SI online: Michèle, wie gross ist die Enttäuschung über den verpassten Sieg?
Michèle Stofer: Im ersten Moment war sie gross. Ich war so kurz davor, und dann reichte es doch nicht. Aber immerhin wurde ich Vize-Miss-Schweiz. Das ist doch auch was!
Genau! Herzlichen Glückwunsch dafür! Trotzdem haben Sie erst bittere Tränen vergossen.
Ja. Ich war erst ziemlich gefasst, aber als meine Schwester und mein Papi weinten, gabs auch bei mir kein Halten mehr. Dieser Moment war voller Emotionen. Die ganze Anspannung ist weggefallen.
Sie galten als eine der Favoritinnen und müssen am Ende fest mit dem Sieg gerechnet haben.
Das nicht. Als wir noch zu zweit auf der Bühne standen, dachte ich mir schon, dass Laetitia gewinnen würde. Sie spricht Französisch, möchte Kinderärztin werden und arbeitet bei einer Hilfsorganisation - das passt doch perfekt.
Dann hat die Richtige gewonnen?
Ja! Ich gönne es Laetitia von Herzen. Wir teilten uns letzte Woche ein Hotelzimmer und haben viel Zeit zusammen verbracht. Laetitia ist so lustig und lieb, wir haben uns super verstanden.
Sie verriet im Interview mit der «Schweizer Illustrierten», dass es unter den Kandidatinnen Stunk wegen Ihnen gegeben hat. Was war los?
Ja, es gab ein «Gstürm». Es hiess, die Wahl sei abgekartet, ich würde sowieso gewinnen. Das fand ich schade und hat mich getroffen. Dass ich zur Miss Brain gekürt wurde und die Wahl in meiner Heimat Bern stattfand, war ja nicht meine Entscheidung. Die Vorwürfe empfand ich als ungerechtfertigt.
Sie wurden gemobbt?
Sagen wirs mal so: Die Kandidatinnen waren nicht gerade nett zu mir.
Das Publikum umso netter. Wie waren die Reaktionen bislang?
Sehr positiv! Ich habe ungefähr 150 Gratulationen per Whatsapp erhalten und unzählige Nachrichten auf Facebook. Ich will jedem persönlich antworten und mich dafür bedanken. Was ich besonders schön finde: Viele meinten, ich sei ihre Prinzessin der Herzen.
Laetitia absolvierte bereits einen wahren Medienmarathon. Wie war Ihr Sonntag nach der grossen Wahlnacht?
Gemütlich. Ich habe bis um 10 Uhr ausgeschlafen und ging dann mit Mit-Kandidatin Natalie Rothenberger frühstücken. Zu Hause habe ich erst einmal ausgepackt und ging am Abend mit meiner Familie essen. Dort haben wir auf die Wahl angestossen.
Wann werden Sie wieder arbeiten?
Schon am Montagnachmittag bin ich zurück im Büro. Und auch mein Studium geht diese Woche weiter.
Werden Sie nun von der Bildfläche verschwinden?
Ich hoffe nicht. Es würde mich sehr freuen, wenn sich ein paar Türen öffnen würden und ich mich als Vize-Miss-Schweiz für soziale Projekte engagieren könnte.
Werden Sie denn wie Ihre Vorgängerinnen auch bei der Miss-Schweiz-Organisation unter Vertrag genommen?
Das weiss ich noch nicht. Ich werde mich in Kürze mit der Organisation darüber unterhalten.
Julia Flückiger meinte einst, eine Vize-Miss-Schweiz müsse viel Eigeninitiative mitbringen und aktiv sein, um im Gespräch zu bleiben.
Das kann ich mir gut vorstellen. Und ich bin hoch motiviert, mein Bestes zu geben!