sport ist heute ein Tagesgesprächsthema. Die nächsten Wochen und Monate folgt wieder mein normaler Alltag. Da werde ich nicht dauernd die neue Herausforderung präsent haben und daher gedanklich auch wieder etwas mehr Abstand gewinnen.

«Ich hatte immer Jobs, bei denen mir das Herz aufgegangen ist»

Als du 2016 vier Monate nach der Geburt deiner Tochter Karlie wieder 100 Prozent arbeiten gingst, musstest du einen Shitstorm über dich ergehen lassen. Bei deinem neuen Job, der ebenfalls ein 100-Prozent-Pensum mit sich bringt, entrüstet sich wohl niemand mehr. Wie hast du das geschafft?
Ich hoffe, dass es so ist. Ich hoffe dies für alle Frauen. Ich bin meinen Weg gegangen, ich habe gesagt, ich arbeite gerne, ich arbeite gerne viel, ich mache gerne Karriere. Mag sein, dass meine Haltung ein paar vor den Kopf gestossen hat, aber damit lebe ich gut. Ich höre immer wieder von Frauen, die mit grossen Widerständen zu kämpfen haben, weil sie im Geschäft angezweifelt werden als Frauen. Umso mehr bin ich stolz, dass ich diesen Weg gegangen bin. In meinem Fall sind bei meinem bevorstehenden Wechsel nun keine Fragen mehr offen, die Leute kennen meine Haltung.

Du bist eine Working Woman, die eine steile Karriere hinlegt. Woher schöpfst du diese unglaubliche Kraft?
Die Energie begleitet mich durch mein Geschäftsleben. Ich hatte immer Jobs, bei denen mir das Herz aufgegangen ist. Daher fällt es mir leicht, die nötige Energie und den Durchhaltewillen dafür aufzubringen. Dass ich nun nach drei Jahren bei MySports bereits eine neue Herausforderung suche, war nicht geplant. Bei SRF etwa war ich dreizehn Jahre lang tätig. Ich habe keinen Karriereplan, diese Chance hat sich einfach ergeben. Felix Bingesser geht nach zehn Jahren. Ein solcher Job wird nicht alle zwei Jahre wieder frei, da musste ich zuschlagen. Mein Wechsel zu «Blick» Sport kommt mit einer klaren Absicht: Ich komme, um zu bleiben.

Von Sarah Huber am 20. Mai 2020 - 12:07 Uhr