Ich habe an dieser Stelle kürzlich erwähnt, dass ich die ewig gleichen Neujahrsvorsätze in Jahrzehntvorsätze umwandle und es dann bis ins Jahr 2029 dabei belasse. Fürs dieses Jahr sollte kein neuer Vorsatz dazukommen. Das dachte ich zumindest. Doch unverhofft kommt ja bekanntlich oft. Und so fasste ich vor einigen Tagen doch noch einen Neujahrsvorsatz für 2020.
Wer mich kennt, weiss, dass «die Ruhe in Person» nicht unbedingt der Term ist, der mich am besten beschreibt. Ich habe als freie Journalistin ständig drei bis fünf Jobs gleichzeitig und erziehe noch zwei Halbwüchsige. Und das ist gut so. Wenn ich meine To-Do-Liste abarbeite und dazwischen noch Unvorhergesehenes erledige, schimpfe ich zwar des Öfteren, aber genau in diesen Situationen laufe ich zu Höchstform auf. Und ich sage es ungern, aber wenn ich mal nichts zu tun habe, werde ich nervös. Einfach mal «sein» ist nicht mein Ding.
«Kaum kommen sie nach Hause, werfen sie sich in Pijama oder Trainerhosen und fläzen sich auf ihrem Bett.»
Wer nun aber regelmässig mit Teenagern zu tun hat, weiss: Im Gegensatz zu mir ist einfach mal «sein» ganz genau deren Ding. Kaum kommen sie nach Hause, werfen sie sich in Pijama oder Trainerhosen und fläzen sich auf ihrem Bett. Man kann sich vorstellen, wie unglaublich beliebt ich mich mache, wenn ich nach fünf Minuten – für mich eine gefühlte Ewigkeit – im Türrahmen erscheine und mit der mir eigenen Engelsgeduld freundlich frage: «Hast du Hausaufgaben? Wann gedenkst du diese zu machen?»
Zu noch grösseren Unstimmigkeiten zwischen meiner pubertären Mitbewohnerin, dem pubertären Mitbewohner und mir kommt es jeweils in den Ferien. Gemäss Teenie-Definition genau die Zeit, um ohne Einschränkungen einfach zu «sein». Will heissen schlafen, chatten, gamen, fernsehen, in Ausnahmefällen sogar mal lesen. Aufstehen und etwas machen, worauf man Lust hat. Dann, wenn man Lust hat. Und wenn man keine Lust mehr hat, hört man wieder auf.
«Gerade als ich mich aufregen will, merke ich: Sie hat recht. Die Sonne scheint auch später noch.»
Gemäss meiner Defintion sind Ferien die Zeit, in der man endlich das machen kann, wozu man während der Schul- und Arbeitszeit nicht kommt. In der jetzigen Jahreszeit ist das vor allem Wintersport. Man kann sich also erneut vorstellen, wie beliebt ich mich mache, wenn ich morgens um halb neun – für mich ist das Ausschlafen, für sie mitten in der Nacht – dastehe und engelsgleich «Aufwachen, wir gehen auf die Piste!» flöte. «Warum so früh?», meint meine Tochter verschlafen. - «Weil die Sonne scheint!» - «Die scheint auch später noch. Also chills mal!»
Gerade als ich mich aufregen will, merke ich: sSie hat recht. Die Sonne scheint auch später noch. Wenn ich sie jetzt aus dem Bett und in den Schnee scheuche, nerven wir uns über die jeweils andere und haben danach stundenlang schlechte Laune. Ist es wirklich so wichtig, ob wir nun eine Stunde früher oder später auf der Piste sind? Nein, ist es nicht. Genausowenig wie ob sie nun diese Hausaufgaben ein paar Minuten früher oder später erledigen. So nehme ich mir vor, «es öfter mal zu chillen». Und wisst ihr was? Das ist gar nicht so schwierig. Ha! Was meine Kids können, kann ich schon lange!
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