Wenn Maya Brunner «Das Chunnt Eus Spanisch Vor» singt, haben meine Kinder null Ahnung, was sie damit meint. Und wenn ich sage, dass ich nur Bahnhof verstehe, dann tun sie genau das. Eine entsprechende Redewendung dafür, nichts zu kapieren, gibt es bei ihnen nicht. Was sie fragen, wenn sie nicht schnallen, was jemand meint? Ganz einfach: «Bro????»
«Bro» ist eine Abkürzung des englischen «Brother» und bedeutet eigentlich Bruder. Wenn ein Teenie es ausspricht («Brou») ist aber nicht unbedingt ein Geschwister gemeint, sondern ein Freund. Für diese Spezies Mensch hat die Jugend von heute diverse Bezeichnungen. Allen voran «Alter» - womit auch Mädchen gemeint sind. Das gleiche gilt für «Dude» (ausgesprochen «Duud»), was wirklich das englische Wort für Kumpel ist. Bei Online-Spielen fällt auch öfter das Wort «Digga» für einen Kumpanen. Das stammt nicht etwa vom englischen «Digger» (Gräber) (das ist ein separates Wort, so meinte mein Sohn mal, ein Mädchen sei ein «Golddigger», weil es sich immer einladen lasse), sondern kommt tatsächlich vom deutschen Wort «Dicker».
«Etwas, das «fett geil» ist, ist richtig toll. Wenn jemand hingegen dünn und schlaksig ist, ist er ein «Lauch».»
Dick ist also gut. Fett je nachdem auch. Das hängt von der Kombination ab, denn es ist eine Steigerungsform. Etwas, das «fett geil» ist, ist richtig toll. Wenn jemand hingegen dünn und schlaksig ist, ist er ein «Lauch». So war mein Sohn kürzlich beim Kleiderkauf überzeugt davon, dass er die Grösse XL braucht: «Steht das nicht für Extra-Lauch?»
Allerdings hat sich der Begriff, seit er im Wortschatz meiner Kids aufgetaucht ist, bereits gewandelt und wird mittlerweile auch für einen Schwachkopf verwendet. Ein «voll fetter Lauch» ist also ein totaler Blödmann. Und wenn dieser voll fette Lauch dann auch noch etwas furchtbar Blödes anstellt, ist er «total Cringe». «To cringe» (ausgesprochen «crinsch») bedeutet, sich für jemand anderen schämen.
«Der ist so Cringe» heisst «der ist zum Fremdschämen». (Ich persönlich vermute ja, das Auftauchen dieses Wortes bei den Kids hat irgendwas mit dem TV-Format «Der Bachelor» zu tun.) Der Begriff funktioniert übrigens nicht nur als Nomen, sondern auch als Verb: «Ich habe gecrincht» - ich habe mich für ihn oder sie (oder die Situation) geschämt.
«Ursprünglich bezeichnete der Begriff «Boomer» eine altmodische Meinung. Mittlerweile hat er sich gewandelt und steht dafür, dass einem die Meinung von jemandem herzlich egal ist.»
Womit wir beim allerseits beliebten Ausdruck «Okay, Boomer» wären - den die Erwachsenen, die meinen, sie hättens gecheckt, als Beleidigung für eine Generation auffassen. Das ist so nicht ganz richtig. Die Bezeichung stammt zwar vom Term «Babyboomer», welche die Leute meint, die in den geburtenstarken Jahrgängen von nach dem zweiten Weltkrieg bis in die Sechziger Jahre geboren wurden. Die Teenies verwenden ihn aber nicht für diese Menschen selbst - de fakto bezeichnen sie Erwachsene eher selten so.
Ursprünglich bezeichnete er eine altmodische Meinung. Mittlerweile hat sich auch dieser Begriff gewandelt und steht dafür, dass einem die Meinung von jemandem herzlich egal ist. Beispiel: «Du bist so Cringe!» Antwort: «Okay, Boomer». Will heissen: «Deine Meinung geht mir am Allerwertesten vorbei!» Alles klar? Na, also!
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