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Chris von Rohr

Rock me, Baby!

Wenn ein Rocker seine Elfe findet, spielt Amor im Olymp die E-Gitarre. Seit vier Monaten sind Chris von Rohr und die 29 Jahre ­jüngere Denise ein Paar. Während ihres amourösen Soundchecks auf Kreta verraten die beiden, warum ihre Liebe ganz sicher zum «bigger bang» wird.

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Nach der Siesta rollt das Leben im Süden Kretas langsam wieder an. Zu dieser Zeit erwachen auch die Lebensgeister von Krokus-Rocker Chris von Rohr, 57, und seiner neuen Liebe, Denise Betschart, 28. Beide sitzen entspannt auf der Veranda. Jeder liest in einem der drei Bücher, die sie sich gegenseitig ausgesucht und mitgebracht haben.

Aktuell gibts von Chris für Denise «Betty Blue» von Philippe Djian. Und von Denise für Chris «Der Prophet» von Khalil Gibran. Der «Meh Dräck»-Rocker fläzt sich in Shorts, T-Shirt und dem obligaten Kopftuch auf dem Sofa. Seine zierliche Freundin mit der ungekämmten Mähne sitzt im bunt gemusterten Hippie-Kleid aus einem lokalen Mini-Market im Schneidersitz neben ihm.

Zwei Wochen lang geniessen die beiden ihr junges Liebesglück in einer einfachen Pension fernab der Zivilisation. Kurz vor dem Abflug wird die Beziehung zwischen dem Rocker und seinem «übergalaktischen Hippiegirl» bekannt. Sie sei eine «wunderbar verwilderte Naturfee» und eine «kosmische Überelfe mit Hang zum Geniessertum und zur Poesie», schwärmt Chris.

So viel Lob macht die Reisefachfrau fast ein bisschen verlegen. Bescheidenheit und Demut habe sie von ihren Eltern gelernt. Wenn sie spricht, dann stets überlegt, pointiert und mit leiser Stimme. Und wenn sie lacht, dann offen und herzlich, was meist nur zu hören ist, denn ihr Mund wird von ihrer ungestümen Haarpracht verdeckt, die ihr dann jeweils ins Gesicht fällt.

Mit ihrem «Regenbogen-Wesen» und dem «Pyjama-Lumpen-Chudäre-Häx-Kleiderstil» erobert Denise vor vier Monaten Chris’ grosses Rockerherz. Damals spürt der Musikproduzent und SI-«Notabene»-Kolumnist den Winterblues. Eine Reise auf die Malediven soll seine Laune aufheitern. Noch kann er nicht ahnen, was sein frommer Wunsch alles auslösen wird. Auf der Online-Suche nach der perfekten Insel stösst er auf Denise, die in einem Zürcher Reisebüro tätig ist und den Bereich Indischer Ozean betreut. Bald entwickelt sich aus der ersten Anfrage ein intensiver Mailwechsel, in dem Chris seinem Ruf als Rock-Poet und Frauenflüsterer alle Ehre macht.

«Seine Formulierungen und der feinfühlige Humor verzauberten mich», sagt Denise. «Ich spürte gleich, zwischen uns herrschen ganz besondere Vibes.» Um die Malediven gehts Chris längst nicht mehr, um Travel-Agent Denise dafür umso mehr. Nur: Trotz intensivem Austausch hat er keine Ahnung, wie sie aussieht. «Irgendwann bat ich sie, mir ein Feenbild zu senden. Obwohl ich mich davor fürchtete, dass sie ein allzu unförmiger Reisbesen sein könnte.» Doch was Chris dann zu sehen bekommt, lässt sein Herz noch viel höher schlagen.

Bald folgt das erste Treffen. Und mit jedem weiteren wächst die gegenseitige Zuneigung. Trotz dem Altersunterschied von 29 Jahren realisieren die beiden: Hier entsteht etwas Kostbares, Einmaliges – eine grosse Liebe, wie man sie sich wünschen, aber nicht suchen und erzwingen kann. Eine Verbindung, bei der Körper, Seele und Geist übereinstimmen. Aber auch eine Verbindung, die von schonungsloser Ehrlichkeit geprägt sein soll.

So bittet Chris seine Elfe bald nach dem ersten Treffen auf einem Bänkli bei seinem Hausberg Weissenstein ob Solothurn – sie nennen es inzwischen ihr «Schminkbänkli» – in Zukunft kein Parfum mehr zu benutzen: Ihr «Eau de Denise» sei «the real thing». Schliesslich ziehe ihn gerade ihre natürliche, wilde und unverfälschte Art so magisch an. Auch über den Altersunterschied von 29 Jahren diskutieren sie offen. Denise: «Die Differenz ist gross, da gibts nichts zu leugnen. Doch wenn ich mit ihm glücklich bin und zwischen uns alles stimmt, soll ich dann nur des Altersunterschieds wegen auf die grosse Liebe verzichten? Sicher nicht.»

«Ein Kind mit Denise? Das wissen jetzt nur die Götter»

Denise sei reifer als ihr biologisches Alter – Chris im Geist, körperlich und in der Seele um ein Vielfaches jünger. Und das ergänze sich gut: «Ich dachte irgendwann, endlich ist da ein Mann, der mir das Wasser reichen kann», sagt sie. Atypisch auch, dass nicht sie ihn mitreissen müsse, sondern sie diejenige sei, die ihn entschleunige. Denn Buchautor Chris ist einer, der ständig mehrere Dinge gleichzeitig angeht. «Dank Denise lerne ich, alles ein bisschen bewusster und ruhiger anzupacken.» Vielleicht so ruhig, dass er Zeit für ein Kind mit ihr findet? «Das wissen jetzt nur die Götter», sagt der Erfolgsproduzent. Aus einer früheren Beziehung hat er bereits die achtjährige Tochter Jewel.

Ihre Bio-Uhr hört Denise mit 28 Jahren noch nicht ticken. Dennoch macht sie sich über eigene Kinder Gedanken: «Diese Option will ich mir für später sicher offenhalten.» Jetzt wolle sie ihre ganze Energie aber in ihre Arbeit stecken. Und eine feste und beständige Beziehung führen. «Ich habe sehr intensiv gelebt, alles ausgekostet und meine Erfahrungen gesammelt, auch mit Männern. An der Seite von Chris fühle ich mich angekommen.»

Die gemeinsamen Wertvorstellungen, der Humor und die ähnlichen Interessen verleihen der Beziehung eine Tiefe. Chris schwärmt: «Wir begegnen uns auf Augenhöhe. Ich staune, was Denise in ihrem Alter schon alles gesehen, erfahren und gelebt hat.» Egal, ob Literatur, Kunst oder Musik – der Austausch sei gleichwertig. Nur beim Autofahren kann seine kosmische Überelfe nicht mithalten: «Okay, da hat er die Nase vorn», gibt Denise offen zu.

Sie habe vor einigen Jahren Fahrstunden genommen, den Führerschein aber nie gemacht. Kein Problem: Chris springt als Fahrlehrer in die Bresche, natürlich auf seine Art: «Voll Rock-’n’-Roll-mässig hier auf Kretas engen Strassen. Schon beim ersten Mal liess ich Denise in den nächstgrösseren Ort und wieder zurück fahren.» Wie jede Herausforderung meistert Denise auch diese souverän. Nach zwei Wochen kurvt sie schon fast wie ein alter Profi über die engen Strassen.

Bereits als 16-Jährige beweist sie Mut und zieht für einen Sprachaufenthalt erst in die Westschweiz und kurz darauf nach England. Danach absolviert sie das KV im SBB-Reisebüro. Später entdeckt sie ihre Vorliebe für den Indischen Ozean. Und macht ihn zu ihrem Spezialgebiet. Als Nächstes möchte sie deshalb Chris die Seychellen und La Réunion zeigen. Den freien Geist und die Lust aufs Leben habe sie von ihrer Grossmutter geerbt, die 1908 geboren wurde, erst mit 40 Jahren heiratete und nichts auf die damals vorherrschenden Konventionen gab.

«Dieses Wundertüten-Leben schätze ich so an meiner Elfe», sagt Chris stolz. Und gibt freimütig zu: «Der erste Liebesurlaub birgt Tücken, und kurz vor dem Abflug dachte ich, sollen wir es nach den wunderbar galaktischen Anfangsmonaten wirklich wagen?» Es gebe schliesslich genug frischverliebte Paare, die in den Ferien merken, dass es zwischen ihnen doch nicht geigt.

Nach zwei Wochen abseits der Alltagshektik wissen Chris und Denise: Experiment gelungen, Patient nicht gestorben! Nach den Ferien möchten sie sich deshalb gegenseitig ihren Liebsten vorstellen. Die rosa Wolke lassen sie damit in Kreta – denn jetzt gehts erst richtig los: «Der Soundcheck ist vorbei, jetzt sind wir ready für den ‹bigger bang›!»

am 17. Oktober 2009 - 21:15 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 21:10 Uhr